Friday, October 3, 2014

02. Oktober Wandern im Feuerland Nationalpark

Der grosse Wanderer war ich ja noch nie. Heute wache ich zu allem Übel mit Kopfweh auf. Das liegt hoffentlich nur daran, dass ich gestern sehr wenig getrunken habe. Auch sonst fühle ich micht nicht bestens, aber den Nationalpark will ich mir auch nicht entgehen lassen. Um 10 geht's los und mit 2 Kaffee gestärkt, schaffe ich das schon. Vorsichtshalber nehme ich eine Tablette...

Bevor wir losfahren, erklärt ein Guide, der dann wieder aussteigt, welche Wege begehbar sind und welche nicht. Eigentlich sind es wirklich nicht viele, aber lohnen sollte es sich hoffentlich trotzdem. Nach einer Stunde Ruckelfahrt hält der Busfahrer und erzählt in schnellem Spanisch etwas von einem Weg, den man von hier gehen kann, oder aber er fährt einen noch weiter und man kann da seine Wanderung starten. Alle steigen hier aus, also gehen wir auch. Eigentlich hatte ich auf eine Toilette gehofft, aber vor heute nachmittag werde ich wohl keine sehen. Das heisst ... Wild pinkeln... :)
Wir lassen uns zurückfallen, machen ein paar Fotos und ich verkrieche mich hinter einen Busch. Und schon knackt es in Wäldchen vor mir und 2 Touristen kommen aus dem Gehölz. Zum Glück sind sie auf den Weg - nein, auf ihre Schritte, denn auf den Weg sind sie nicht - fokussiert und sehen mich nicht. 

Bis zum Lapataia See sind es nur 20 min. Die Aussicht ist schön und hier ist schon wieder das Ende. Das Ende der Ruta 3, die durch ganz Argentinien führt. 


Wir hätten gern ein Foto von uns und dem Schild. Doch bevor wir schauen können, welcher Europäer in der Nähe ist - Erklärung folgt - kommt ein Argentinier auf mich zu und fragt, ob ich ihn fotografieren könne. Klar!
Er gibt mir genaue Anweisungen, wo er stehen wird und wie das Bild aussehen soll. Kein Problem. Ich fotografiere ihn ein paar mal und er scheint happy mit dem Ergebnis. Jetzt bietet er uns denselben Service an und wir nehmen dankend an. 
Er macht 2 Fotos, wir bedanken uns und laufen weg. Zur Sicherheit schaue ich sie nochmal an. Zum Glück! Er hat es doch tatsächlich geschafft, das Schild abzuschneiden und zwar auf beiden Fotos! 
Was ist der Sinn und Zweck von einem Foto neben einem solchen Schild? Die Antwort sollte international dieselbe sein, aber ganze Völkergruppen haben das noch nicht verstanden. Wenn ich an einem schönen Ort bin und ein Foto von mir machen lassen möchte, dann sollte erkennar sein, wo ich bin. Portraits von mir kann ich auch daheim machen lassen. Da brauche ich nicht um die halbe Welt zu fliegen. Ich raste wirklich aus...
Das machen wir doch gleich nochmal. Ich kralle mir den Nächsten, stelle ihn genau da hin, von wo aus ich das Foto gern gemacht hätte und verbiete ihm, am Zoom zu drehen. Ich erkläre ihm genau, was alles auf dem Bild sein muss und stelle mich dann neben die schallend lachende Yvonne. 
Das Ergebnis lässt sich sehen! Geht doch!


Die Wanderkarte, die wir am Parkeingang bekommen haben, verdient kaum den Namen Karte. Die wenigen Wege, die es gibt, sind schlecht eingezeichnet und das, was auf den Wegen mit Nummern markiert ist, findet sich nicht so auf der Karte wieder. 
Vom See aus wissen wir nun nicht so recht, wo wir hinlaufen müssen. Wir fragen und ein Busfahrer schickt uns die Strasse entlang bis nach rechts die No 4 abbiegt. Nach ein paar Metern biegt wirklich ein kleiner Weg ab, aber ohne Beschriftung. Ist das nun schon der, den wir suchen?
Wir gehen weiter. Auf einmal kommt nach links die No 5... Also sind wir zu weit gelaufen. Nehmen wir halt den.
Am Biberdamm hoffen wir, die kleinen Kerlchen zu sehen, haben aber kein Glück und so wandern wir querfeldein durch den Wald zu einem wunderschönen Platz für eine Mittagspause. So lässt es sich schon leben.



Irgendwie geraten wir wieder auf unseren Anfangsweg zurück und laut Karte müssen wir jetzt an der Strasse entlang bis zur Confiteria de Lago Roca laufen, von der aus nachher der Bus abfährt. Der Wind wird immer stärker und mir tränen unter der Sonnenbrille die Augen. Wir müssen richtig kämpfen, um noch vorwärts zu kommen. Das macht keinen Spass!
Am Visitor Center suchen wir uns ein windstilles Örtchen um rauszufinden, ob der Bus auch hier fährt. Aber davon steht nichts, also kämpfen wir uns die letzten 500m zum Campingplatz. Von hier aus ginge jetzt noch ein Wanderweg am See entlang, aber ich bin durch. Das Kopfweh ist zurück, der Fuss tut weh und meine Ohren stechen vom Wind. Und schon wieder bin ich es, die aufhören will. Yvonne steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Ich biete ihr an, hier zu warten während sie die 2h noch nutzen könnte, um den Weg zu gehen. Man muss ohnehin denselben Weg wieder zurück wie hin. Ich hätte nichts dagegen hier im Cafe zu warten. Aber alleine will sie auch nicht los. Also fahren wir zurück nach Ushuaia, lassen uns in der Post noch den obligatorischen Stempel in den Pass geben - in der Umschlagseite für mich, damit ich hinten Platz spare - kaufen für's Abendessen ein und legen uns dann erstmal hin.
Die Jungs kommen vom Snowboarden, sind aber nich besonders überwältigt, oder zeigen es nur nicht so.

Ich muss nochmal eine Tablette gegen das Kopfweh nehmen und merke auch die Verspannungen in den Schultern. Mit Finalgon verbrenne ich mir dann nicht nur fast den oberen Rücken sondern unbsichtlich auch die Wange als ich mir mit den Fingern durchs Gesicht streiche, bevor ich die Hände gewaschen habe. 
Da sitze ich nun und blogge, unterhalte mich mit dem netten Schotten und lese ein bisschen. 
Ein Argentinier kommt rein und fängt an mit mir zu plaudern. Leider verstehe ich keinen Ton von dem was er sagt. So mussten sich die Hochdeutschen in Dingolfing vorgekommen sein als die Niederbayern mit ihnen gesprochen haben. :)

Später versanden wir mit dem Deutsch-Schweizer Pärchen bei ein paar 1Liter Flaschen Bier bis uns unser Hostel Drachen aus dem Essbereich vertreibt und wir den Rest im Wohnzimmer trinken müssen. Auch nicht so schlimm :)

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