Tuesday, December 16, 2014

13. Dezember Jammu und die Hochzeitsparty

Heute lassen wir es mal ganz ruhig angehen und schauen uns Jammu an. Eine grosse Touristenstadt ist es ja eher nicht. Alle, die kommen, gehen zum Tempel, um sich als Frischvermählte den Segen zu holen. 
Ansonsten ist es eine ganz normale indische Stadt. 

Als Erstes laufen wir zu einen Hindu Tempel und während Deepak auf unsere Sachen aufpasst, geben wir die Schuhe ab und laufen bei ca. 8 Grad sockig auf dem Marmor rum. Es scheint hier eine Runde zu geben, die man ablaufen kann. Das ist schon ein wenig merkwürdig. Beim ersten Gott bekommen wir einen roten Punkt auf die Stirn, der Priester kippt uns Wasser in die Hand und befiehlt uns zu trinken. Oh nein. Was jetzt? Ich lasse es einfach in meiner Hand und versuche die Finger so zu öffnen, dass das Wasser langsam durchfliesst. Man will es ja nicht unhöfLich einfach wegkippen. Nachher ist es noch aus dem Ganges oder so. Dann kriegen wir ein paar Stück Zucker und dürfen weiterlaufen. 
Paul ist schon weg. Er will sich das wohl nicht geben. Ich finde es noch spannend. 
Nur anschauen ist in diesem Tempel mal überhaupt nicht. Jedes Häuschen hat einen eigenen Gott und jedes Mal werden wir gesegnet - oder was auch immer der nette Mann da auf Hindi sagt, müssen dafür unseren Namen sagen und bekommen Wasser zu trinken und Zucker zu essen. 
In einem Tempel bindet der Priester uns ein rotes Band um die Hand, fragt mich aber vorher noch ob ich verheiratet bin, sonst käme es an die andere Seite. Bei Jamila ist er davon ausgegangen, dass sie es nicht ist. 
Und wieder ein Gebet und wir können spenden. Zum Glück mussten wir unsere Taschen draussen lassen. Das ist die perfekte Entschuldigung. 
Um einen Tempel müssen wir dreimal rumlaufen bevor wir was sehen dürfen. Hier bekommen wir eine gelben Punkt auf die Stirn, an dieselbe Stelle wo schon der rote war. 
Und in einem Tempel wirft ein Mann das Wasser, das er nicht getrunken hat, auf seine Haare. Das ist unsere Rettung und ich mache das ab sofort auch. Nur leider habe ich so viel Wasser in der Hand, dass es zu tropfen anfängt. Mir läuft das Wasser überall runter. Jamila kann sich das Lachen kaum verkneifen. 
Unsere Füsse werden immer kälter, unsere Stirne - ist das die Mehrzahl von Stirn? - bunter und unsere Arme voller. Irgendwann reichts und wir lassen die letzten paar Tempel aus. 
Interessant ist übrigens, dass Vishnu ein schwarzer Gott ist. Das gibt es glaube ich in keiner der grossen Religionen. 

Paul und Deepak haben sich schon Sorgen um uns gemacht. 


Jammu ist ansonsten wie jede indische Stadt. Bunt, laut, voller Menschen, die uns anstarren. Ein paar Frauen aus Kashmir - wie Deepak anhand der Kleidung gesehen hat - reden mit mir, aber ich verstehe kein Wort. 
Auf dem Markt könnte ich Stunden verbringen. Es gibt so viele Sachen, die ich nicht kenne und auch die bekannten Sachen sind so schön drapiert, dass ich hunderte Fotos machen könnte. 






Was in Indien auffällt, ist die Freundlichkeit beim Foto machen. Mich sprechen Kinder an, die wollen, dass ich sie fotografiere, aber auch Männer sind superhappy, wenn man sie fotografiert. Das ist wirklich wunderschön und ich habe schon sehr viele schöne Bilder von den Menschen hier. 

Der Busbahnhof ist hier natürlich auch bunter als sonstwo auf der Welt. Und natürlich fahren hier Passagiere auf dem Dach mit und steigen auch noch zu wenn der Bus schon fährt. 


Überall steht Militär mit Gewehren. Das ist schon ein wenig beängstigend. Solche Bilder kenne ich eigentlich nur aus dem Fernsehen. 
Im Restaurant, in dem wir Mittag essen, fällt zweimal der Strom aus. Das scheint hier normal zu sein. Innerhalb einer Minute springt ein Generator an. 

Auch in den beiden Stunden im Hotel fällt mehrfach der Strom aus. 

Um 7:30 geht die Hochzeitsparty los. In der Einladung stand 7, aber wen interessiert das schon? :)
Jamila hat nochmal einen Sari, deshalb fahren wir zu Omesh's Eltern, damit sie ihn gewickelt kriegt. Ich habe die Kurta an, die ich eigentlich wieder zurückschicken will, weil der Stoff so viele Fehler hat. 

Als wir dort ankommen, sind alle noch mitten im Anziehstress. Omesh's Mama bügelt Papa's Hochzeitsanzug, der Papa steht in Unterhemd am Waschbecken und rasiert sich, die Mädels sind am Sari Wickeln. Nur Paul, Mario und ich sind fertig. Deepak bietet an den Anzug zu bügeln. 



Das ist ganz schön schwierig, weil er sehr zerknittert ist. Eigentlich genört er gedampft, aber ein nasses Handtuch muss es auch tun. Mittendrin fällt der Strom wieder aus und der Generator hat nicht genügend Saft, um etwas anderes als Lichter am Laufen zu halten. Also muss der Anzug wohl so bleiben. 

Um 8 schaffen wir es zur Festhalle... Ja, das ist wieder ähnlich wie gestern. 


Draussen sind runde Tische aufgebaut, an denen man essen kann. Im Raum stehen 15 Reihen Stühle. Vorne ist ein Thron aufgebaut mit 2 Sesseln, davor stehen wieder die Fotoschirme. Hier sitzen schon viele Leute und warten auf den Beginn der Vorstellung. Viele haben Decken dabei. Bei unter 10 Grad ohne Heizung und weit geöffneten Türen keine schlechte Idee. Ich bin froh an meiner Jacke. Jamila im kurzen Oberteil und nur in einen Sari gewickelt, tut mir leid. Sie friert erbärmlich. Vom Brautpaar ist noch nichts zu sehen. Kellner springen rum und verteilen Kava-Tee und Snacks. Und um viertel nach acht stürmen plötzlich alle das Buffet. Es geht zu wie auf dem Basar. Und das Brautpaar ist noch nicht mal da. Schon wieder findet alles ohne sie statt.


Um kurz vor 9, als viele schon gegangen sind, fährt ein nagelneuer Ford Fiesta vor. Die Sitze sind noch mit Plasitk überzogen. Das Brautpaar kommt, endlich!


Aber an Stelle einer riesen Party ist es wieder ein Fototermin. Die beiden sitzen auf ihrem Thron und alle können mal hin und sich mit ihnen fotografieren lassen. Das wird von denen, die noch da sind auch genutzt. 


Wir sind weiterhin verwundert, wie so eine Hochzeit abläuft. 
Deepak schnappt uns und führt uns vorbei an der Küche - Foto folgt :) - in einen Raum am Ende der Partyzone. Hier gibt es Alkohol. Jetzt schaut das schon anders aus. Wir können endlich mal anstossen. Ohne Brautpaar versteht sich. 
Der Bartender scheint das allerdings noch nie gemach zu haben. Er schenkt Paul so viel Whiskey ein wie mir Wein. D.h. Paul hat eine Menge Whiskey und ich nicht genügend Wein. Deepak erklärt ihm, wie man das macht und bevor ich kucken kann, stehen Paul und Deepak hinter der Bar. Ich bin im übrigen die einzige Frau hier. 


Jetzt sollten wir aber auch noch was essen. Der Ansturm ist vorbei... Jetzt ist das ganze wesentlich entspannter. 
Zurück in der Bar sind auch ein paar mehr Frauen. Puh!

Als wir gehen wollen, kommen alle Tanten und wollen Fotos. Ich komme mir vor wie ein Star. In allen Kombinationen posen wir jetzt. Deepak's Mama drückt mich ganz fest zum Abschied. Wir sehen uns aber nächste Woche noch in Delhi. 


Beim Rausgehen schaffe ich es gerade noch zu Omesh und Arshiya Tschüss zu sagen. Sie sind grad draussen beim Fotos machen. Ich bin wirklich gespannt auf den Link mit dem ganzen Material. 

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