Ich wache von Nagellackgeruch auf. Es ist 7Uhr morgens und Lady Arzu hat einen Schoenheitssalon in ihrem Bett eroeffnet, in dem sie ihre Naegel lackiert. Ja, ihr lest richtig!
Ich schlafe nochmal ein und wir gehen wieder erst um 10 in Richtung Jack's Cafe. Es ist wirklich nett hier, tolle Atmosphaere und guter Kaffee und obwohl ich heute weiss, dass es auch Starbucks gibt, ist das der nettere Ort fuer ein Fruehstueck.
Fuer mich heisst Fruehstueck entweder Eier, Tost mit Marmelade, Muesli, French Tost, Pancakes,... Bei Arzu sieht das anders aus. Sie will Kaese, Tomaten, Gurken und heute morgen ein Steak Sandwich mit Pommes und Pfefferminz-Zitronenlimonade. Als wir unsere kulturellen Differenzen erkannt und uns darueber amuesiert haben, gehen wir ins Llamapath Buero, um den Rest unseres Trips zu zahlen, fuer Arzu einen Schlafsack zu mieten, Gehstoecke und bequemere Matratzen. Jetzt ist das ganze in Equador muehevoll zusammengesammelte Bargeld weg, was aber vielleicht nicht das Schlechteste ist, weil hier alle Bankautomaten funktionieren und ich in den USA auch kein Bargeld brauche.
In der kleinen Broschuere, die wir bekommen, sind alle Details zum Inka Trail und wir sind ein wenig geschockt, als wir sehen, dass wir an einem Tag ueber 1000m Hoehendifferenz nach oben haben werden. Was haben wir uns dabei gedacht? Wir sind keine Wanderer und denken, dass wir das meistern koennen?
Keiner von uns gibt das aber vor dem anderen zu und so arbeiten wir unsere Einkaufsliste ab, kaufen Snacks, Magnesium, Regenponchos, Koka-Bonbons, Baby-Tuecher, Deo,...
Zum Mittagessen sitzen wir auf einem schoenen Balkon und natuerlich kann der Nachmittag nicht ohne einen Starbucks Besuch enden sowie ein bisschen mehr Shopping und einer neuen Jacke fuer mich. Delta hat meine offensichtlich nie gefunden.
Dann entscheide ich mich, die schoene Tasche, die ich gesehen habe, muss in meine Sammlung - kann man einen Taschen- an Stelle eines Schuhticks haben? - und wir gehen zurueck. Zum Glueck nimmt er auch Euro und wir sparen uns eine erneute Tauschorgie.
Hunger haben wir noch keinen, also gehen wir so ins Hotel, um unsere Taschen, die wir von Llamapath fuer die Porter zum Tragen bekommen haben, zu packen.
Und hier beginnt die riesen Sauerei. Ich entscheide, alles schon Flugzeugfertig zu packen, vor allem die Souvenirs, die ich nicht nach Hause geschickt habe. Also packe ich wirklich alles aus, putze meinen Rucksack vom bolivianischen Staub und fange ganz von vorne an.
Arzu macht dasselbe und so ist es 10 bis wir mit allem fertig sind, inkl. der letzten Dusche fuer die naechsten Tage und wir machen das Licht aus, um zu schlafen. Ich hoere, wie Arzu einschlaeft, aber ich bin hellwach. Schlecht. Ich sollte schlafen, also schaue ich Serien auf meinem Ipod und hoffe, dass ich wegdoese. Das funktioniert aber nicht und ich mache mir mehr und mehr Sorgen, dass eine 4 Tageswanderung in dieser Hoehe fuer unerfshrene Wanderer wie uns keine gute Idee ist.
Es wird spaeter und spaeter und je mehr ich Arzu beim Schlafen zusehe, umso aengstlicher werde ich bis ich eine kleine Panikattacke habe. Ich sitze im Bett, atme schwer, mein Herz schlaegt sehr schnell. Ich kann nicht mehr atmen, mir wird schwindelig und ich weiss nicht, was ich machen soll. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich versuche daran zu denken, dass das nur 45km in 4 Tagen sind, was ja ueberhaupt nicht schlimm ist. Langsam werde ich ruhiger und versuche zu schlafen. 11:50pm, 01:30am, 2:15am, ich bin immer noch wach und mein Herz faengt wieder an, sehr schnell zu schlagen. Ich versuche mich damit zu beruhigen, dass ich Geschichten von anderen lese, die den Inka Trail nicht geschafft haben und finde einen Blog von einem Maedel, die auch dachte sie schafft das nicht. Aber hat sie auch in der Nacht vor dem ersten Tag nicht geschlafen? Ich habe Hunger und fuehle mich schwach. Ich habe keine Energie und schaffe es nicht mal aufzustehen. So werde ich das nie schaffen und ich denke darueber nach wie ich das Allen erklaeren kann, dass ich nicht mitkomme. Ich frage mich ob Arzu trotzdem gehen wird und hoffe ja. Sie sollte nicht wegen mir in Cusco bleiben.
Um 3:30am klingelt der Wecker und Arzu wacht auf. Sie sieht mich im Bett sitzen, schwer atmend und ihr sagend, dass ich nicht mitkomme. Ich habe ein sehr starkes Gefuehl, dass ich nicht mitkann und es nicht schaffen werde. Sie befiehlt mir die letzten Dinge zu packen und zumindest mit zum Bus zu kommen und mit dem Tourguide zu reden. Mein Herz schlaegt superschnell und als ich aus dem Bad komme, muss ich mich setzen, ich kann nicht atmen und will wirklich nicht mit.
Von meiner naechtlichen Recherche weiss ich, dass man in den ersten beiden Tagen noch mit dem Pferd wieder zurueckgebracht werden kann wenn man sich den Fuss verdreht oder wirklich nicht weiterkann. Mit diesem Hintergrundwissen und Arzu's Motivationsrede bin ich zumindest bereit mit zum Bus zu kommen.
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