Die Mädels sind schon um 4:45 sehr leise aus dem Zimmer verschwunden. Meine Tour holt mich zwischen 7 und 7:40 ab, also bekomme ich mal wieder keinen Kaffee. Irgendwie ist mir aber auch nicht danach.
Der Nachtportier macht mir trotzdem einen und aus Höflichkeit trinke ich eine Schluck. Bis halb acht mache ich mir keine Sorgen. Eine Engländerin kommt und gesellt sich zu mir. Auch sie wartet auf einen Tourbus. Es klingelt mehrfach, aber jedes Mal ist es einer der Angestellten, der Brotlieferant und um kurz vor acht schliesslich die Tour für Francine. Ich sitze immer noch da und warte geduldig... Um 10 nach acht fange ich an den Tourveranstalter zu googeln und lese gerade darüber wie schlecht sie sind und vor allem wie spät sie einen erst abholen, als es endlich für mich klingelt.
In der letzten Reihe des Mini-Busses ist noch ein Doppelsitz frei, den ich gleich mal in Beschlag nehme. Was ich so sehen kann, sind ausser mir nur noch 2 jüngere Pärchen an Bord. Der Rest sind Ältere. Und ich scheine Glück zu haben. Ich war wohl die Letzte, die abgeholt wurde. Die etwas wilde Tourguide erklärt in rasend schnellem Spanisch, dass wir jetzt noch an einem kleinen Laden halten, damit jeder sich noch mit Wasser, Kaugummi und sonstigem eindecken kann. Dann fahren wir los.
Der Versorgungsstop dient allerdings in allererster Linie dazu, dass Maria Laura eine Zigarette - oder auch 2 oder 3 - rauchen kann.
Nach dem Stop fahren wir aber nicht aus der Stadt raus sondern zurück ins Zentrum. ????? Warum das denn? Bis wir vor einem Hotel halten und die 3 Damen vom Grill einsteigen, kapiere ich das nicht. Die drei müssen sich auf die restlichen 3 Plätze verteilen und der Koloss mit geschätzten 150kg landet neben mir, zum Teil auf mir. Sie entschuldigt sich kurz und unterhält ab sofort den ganzen Bus während ich immer weiter ans Fenster gedrängt werde und bei jedem Aussteigen eine feuchte Seite habe. Das kann ja lustig werden bis heute abend um 8.
Wir sind noch keine 1/2 Stunde unterwegs als wir von der Polizei aufgehalten werden. Der Bus ist nicht mehr der Beste, die Scheiben haben alle schon einen Sprung und die Motorklappe geht nicht mehr zu. Über eine halbe Stunde diskutieren der Fahrer und Maria Laura mit den Ordnungshütern. Ich bin schon darauf gefasst, dass wir auf einen anderen Bus warten müssen und schaue mir die Kirche an vor der wir stehen. Doch plötzlich geht doch alles ganz schnell und wir dürfen weiterfahren. Argentinien halt. :)
Noch ist die Landschaft alles andere als spektakulär wie alle sagen. Ich schlafe in meine Ecke gedrängt ein. Und schon halten wir wieder an. Der Nikotinspiegel unserer Freundin scheint niedrig und die Kommission vom Restaurant vor dem wir halten, ist wohl gross genug. Ich nehme einen Cafe con leche und setze mich zum offensichtlich Europäischstämmigen in meinem Alter. Seine Freundin schaut sich den Schmuck an und er raucht auch eine. Auf der anderen Strassenseite reiten zwei Gauchos vorbei. Das ist wohl das richtig argentinische Leben hier.
Eigentlich wollten wir ja in Alemania - ja, richtig gelesen, Deutschland - halten, aber da gibt es nichts. Wir sehen es vom Bus aus. Anhalten werden wir nicht. Schade! Das hätte ich wirklich gern gesehen.
Dafür kommt kurz danach die atemberaubende Landschaft von der alle so schwärmen...
Aus dem Bus heraus mache ich viele Fotos und würde gern viel öfters anhalten, aber das passiert leider nicht. Auch die beiden Iren, die übrigens doch kein Paar sind sondern nur Reisebuddies, sind enttäuscht, dass wir immer nur da anhalten, wo es auch etwas zu kaufen gibt und nicht bei den natürlichen Sehenswürdigkeiten. Maria Laura macht einen lausigen Job. Sie liest die Geschichte des Tals aus einem Heft vor und betont immer wieder, dass sie hier für nichts verantwortlich ist. Wenn es Probleme geben sollte, sollen wir uns direkt ans Reisebüro wenden. Der Einzige, der ein bisschen weiss, was wir sehen wollen, ist Maxi, der Busfahrer. Er deutet hin und wieder auf etwas hin, das wirklich beeindruckt. Mit Maria Laura sehen wir die drei Kreuze - einfache, aus Holz zusammengenagelte Kreuze, die weiss angemalt sind - und den Frosch - eine Steinformation, die einer Kröte ähnelt. Und sie sieht überall das beste Stück von Maxi in der Natur und verspricht uns, dass das des Busfahrers mindestens so gross ist. Wollen wir das wirklich wissen?
In Cafayate fahren wir zuerst zum Artesanias Markt. Ich freue mich weil ich mir - auch wenn ich nichts mehr kaufen kann weil ich nicht alles mit mir um die Welt schleppen kann - die bunten Sachen gerne anschaue. Aber weit gefehlt. Wir halten an einem Laden, der Artesanias verkauft wie in einem Supermarkt. Das hat nichts mit einem typischen Mercado zu tun. Ich bin sauer, vor allem als ich sehe, dass Maria Laura eine Kiste aus dem Laden trägt, für die sie offensichtlich nicht bezahlt hat. Ist das eine Kaffeefahrt? Wo sind die Heizdecken? Auch Christelle und Tom sind stinkig und haben keinen Bock auf so eine Art von Tour. Das gemeinsame Mttagessen lassen wir ausfallen. Ich esse meine Banane und ein paar Cracker und die beiden ihr Mitgebrachtes. Nur wie kriegen sie die Thunfischdosen auf? Ich gehe ins nächste Restaurant und frage. Die beiden können nicht genug Spanisch obwohl sie sich auf einem Sprachkurs kennen gelernt haben.
Cafayate ist nicht besonders beeindruckend. Eine kleine Touristenstadt. Bevor wir wieder nach Hause fahren, machen wir endlich das, wofür meine Nebensitzerin mitgekommen ist - die Weinprobe. Wir halten an einer Bodega neben einem Weingut an, bekommen eine 5 min Führung und 2 /
Schluck Wein, einen weiss - sehr süss, nicht mein Ding - und einen rot ins selbe Glas, den ich gar nicht erst probiere. Meinem Bauch geht es zunehmend schlechter.
Anscheinend wird der Wein auch in Deutschland verkauft. Interessant. Und 2 Kisten verschwinden im Bus. Meine Nebensitzerin hat nichts gekauft und ist ein wenig enttäuscht, dass es nur 2 Schluck Wein gab.
Auf dem Rückweg halten wir endlich an, damit wir auch mal die Landschaft selbst anschauen können. Nein, das ist es natürlich nicht. Es gibt wieder etwas zu kaufen und ein Lama, das man fotografieren darf. Trotzdem gehen die Jüngeren alle erst einmal auf die andere Strassenseite zu den wirklich spektakulären Bergen.
Ich quetsche mich wieder in den Sitz und freue mich, wenigstens ein Panorama bekommen zu haben.
Doch wir halten nochmal an - bei den 3 Kreuzen. Die finde ich nun wiederum so langweilig, dass ich nach dem Gruppenfoto sofort auf den kleinen Hügel steige und nochmal die wirklich atemberaubende Kulisse anschaue.
Das ist es, wofür ich gekommen bin. Nicht irgendwelche Frösche, Holzkreuze oder Shops.
Beim Einsteigen in den Bus frage ich Maxi ob es möglich ist in Alemania zu halten, damit ich mein foto mit dem Schild bekomme. Aber sicher meint er. Und tatsächlich hält er, aber leider nicht am Schild sondern an einem Aussichtspunkt aussehalb. Egal. Ich bin "daheim" :)
Für den Rest der Fahrt gönne ich mir Musik aus dem iPod. Ich kann das Geschrei von meiner Nebensitzerin, die immer noch mehr Platz braucht, einfach nicht mehr hören. Meinem Bauch geht es nicht gut und ich will nur noch hier raus.
In Salta geht die Hoteltour wieder los und jeder wird bis vor die Tür gefahren. Im Zentrum wird mir das zu blöd und ich steige aus. Da lauf ich lieber heim.
Eigentlich wollte ich mir noch die berühmten Empanadas aus Salta kaufen, aber so gut geht es mir nicht. Mit einer Cola gehe ich ins Zimmer und bin heute nacht auch allein, was mir entgegenkommt.
Hier muss ich auf alle Fälle noch einmal herkommen, aber nur mit einem Mietauto.
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