Sunday, October 26, 2014

20. Oktober Rano Kau, der Vulkan

Heute schlafen wir ein wenig länger, ich checke gleich noch aus und stelle meinen Rucksack bei Ronaldo ab. Das mit dem Bezahlen klappt nicht so richtig. Das Kreditkartengerät bekommt keine Verbindung und ich lasse mich breitschlagen bar zu bezahlen. D.h. ich muss nochmal bei der Bank vorbei. 
Zuerst gehen wir aber zur Post und holen uns unseren Osterinsel Stempel für den Pass, auch meine Umschlagseite füllt sich jetzt so langsam. :)


Geld holen, bei LAN Pre-CheckIn machen weil die angeblich den Flug immer überbuchen und ich hier heute auf jeden Fall gehen muss, sonst werfe ich doch noch meine Reiseplanung um und bleibe in Südamerika :) Nicht, dass ich das nicht schon ernsthaft in Betracht gezogen hätte. Ich bn eingecheckt und jetzt fliege ich auch weiter... Morgen lieg ich an einem weissen Strand!

Heute klettern wir aber erstmal noch auf den Rano Kau. Es ist unangenehm kalt, der Wind fegt vom Meer über die Insel und macht das Laufen ziemlich unangenehm. Wir kämpfen uns durch und nur die immer besser werdende Aussicht entschädigt. 

In etwas mehr als 1h sind wir oben und werden fast weggeblasen. Nicht nur vom Wind sondern auch vom Vulkankrater. Wow, so einen schönen habe ich noch nie gesehen. 





Wir können beide nicht genug kriegen, kämpfen uns tapfer um den Krater herum und finden doch tatsächlich ein windstilles Plätzchen, an dem wir mit Carlos ins Gespräch kommen. Er ist aus Chile und erzählt uns, dass die Osterinsel Bewohner die Chilenen gar nicht mögen, weil sie lieber komplett unabhängig wären. Dabei bekommen sie so viel Unterstützung, kostenlose Bildung, Beihilfe bei den Flügen aufs Festland, Steuererlass,...
Aber so geht es hier ja vielen Inselvölkern. Sie wollen alle unabhängig sein. Fraglich ist, ob sie das schaffen würden.

Über ein ursprüngliches Dorf gehen wir wieder Richtung Stadt. 
Ach ja, es hätte auch eine Strasse gegeben, auf der man bis zum Vulkan hätte fahren können. Soviel dazu. Aber die Wanderung hat wirklich gut getan und ich bin froh, dass wir uns heute so viel bewegt haben, auch wenn wir die meiste Zeit gegen den Wind angekämpft haben.

Hanga Roa von oben

Carlos ist mit dem Fahrrad unterwegs und verabschiedet sich am Fuss des Vulkans. Wir laufen zurück und finden eine Empanaderia. Die Grösse der chilenischen Empanadas lässt wirklich keine Wünsche offen. :) Ich glaube Ronaldo wird hier diese Woche noch öfters essen.

Pia darf doch noch auf einem falschen Moai Platz nehmen

Um 5 starten wir die Shopping Tour. Ich brauche noch die obligatorischen Ohrringe und Ronaldo will einen Holz Moai. Die sind aber schweineteuer.
Es gbt 2 Artesania Märkte. Der Erste gefällt mir gar nicht. Man sieht, dass das alles im grossen Stil aus China importiert wurde, um es hier teuer an Touristen zu verkaufen. Nicht viel scheint wirklich selbstgemacht. Wir laufen weiter und unterhalten uns mit einem Ladenbesitzer, der genau das beklagt. Durch die Importware werden die Sachen, die wirklich hier von Künstlern noch selbst hergestellt werden, immer weniger wert. 

Im Markt bei der Kirche sieht es schon ein wenig besser aus. Da sitzen die Standbesitzer da und basteln an ihren Sachen. Jetzt muss man nur zwischen den importierten, die echten Sachen rauszufischen wissen. :)
Bei einer netten alten Frau finde ich 2 Schalen, die mir so gut gefallen, dass ich meinen Ohrringe-only Vorsatz über Bord werfe. Platz habe ich im Rucksack ja, nur kaputt gehen darf es halt nicht. Ich riskiere es und Ronaldo überlegt an einen Steinernen Ei mit Bemalung rum. Meins wärs nicht, aber wenn er meint. Am Ende nimmt er das hölzerne für 1/5 vom Preis. Die bessere Entscheidung meiner Meinung nach. Meine Ohrringe finde ich auch. Shopping erledigt. :) Das macht Spass.
Ach ja, und ich frage die Frau, was eigentlich mit dem Müll passiert, der hier entsteht. Sie sagt mir, dass viel recycelt wird, aber alles zurück aufs Festland geschifft wird. Das ist ja mal cool... So bleibt die Insel sauber. 

Heute ist es wirklich unangenehm. Zum Kaffee draussen zu sitzen ist wirklich bissig kalt. Die Inselbewohner stört das nicht. Sie haben alle Türen weit auf. 
Einen Sonnenuntergang kriege ich leider nicht mehr zu sehen. Es ist dicht bewölkt. Beim Abendessen krieg ich zum letzten mal ein Tostada Palta con Queso (Avocado mit Käse). In Asien wird es das wohl eher nicht geben. 
Und wir treffen nochmal auf Carlos. Er hat ein paar Chileninnen gefunden. Vielleicht sollte Ronaldo sich dazu gesellen, sonst ist er ab morgen ziemlich einsam. Er weiss so oder so nicht, was er die nächsten Tage noch hier machen soll. Er taucht 2 Tage, hat aber noch 6. Naja, das ist ja nicht mein Problem. :)

Suzuki bringt mich um halb 10 zum Flughafen, schenkt mir noch eine Kette mit einem Moai und trägt mein Gepäck zum Schalter. Ihn kennt hier wirklich jeder. 
In der Sicherheitsschlange lerne ich ein paar Deutsche kennen, die hier mit einer Reisegruppe unterwegs sind und Inseln im Pazifik abklappern. Osterinsel, Tahiti, Moorea, Bora Bora, heim. Das wär ja mal so gar nicht meins, aber wem's gefällt. 

Mit nur 20 min Verspätung und nicht mit den angekündigten 2-3h heben wir ab. Ich habe Beni, dem Host meines Hostels in Tahiti noch eine SMS geschrieben und hoffe, dass er mich abholt wenn ich trotzdem mit 1h Verspätung um 22:55 in Tahiti landen werde. 

Zum Bloggen habe ich heute im Flieger keine Lust, obwohl es dringend nötig wäre. Man vergisst die lustigen Geschichten einfach viel zu schnell. Ein guter Film, den ich nicht schon kenne, läuft aber auch nicht. :( dafür habe ich 2 Sitze und einen ipod.
Um kurz nach Mitternacht Ortszeit - 5h Zeitverschiebung zur Osterinsel, 12h Zeitverschiebung nach Deutschland und 16250km weit weg - landen wir in Papeete. 

Die Begrüssung ist der Wahnsinn. Da gibt es doch tatsächlich ein Podest, auf dem 2 Gitarrespieler im Sand sitzen und davor eine Tänzerin. Wie geil!


Die Passkontrolle ist wie in Europa nach EU/ Schengen und andere Pässe getrennt. Das ist ja merkwürdig. Aber klar, Französisch Polynesien gehört offiziell zu Frankreich. Die Tahitianer und anderen Inselchen hier haben alle einen französischen Pass. Das heisst aber auch, dass ich keinen Stempel in meinen Pass bekomme. Das kann jetzt gut oder schlecht sein. Ich hoffe, dass das in Australien kein Problem wird. Aber ich bin ja sicher auch nicht die Erste, die aus Tahiti in AUS landet. 
Jetzt brauche ich erstmal mein Gepäck und muss schauen, ob Beni sich gemeldet hat und mich abholt oder ob ich wie in einer Email vorher schon vereinbart ins Chez Fifi gegenüber vom Flughafen gehe und da schlafe. Warum ich nicht einfach ein Taxi ins Hostel nehmen kann, ist mir nicht ganz klar, aber darauf hat er in mehreren Anfragen nicht reagiert. Das wird schon klappen. Es ist noch ziemlich heiss, besser gesagt schwül.
Ich komme raus und überall wimmelt es von Schildchen mit Namen. Die Tourveranstalter haben Pinwände aufgestellt, auf denen alle ihre Schäfchen stehen. Ich sehe vor lauter Bäumen den Wald nicht und muss mich erstmal orientieren. Leider kann ich auch bei mehrmaligem Durchsuchen der Schildchen nirgendwo meinen Namen entdecken. Hmmm. Was nun? Erstmal das Handy zum laufen kriegen. Vielleicht hat er ja eine SMS geschrieben. Fehlanzeige. Mein Handy kriegt hier kein Netz. Es gibt nur Vodafone und mit denen hat O2 wohl keinen Vertrag. Also Internet, vielleicht hat Beni ja What's App. Aber kostenloses Internet gibt es auch nicht. :( Jetzt stehe ich da. Ich gehe nochmal direkt zum Ausgang und schaue alle Schildchen durch. Nichts! Naja, es ist kurz vor 1. Dann war ihm das wohl doch zu spät. D.h. wohl Chez Fifi... Aber ich brauche noch Bargeld. Der Automat spuckt nichts aus, aber es gibt einen Wechselautomaten. Mit 20USD sollte ich die erste Nacht überleben. Der Automat gibt mir 1200 CFP. Ich schaue ein letztes Mal, sehe aber niemanden. Geh ich zum Taxistand. Mein Zeug ist schon drin, aber die Taxifahrerin wirft mich wieder raus. Das Chez Fifi ist nur über die Strasse von hier. Ich laufe los. Es ist dunkel, schwül und ich fühle mich alles andere als willkommen hier. Wären nicht die nette Begrüßung gewesen, hätte ich ernsthaft Bedenken, dass ich in Frankreich gelandet bin - nette Elsässer, die zur Family gehören natürlich ausgeschlossen!

Das Eisentor an dem nach Wohnhaus aussehenden Chez Fifi ist angelehnt. Ich wage mich durch und es kommt zum Glück kein zähnefletschender Hund ums Eck. Das sieht alles sehr wenig nach Hotel aus. Schliesslich finde ich auf einem Bett auf der Terrasse einen schnarchenden Mann in Unterhemd und Unterhose. Sehr sexy ist das nicht.
Ich klopfe an den Holzpfosten, aber ohne Erfolg. "Hola!" Er wacht auf, kapiert aber nicht was ich hier will. Ich versuche ihm auf französisch zu erklären, warum ich hier bin, aber es kommen nur spanische Wörter dabei raus. Er holt seine Tochter (?), die Englisch spricht. Auch sie hat nicht wirklich was an. Ich erkläre nochmal und zeige ihr die Email von Beni. Sie hat keine Ahnung wovon ich rede und ich gebe auf. Ich frage ob sie ein Zimmer für mich hat und sie zeigt mir eins. Es ist ungemütlich, riecht verschimmelt und feucht, das Bad ist eklig, aber was bleibt mir anderes übrig. Über den nächsten Typen, der hier direkt vor meiner Zimmertür auf dem Sofa schnarcht, sehe ich grosszügig hinweg. Wenigstens das Internetkennwort kriege ich noch aus ihr raus, bevor sie wieder ins Bett geht. 
Ich fühle mich nicht sicher, eklig, heiss und dreckig. Aber was soll's. Morgen ist ein neuer Tag. Wenigstens ist das Internet so schnell, dass ich die ganze Nacht Fotos hochladen kann. 

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