Das mache ich ca. dreimal bis endlich Deepak kommt. Sobald ein Mann und dann auch noch ein Inder da sind, erledigt sich die Fragerei und wir werden in Ruhe gelassen.
So richtig wissen wir nicht, was wir jetzt in dieser Stadt bis heute abend machen sollen. Den goldenen Tempel haben wir gestern abend schon gesehen und auch wenn wir heute nochmal vorbeigehen, haben wir den ganzen Nachmittag und Abend. Vielleicht können wir mit einem Fahrer ins Umland fahren und uns eine alte Steinfabrik anschauen.
Als Erstes gehen Deepak und ich aber nochmal zum Tempel. Paul spart sich den Fusspilz und bleibt im Hotel, Weihnachtsgeschenke organisieren.
Je näher wir dem Tempel kommen, umso mehr ist los. An einer Strassenecke findet ein Sitzstreik statt. Ein Haufen Turbanmänner sitzen auf ausgebreiteten Decken und einer brüllt.
Vor dem Tempel geben wir wieder unsere Schuhe und Socken ab. Der Geruch ist auch schon um diese Uhrzeit nicht zu verkennen. Ekelhaft. Wir ziehen unsere Kopfbedeckungen auf und auf den nassen Matten laufen wir zum Eingang und rasen durchs Fussbad. Ich mache so einen grossen Schritt, dass ich nur mit einem Fuss ins Wasser muss. Dann muss ich hinterher wenigstens nur einen mit Fusspilzcreme behandeln :)
Ein Aufseher stoppt uns. Wir scheinen auszusehen wie Hippies. Er macht uns darauf aufmerksam, dass keine Gegenstände zum Rauchen mit reingenommen werden dürfen. Den anderen sagt er das nicht.
Heute ist es hier bedeutend voller. Überall stehen halbnackte Männer und nehmen ihr kurzes Bad im heiligen Pool. Die Schlange um in den Tempel reinzukommen, ist so lang, dass Deepak sofort entscheidet, es zu lassen. Also laufen wir nur einmal rum, machen ein paar Fotos und suchen uns einen technisch begabt aussehenden Kerl, der ein Foto von uns macht. Tja, das ist ein wenig schwierig. Wir brauchen nochmal einen. Der kann es dann aber auch.
Durch sie Massen von Souvenirverkäufern machen wir uns auf den Rückweg und halten noch schnell am Jalianwala Bagh. In diesem Garten fand ein bedeutender Kampf statt, in dem sich 120 Menschen in einem Brunnen versteckt und so ihr Leben gerettet haben.
Und jetzt kommen meine absoluten Strassen-Highlights!!!
Zahnarzt: er reinigt und ersetzt Zähne in 10 min.
Zahnbürstenwühltisch, mmmh, da hat bestimmt jeder, der hier gräbt, saubere Hände.
Paul will noch ein paar Souvenirs shoppen. Wir nehmen einen Fahrer vom Hotel und ziehen los. Der Verkehr zieht sich und wir haben eine Menge Zeit das Geschehen am Rand zu beobachten. Es gibt immer wieder noch etwas neues zu sehen. Einer transportiert 6m lange Plastikrohre mit dem Fahrrad.
Die üblichen Haarschneideszenen sind ja schon bekannt. Und ein Traktor fährt mit offenem Motor.
Fotos sagen das eigentlich am besten.
Der Laden, in den uns der Fahrer bringt, hat wirklich tolle Möbel. Da könnte ich wirklich nochmal zum Shoppen anfangen. Auch alte Türen, die bestimmt mal in einem Tempel waren, gibt es hier.
Paul kauft Textilien ein und will dann noch eher Dekokram. Den gibt es hier leider nicht. Und der Fahrer weiss nicht, wo man so etwas kriegen kann. Wir fahren die Strasse ganz langsam runter und Deepak sieht einen Laden. Schade, dass ich da keine Fotos gemacht habe. Das war die Mischung aus absolutem Kitsch und extrem hässlichen Sachen aus Plastik.
Im Internet finden wir einen Laden, der Holzspiele herstellt. Das hört sich nach Treffer an. 20 min später sind wir weit weg von Läden in einer superengen Gasse, in der nur Wohnhäuser sind. Das kann es nicht sein. Mit jedem Mal abbiegen wird es unheimlicher. Schliesslich rufen wir den Typen an. Die Adresse ist von seinem Wohnhaus. Na toll. Aber seine Werkstatt ist ganz nah und da können wir uns die fertigen Sachen direkt anschauen. 3min später gehen wir in einem sehr bedenklich aussehenden Hinterhof halbkaputte Steintreppen in den 1. Stock, auf das Dach des Hauses. Hier liegt eine Menge Holz und hinten in 2 Räumen ist die Werkstatt. Die beiden Männer stellen Schach- und Backgammonspiele her. Hier schaut es so geil aus, dass ich mich kaum noch einkriege.
Zum Essen fährt uns der Fahrer zu einem westlichen Restauratnt und ich muss gestehen, eine kleine Pause vom indischen Essen tut mir ganz gut.
Vorbei an einem Traktor mit offenem Motor, einer kompletten 4-köpfigen Familie auf einem Motorroller,... fahren wir dahin wieder 20 min.
Im Restaurant ist es australisch/ amerikanisch kühl. Die 2 Bier und der Tee kommen erst nachdem das Essen von Paul und mir da ist, Deepak kriegt erst mit dem 2. Bier was und die kostenlosen Appetizer kommen nachdem Paul fertig ist mit essen. Das ist indische Servicequalität. Aber alles schmeckt gut, das ist die Hauptsache.
Der Flughafen in Amritsar ist überraschend gross. Nach dem üblichen mehrfachen Zeigen des Passes und der Bestätigung des Flugs dürfen wir die Koffer scannen. Meine 2 Jungs zuerst. Da kommt ein älterer Herr mit 2 Koffern. Der wird mir natürlich noch vorgezogen. Wo kämen wir denn da hin wenn die Frauen gleich behandelt würden? Da ist schon sehr auffällig, dass hier die Inder vor den Ausländern und die Männer vor den Frauen kommen. Manchmal ist es mir egal. Jetzt gerade nervt es mich!
Und dann will der Sicherheitstyp mein Ticket sehen. Tja, das haben die Jungs, die nun schon vorgelaufen sind. Ich schnauze ihn an, dass das nicht passiert wäre, wenn alle der Reihenfolge nach drangekommen wären und nicht wieder die ausländischen Frauen zum Schluss. So, dass musste mal gesagt werden.
Beim Check-In Schalter fehlt mir dann der Sicherheitsaufkleber am Rucksack. Ich muss nochmal zurück und mit Genuss scannt der Typ das Gepäck nochmal. Nicht, dass der andere auch nur einen Blick auf den Schirm wirft, als es durchläuft, aber grinsen tun sie alle. Ich krieg meinen Aufkleber und schleppe meinen Rucksack wieder vor. Seit ich gesehen habe, dass die Träger mehr als die Hälfte eingerissen sind, versuche ich sie so wenig wie möglich zu nutzen. Das ist definitiv die letzte Reise meines heissgeliebten Reisegefährten.
Der Flug geht von Delhi weiter nach London. Deshalb müssen wir in den internationalen Wartebereich.
Alle gehen durch die Passkontrolle, wir nicht. Das ist ein wenig komisch und niemanden interessiert es.
Flaschen, Kosmetika, IPads... Alles darf im Rucksack bleiben. Das ist schon geil, dass es hier nicht mal innerhalb von Indien eine Regel gibt, die in allen Flughäfen gilt.
Wir haben noch vieeeeeeeeeel Zeit bis der Flieger geht und natürlich ist er auch noch um über eine Stunde verspätet. Paul wird ein wenig nervös. Er fliegt nach Mitternacht heim und konnte hier nicht einchecken. D.h. er muss nochmal komplett raus mit allem Gepäck und wieder zigmal seinen Ausweis und die Buchungsbestätigung zeigen.
Handy laden auf indisch...
Die Wege in Delhi sind lang. Wir brauchen gute 10 Minuten zum Gepäckband und stehen direkt am Auswurfschacht. Nur leider mal wieder am falschen. Nach einer Weile wundern wir uns warum wir die Einzigen sind. Das Band wurde nochmal geändert nachdem wir am Schild vorbeigelaufen waren.
Wir verabschieden uns von Paul, wünschen ihm einen guten Flug und gehen nach draussen. Am Ausgang No 6 muss unser Shuttle stehen. Nur leider ist da niemand. Oder war es Säule No 6? Mit den letzten Prozent Akku ruft Deepak nochmal an. Der Typ kommt an Säule 6. Wir haben ein wenig Hunger und Deepak sucht sich was zu essen an dem Stand, ein paar Meter von unserem Gepäck. Ich gehe danach hin um meins auszusuchen und alles zu bezahlen. Das übersteigt die geistige Leistung des Kerls hinter der Theke obwohl ihm Deepak erklärt hat, dass ich alles zahle und mitnehme. Aber ich werde ja ohnehin mal wieder erstmal ignoriert. Deepak schaut mich an und fragt, was das Problem ist. "Ich bin eine Frau. Ich bekomme hier keinen Service" höre ich mich überlaut sagen. Und schon geht was. Ich kann bestellen, aber Deepak's Sachen bekomme ich nicht obwohl ich zahle. Ich erkläre es nochmal, aber erst nach einem zustimmenden Nicken von Deepak aus der Ferne geht es in Ordnung, dass ich die Sachen vom Mister mitnehme.
Die Rechnung wird mangels eines Stifts mit einem Schlüssel auf ein abgerissenes Papier gekratzt. Geil!
Und im Hotel habe ich eine Buchungsbestätigung für 3 Zimmer, der Kollege an der Rezeption aber nur eins. Es ist nach 1 Uhr und wir streiten nicht gross rum. Wir nehmen ein Zimmer mit zwei Betten. Das hat bisher schliesslich auch immer geklappt und in ein paar Stunden sind wir ohnehin wieder weg.
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