Und schon wieder stehen wir früh auf. Vor dem Hotel brennt ein kleines Müllfeuer und die Männer wärmen sich daran. Um 6 stehen wir am Fluss, unser Bootsmann ist schon da. Die Sicht ist einigermassen ok und so entscheiden wir uns für die Bootstour. Heute sind wir besser ausgerüstet mit Mütze und Handtüchern, damit es uns nicht wieder friert.
Es ist schon ganz schön viel los am Fluss. Die meisten, die sich hier im Moment tummeln - nur Männer übrigens - waschen sich, bzw. baden. Einige beten auch während sie im Wasser stehen.
Jungen verkaufen wieder die Kerzenschiffchen - für gutes Karma am Morgen. Es ist wirklich unglaublich, was hier alles Karma macht... So lange es den Einheimischen nutzt, ist es gut.
Unser Bootmann kauft gebackene Nudeln und wirft sie in den Fluss. Häh? Es dauert nur wenige Sekunden bis Hunderte Vögel, Möwen um genau zu sein, da sind und uns umzingeln. Arzu wäre wahrscheinlich vor Angst aus dem Boot gehüpft.
Wir fahren an der Yogastelle vorbei. Das ist wirklich witzig. Hier sind alle auf den Treppenstufen aufgereiht und einer brüllt ins Mikro, was gemacht werden soll.
Und wir fahren an einem der vielen Verbrennungsorte für die Leichen vorbei.
Auf der anderen Fluss-Seite sehen wir die Sonne aufgehen, ganz schwach, aber sichtbar, über dem Müll, der sich dort auf der langsamer fliessenden Seite ansammelt.
Im übrigen wird der nicht weggeräumt. Wenn Monsoon ist, spült es den ja weg. Dann haben sie kein Problem mehr damit. Klar. So machen wir das auch immer. :)
Der Bootmann packt ein kleines Päckchen aus. Pan. Das ist der merkwürdige Kautabak, der in ein Blatt eingewickelt ist und von dem man überall in der Stadt die Spuren in Form von roten Spuckflecken sieht.
An dem Ghat, an dem gestern abend die Zeremonie stattgefunden hat, wollen wir aussteigen. Das geht aber erst nachdem wir dem Hotel versichert haben, dass das unser eigener Wunsch ist und uns der Bootmann nicht einfach rausgeworfen hat.
Auch hier wird fleissig gebadet, gebetet und mit Wasser um sich geworfen. Ein altes Ehepaar steht mit den Füssen im Wasse und hinter ihnen ein Priester, der ein Gebet aufsagt. Es ist wirklich spannend, was sich am heiligsten Ort der Hindus so abspielt.
Sobald wir uns vom Wasser entfernen, stolpern wir über die Bettler. Denen kann der Fluss wohl nicht helfen.
Für 5 Rupees bekommen wir eine Tasse Tee. Morgens schaut der Topf auch noch einigermassen sauber aus. Ich bin mir sicher, dass auch ich jetzt zu denen gehöre, die Ganges Wasser trinken, aber wenigstens ist es schonmal aufgekocht und schmeckt nach Gewürzen.
Und schon wieder rempelt mich eine Frau an. Ich gebe kein Geld. Aber sie zeigt mir was... Sie hat 2 1€ Münzen und fragt mich, ob ich sie ihr tauschen kann. Aber sicher doch. Ich habe keine Ahnung wer auf so eine Idee kommt, einer Inderin Euros zu geben. Sie will 200, das sind aber mehr als 2.50 und Deepak bietet 150. Sie ist nicht happy, weil aber ein Polizist neben uns steht, akzeptiert sie. Besser als nichts.
Neben dem Teestand verkauft eine Frau Zweige. Ich frage Deepak, ob das die kleine Art von Brennholz ist und er erklärt mir, dass die Zweige zerkaut werden. Das ist der Ersatz für Zahnbürsten. Ich kann es nicht glauben.
Der Marktplatz schaut aus als ob alles schon gelaufen wäre. Der Müll liegt überall und zwischendrin sitzen die Frauen mit ihrem Gemüse. Aber halt, die bauen erst auf. Den Müll bringt dann schon noch jemand weg... Der Fluss ist ja nicht weit.
In den engen Gässchen dieser superalten Stadt stehen und laufen überall Kühe. Man muss höllisch aufpassen nicht in einen Kuhfladen oder Hundesch... zu treten und trotzdem passiert es, mal wieder. Hier wird alle paar Meter Tee gekocht.
Wir verirren uns fast in den Strässchen und finden kaum wieder zum Hotel.
Dort frühstücken wir erstmal und legen uns nochmal hin. Ich bin wirklich saumüde und schlafe sogar nochmal richtig ein bevor wir auschecken müssen.
2. Runde... Der Rezeptionist begleitet uns in den Mugul Town. Das ist das Muslimviertel, in dem hauptsächlich Stoffe hergestellt und Sarees bestickt werden. Das ist alles Handarbeit.
Wir schauen bei einer Weberei durchs Fenster und der Besitzer (?) kommt, fragt, wo ich herkomme und kann sogar ein wenig Deutsch. Er erklärt uns ganz genau, wie ein Saree entsteht und will uns dann natürlich auch etwas verkaufen. Wir haben aber kein Interesse mehr. Unsere Koffer sind voll.
Unten am Fluss ist jetzt noch mehr los. Die Frauen sind da, haben gewaschen ind jetzt liegt die ganze Wäsche ausgebreitet auf den dreckigen Steinen oder hängt im günstigsten Fall an einer Leine. Das ist schon der Wahnsinn wie das hier läuft.
Neben den Wäscherinnen sind natürlich auch die Duscher da, und wenn man genau hinschaut, pinkeln auch welche direkt daneben in den Fluss. Das ist hier ohnehin völlig normal. Wenn der Mann muss, dann muss er eben und dann geht er... An eine Hauswand, an einen Zaun, in den Fluss...
Wir kriegen alles angeboten... Hauptsächlich Bootsfahrten, aber auch Haschisch und Opium. Als es Deepak zu blöd wird, verwickelt er einen der Jungs in ein Gespräch und fragt ihn, was das Tolle am Hasch ist. Der antwortet doch prompt, dass man dann Gott sehen kann und das bringt Glück. Die Religion muss doch wirklich für alles herhalten.
Je näher wir dem HauptGhat kommen, umso häufiger sehen wir meine Lieblingsszene... Die Friseur/ Rasierstühle im Freien. Deepak hat sich schon ein paar Tage nicht rasiert und das nutzen die Jungs. Sie bieten ihm mehrfach an, ihn zu rasieren. Oh, das hätte ich gern gesehen, aber Deepak verzichtet. Auch die Massage auf den harten Holzbrettern will er nicht. Komisch.
Und ich dachte immer die Kühe in Indien sind alle sehr friedlich. Bis jetzt. Hier streiten sich zwei weibliche Exemplare, knallen mit den Hörnern aneinander.
Und ich habe noch Suppe aus Argentinien von meinen paar Tagen Krankheit. Die schleppe ich seither mit mir rum und denke, dass ich sie evtl. nochmal brauche, wenn ich hier Bauchschmerzen habe. Aber meine Zeit in Indien ist fast vorbei und ich bin ok. Ich will sie also jemandem schenken, der sie brauchen kann.
Nur ist es auch hier leider so wie überall. Eine Bettlerin kommt mit Kind auf dem Arm an und fragt mich nach Geld für Essen. Deepak gibt ihr die Suppe und erklärt ihr, dass sie das nur mit Wasser aufkochen muss. Sie schaut verdutzt, kuckt mich wieder an und fragt nach Geld. Die Suppe will sie nicht. Deepak erklärt ihr, entweder das oder nichts. Sie nimmt es und geht.
Und schon steht die Nächste da, Kleinkind und Milchflasche im Schlepptau. Sie fragt nicht nach Geld sondern nach Milch. Ja, das kenn ich... Nein, danke!
Wir kommen an den Verbrennungsplatz und ich sehe die mit orangen Tüchern bedeckten Körper. Da wird mir leicht schlecht. Und dann riecht es sehr verbrannt, nach Haut, nicht nur nach Holz. Ich lege einen Gang zu und lasse Deepak hinter mir. Das packe ich wirklich nicht.
Ein Junge sieht mich, kommt her und bietet mir Farben an, mit denen ich mir die Hände bestempeln kann. Stempel hat er auch und schon habe ich ein Swastik auf der Hand. Für mich ist das leider immer noch ein Hakenkreuz und nicht das wichtige Hindu Symbol.
Durch die alte Stadt - sprich superenge Gassen, in denen man schon mal Platzangst bekommen kann, kämpfen wir uns zum Tempel vor.
Nur brauche ich jetzt meinen Pass. Der ist draussen. Also alles nochmal. Deepak ist schon verwundert, dass ich so schnell war. Ich kämpfe mich nach vorne und weiss nicht so richtig wohin jetzt mit dem Pass. Schliesslich weist mich einer in einen Laden ohne Strom. Da stehen schon zwei andere, die auch keine Inder sind. Sie haben einen Opferkorb dabei. Ich bin dran. Der unfreundliche Herr fragt mich, welchen Gott ich besuchen will. Hmmm, ich würde gerne den Tempel anschauen. Als Tourist? Ja, als Tourist. Das geht nicht, weil dieser Tempel nur zum Beten ist. Ok, dann eben nicht. Das könnten einem die am Eingang auch sagen, bevor man sich durch die Massen schlängelt.
Und dann kommt ein riesen Gepolter. Ich habe Schiss, dass ein Haus über mir zusammenbricht, was bei der Bausubstanz nicht so unwahrscheinlich ist. Aber es sind nur ein paar Affen, die auf dem Wellblechdach Fangen spielen. Puh!
Deepak will nicht stundenlang anstehen und da er auch kein gläubiger Hindu ist, lässt er den Tempel auch aus.
Der Hinger treibt uns jetzt in ein Cafe. Deepak findet eine deutsche Bäckerei und es soll sogar Kässpätzle geben. Weil es eine Dachterrasse gibt, gehen wir rein.
Die Terrasse ist wirklich cool und es gibt viele westliche Sachen. Deepak überredet mich aber lieber indisch zu essen, damit ich nicht enttäuscht werde.
Auf den anderen Häusern sitzen Familien, spielen, reden und geniessen die Sonne. Das ist schon unglaublich. Mitten am Tag. Da fragt man sich was die arbeiten. Aber wir sind uns einig. Die brauchen nicht so viel Geld wie wir. Die sind happy wenn sie genug zu essen haben. Und dann führen sie ein stressfreies Leben, geniessen die Sonne und lassen den lieben Gott einen guten Mann sein... Und das im wahrsten Sinne des Wortes... Die glauben alle. Hier in Varanasi kannst du kein Atheist sein.
Auf der Fahrt zum Flughafen kommen uns mehrere Autos entgegen, die auf dem Dach bedeckte Leichen transportieren. Das ist schon sehr befremdlich für mich.
Und einer kommt mit einer Fahrradriksha, mit der er einen Holzsarg transportiert. Das muss ein christlicher Tod sein. Die Hindus decken ihre Toten nur zu.
Im Flughafen wird mal wieder klar, dass Frauen nicht existieren. Mister, Mister, Mister...
Die üblichen mehrfachen Kontrollen und das Lotter-Abtasten und wir sitzen am Gate. Unser letzter Flug in Indien.
Der Fahrer will Deepak nicht an der Metro rauslassen. Er wird schliesslich nur dafür bezahlt zu meinem Hotel zu fahren. Sein Chef würde das rauskriegen. Also fährt Deepak so lange mit, bis wir förmlich auf eine MetroStation drauf fahren.
Die nächsten beiden Tage soll er mit seiner Familie verbringen. Ich kann mir Delhi auch alleine anschauen.
Im Hotel esse ich noch schnell was. Hassan, der Hotelmanager setzt sich zu mir und unterhält mich. Eigentlich brauche ich das nicht. Aber er lässt sich nicht abwimmeln...
Mit Friends im TV schlafe ich ein. Hoffentlch ist es ruhig hier, dass ich ausschlafen kann.
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