Sunday, October 26, 2014

19. Oktober Das blaue Meer

Um halb sieben fahren wir los, um hoffentlich einen tollen Sonnenaufgang zu sehen. Es ist bewölkt, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aussedem sind wir jetzt eh schon wach, dann können wir auch los.

Viel zu früh sind wir dort und wären sogar fast noch dran vorbeigefahren. Zum Glück sind schon ein paar Autos da, die noch früher gekommen sind. Ein bisschen können wir noch im "wärmeren" Auto warten. Es ist noch stockdunkel. 
Zusammen mit einer Handvoll anderer Touristen, aber auch Einheimischer warten wir jetzt darauf, dass die Wolken verschwinden und wir die Sonne auch wirklich hinter den Moai aufgehen sehen. 
Anstatt sich aber zufzulösen, werden wir erstmal ein wenig nass. Es regnet. :(

Ein Einheimischer mit dem ich mich unterhalte, erzählt, dass es vor 20 Jahren noch nicht so kalt war hier und es nicht so viele Regentage gab. Der Klimawandel ist auch hier angekommen. 
Und um 7:37 ist der Horizont voller Wolken. Erst ca. 15 min später bildet sich ein Loch und die Sonne lugt durch. Das ist jetzt wirklich toll!



Beim Frühstück brauchen wir im Anschluss so lange, dass es uns nicht mehr in die viel angepriesene Sonntagsmesse reicht. Eigentlich ist das schade. Das hätte ich schon gern gesehen.
Die Amerikaner checken schon aus und fliegen heute zurück nach New York. Ronaldo und ich machen uns auf den Weg nach Rano Raku, einem der 2 grossen Vulkane. Hier gibt es eine Menge Moai,ndie scheinbar zufällig auf dem Hügel verteilt sind.


Wir finden einen, der noch zur Hälfte im Berg drin ist. Die Moai sind alle aus einem einzigen Stück Stein. D.h. sie wurden direkt aus dem Berg geschlagen. Wie sie transportiert wurden, ist mir ein Rätsel. Tatsache ist, dass diese Insel eine sehr starke Energie ausstrahlt. 
Heute windet es sehr stark und es ist manchmal wirklich schwierig dagegen anzulaufen.

Wir bahnen unseren Weg auf den Vulkan, in dessen Krater sich ein wunderschöner See gebildet hat.


Hier hätte ich Bock auf ein ruhiges Plätzchen im Schatten ohne Wind und einfach ein bisschen ausruhen. Leider klappt das nur bedingt, wobei das, was wir jetzt erleben durchaus spannend ist.
Mit uns kommt eine riesen Meute Amerikaner und ein paar Latainamerikaner im Krater an. Sie sind sehr laut, stören die Ruhe und Kraft, die der Ort ausstrahlt. Mitten unter ihnen ist eine in Seide und Tüll eingehüllte junge Frau, die getragen wird. Es werden Lautsprecher aufgebaut und so ziemlich jeder Schattenplatz in Beschlag genommen. Grrr!
Wir laufen ein Stück weg und pflanzen uns unter einen Baum. Aus der Ferne kriegen wir nun live alles mit. Das isr eine spirituelle Gruppe, die diesen Ort als heilig empfindet. Ein Einheimischer spricht auf Spanisch und erzählt, dass er heute morgen schon hier war, um die Geister um gutes Wetter zu bitten,  Sonne für den Tag und dass die anderen Wetterverhältnisse ihre Arbeit bitte wann anders verrichten sollen. Er ist froh, dass alle ihm hierher gefolgt sind und will etwas singen. All das wird im übrigen auf Englisch übersetzt. 
Nach seinem Gesang kommt die in Tücher gehüllte Frau nach vorne und spricht in Dialekt, hawaiianisch, wie sich später rausstellt. Auch sie dankt Gott und den Geistern für diese Zusammenkunft und die Möglichkeit heute hier zu sein. 
Das ist alles sehr bizarr. 


Und dann kommt ein amerikanischer Sprecher, der auch gut und gerne im amerikanischen Bibel TV auftreten könnte. Zuerst macht er einen kleinen Witz, dass er, wenn er vor sich schaut - ein Hocker und Pferdesch... - zwei unterschiedliche Arten von Stuhl sieht! Haha... Das kann nicht übersetzt werden und nur die Amis lachen. 
Es folgt eine flammende Rede über die Geister, die Kraft und wie gross Gott ist. Es ist kaum auszuhalten. Wir müssen dann doch gehen! Das gleicht mehr einer Sekte als allem anderem. Spiritualidad!

Auf dem Rückweg baue ich mehrmals fast einen Unfall weil ich meine Augen nicht vom Meer lassen kann. Das ist so unglaublich blau!!!




In Hanga Roa finden wir ein Restaurant, in dem eigentlich nur Einheimische essen. Das ist doch mal eine angenehme Abwechslung zu den teuren Restaurants. Nur gibt es hier nur Sandwiches, Hamburger und Pommes. Meine Avocado Phase ist noch nicht vorbei und ich bestelle Fajita Italiano... Das ist mit Tomate, Mayo und Avocado, wie in der italienischen Flagge. :) die Chilenen lieben das. Eigentlich wollen wir jetzt auch noch auf den anderen Vulkan wandern, aber Ronaldo will auch noch die Höhlen sehen. Wir finden eine, die eine Wahnsinns-Energie ausstrahlt. Das ist schon fast beängstigend. Das Wasser ist so unglaublich blau, dass man es kaum fassen kann. Es schaut aus, als ob jemand eine Desinfektionstablette ins Meer gekippt hätte.



Von hier fahren wir auf die andere Seite der Stadt. Da soll es eine Höhle geben, die 2 Ausgänge hat. Ich als nicht-Höhlenbegeisterter finde das nicht unbedingt so spannend, aber Ronaldo ist ganz wild drauf. Also tigern wir los, über den Weg direkt am Meer entlang. Und sagen wir mal so... Ich bin froh, dass wir 4-Rad-Antrieb haben und mein Papa mir Autofahren gelernt hat. Das was hier als Strasse eingezeichnet ist, verdient keinen derartigen Namen. Es erinnert ein wenig an den ersten Tag in Costa Rica und die Strasse auf dem Vulkan zu unserer Unterkunft. 
Auf ca. halbem Weg kommt uns ein Kerl entgegen und ich will wissen, ob es überhaupt Sinn macht so weiterzufahren. Schon nach dem "Hello" weiss ich wo er herkommt. "Deutsch?" -"Äh, ja!" Der Pottler sagt, dass es schon geht, aber nur wenn man ein geübter Autofahrer ist, was er scheinbar für sich nicht unterschreiben könnte :)
Und tatsächlich schaffen wir es bis zu einem kleinen Abhang, der nun auch mir Schweiss auf die Stirn treibt. Ronaldo ist schon ausgestiegen. Wir sind nicht das einzige Auto, das hier kapituliert. 


Aber die Höhle ist auch nur 20m weiter. Ich schau mir nur das Einstiegsloch an. Ganz schön duster. Ronaldo geht ganz durch und ist superhappy als er wieder zum Vorschein kommt. Na, dann sind wir ja alle glücklich. Wir nehmen denselben Weg wieder zurück. Mein Angebot, dass Ronaldo fährt, lehnt er dankend ab. :) Vorbei am toten Pferd - davon gibt es hier einige, weil alle wild sind und niemandem gehören - und dem Menschen-Friedhof mit sehr vielen bunten Blumen ruckeln wir Richtung Stadt. 
Jetzt wollen wir Kaffee, aber am Sonntag hat hier alles zu. Ausserdem ist noch Siesta Zeit. Eins finden wir und die Unterhaltung klappt immer besser. Wir müssen wirklich ein lustiges Pärchen abgeben.

Ein bisschen Zeit haben wir noch bevor wir das Auto abgeben müssen. Am ersten Tag haben wir Statuen nahe eines Hauses gesehen und fragen uns, ob die wohl auch echt waren. Wir fahren hin, stellen aber schnell fest, dass wir hier auf Privatgrund sind und die Moai viel zu neu sind. Das war dann wohl nix. 

Vor unserem Restaurant sitzen wir jetzt mit Schoki - Hersheys aus Brasilien mitgebracht :) - und surfen im Netz. Ich plane schon Tahiti und Ronaldo lädt Fotos bei FB hoch. Das ist hier nicht wirklich einfach. 
Um 8 hat noch kein Restaurant offen, nur die Cafes, die wir heute nachmittag gebraucht hätten. Da ist es dann halt hier doch wieder wie in Südamerika. :)
In einem wirklich noblen Restaurant essen wir schliesslich polynesischen Thunfisch, der wirklich ausgezeichnet schmeckt. Dazu kriegt Ronaldo ein Corona im Weizenglas serviert. Ich lach mich halb kaputt.
Bei uns im Restaurant ist schon wieder dieselbe Show wie am Freitag und ich erwische eine Tänzer. Heute frage ich ihn, was er drunter hat und er zeigt es mir. Es ist wirklich nicht viel und das bisschen scheint aus Gräsern zu sein. Na, wenn das mal nicht kratzt :)

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