Saturday, November 2, 2019

2. November Ein ganz normaler Samstag nachmittag

Um halb acht sind wir beide wach. Das heißt wohl, dass wir den 8h Jetlag schon überwunden haben. J
Beim Frühstück gönnen wir uns noch westliches Müsli, Obst und Croissants. Das wird sich aber gleich ändern. Wir sind auf dem Weg zum Tsukiji Market, der uns erst einmal fast umhaut. Hier sind also die ganzen Menschen und vor allem Touris. Heute ist das Rugby Weltmeisterschaftsfinale in Yokohama und überall sehen wir Engländer und andere Commonwealth Angehörige mit Rugby Shirts. Getrockneter Kugelfisch, gebratener Aal, Wagyu Rind am Stil für 30 EUR, Erdbeeren und Trauben für je 10 EUR, eine Menge uns unbekannter Fische, Gemüse und Wurzeln, sowas wie Würmer und andere Dinge… Das ist nur sehr schwer zu beschreiben. Man muss die Fotos anschauen. Schade, dass Gerüche nicht mit übertragen werden können.



Von hier wollen wir eigentlich zum Tokyoter Eiffelturm, aber das ist wohl der Falsche. Egal, weiter zum Imperial Palace, dem Wohnsitz des Kaisers von Japan. Man kommt nur bis zu den Absperrungen, aber wir sehen eine Menge Sportler, die hier ihren Wochenendlauf machen. Eine Schulklasse macht das uniformierte Klassenfoto mit dem Palast im Hintergrund. Hier ist also der Ort, an dem es am Samstag sportlich und selfie-mäßig zugeht.







Ein unspektakulärer Spaziergang durch’s Business Viertel und wir landen in Akihabara, dem „Electronic Town“. WOW!!! Ich kann es kaum glauben. Das ist wie ein wahnsinnig lautes Chinatown on speed. Überall blinkt und redet es, überall gibt es Anime und alles, was man eben aus Japan kennt. Es ist chaotisch und wir lassen uns in einen SEGA Laden ziehen. 6 Stockwerke voller Spiele. Mind. 2 Stockwerke sind komplett gefüllt mit Greifmaschinen, in denen man Plüschtiere aller Art angeln kann. Je weiter wir hochkommen, umso lauter scheint es zu werden. Wir landen in einem Stock mit Foto-Automaten. Und schon sind auch wir asiatisch, wenn auch mit ordentlich Mühe und sicherlich nicht soviel Geschick wie die Schulmädchen hinter uns. Lustig war es trotzdem. J







Und im 5. Stock können wir es überhaupt nicht mehr fassen. Der Music-Stock. Hier ist es unfassbar laut. Ganz oben, noch vor dem Cafe, ist der Virtual Reality Stock mit Schießspielen und Virtual Reality Brillen und Outfits. An den Maschinen in allen Stockwerken sitzen Japaner und vertreiben sich so ihren Samstag nachmittag… Kaum vorstellbar für uns.
Weil sie überall angepriesen werden, gehen wir in ein Maid-Cafe. Verunsichert öffnen wir die Tür und sofort schlurft eine in einem sehr kurzen Hausmädchenkostüm bekleidete sehr junge Japanerin auf uns zu und begleitet uns überschwänglich zu unserem Tisch. Unten stand „Translation possible“ (Übersetzung möglich). Das ist hier nun doch ein wenig anders und wir tun uns schwer das Prinzip zu verstehen. Wir müssen bezahlen, dass wir hier sind und pro Stunde etwas für einen Mindestbetrag bestellen. So ganz leuchtet uns das nicht ein. Wir sind im 2. Stock eines alten Gebäudes in einem quadratischen Raum mit Deko für einen 16. Geburtstag, Schulklassenmäßig aufgestellten Tischen. Die einzige Attraktion sind die Mädchen. Und schon stellen wir fest, dass wir hier auch die einzigen Frauen sind. In der Ecke sitzt ein sehr schleimiger Typ, der die Mädels sehr genau beobachtet. Und nah bei uns sitzt einer in einem Blouson, der aussieht, als ob er noch bei Mama wohnt. Er isst brav das, was er bestellt hat und traut sich kaum, die Mädels anzuschauen, die hier auf Plateauschuhen mit weißen Strümpfen und Strumpfband durch die Gegend staksen.



Das Themed Eis kommt, schmeckt wie erwartet und wir sitzen hier, können es kaum glauben. Unsere Maid fragt uns, mit wem wir ein Foto wollen - das ist im Preis inbegriffen. Wir suchen aus Scham sie aus und finden uns auf der Bühne wieder. Knips, ein nichtssagendes Polaroid und wir sitzen wieder. Es dürfen keine Fotos gemacht werden.
Die Musik wird laut, die Tür geschlossen und eine der 3 Maids tanzt wie ein kleines schüchternes Mädchen auf der kleinen Bühne bis die Musik abreisst und sie den Tanz wiederholen muss. Das freut die mittlerweile volle Besucherebene.
Wir zahlen und gehen. Das ist wirklich zu creepy!
Unser erstes Metro-Ticket kaufen wir – nicht ganz ohne Stolz – ganz allein, trotz der vielen unbekannten Zeichen! Der Skytree ist unser Ziel und kurz vor Sonnenuntergang sind wir ja bestimmt die Einzigen – haha. Zuerst müssen wir Metro-mäßig noch nachlegen, weil wir umsteigen müssen und unser Ticket dann weg ist – bummer – und dann gibt es eine immense Schlange. Das schaffen wir nie vor Sonnenuntergang! Also gehen wir nur schnell auf die Toilette – für die es außen einen „Lageplan“ gibt, damit man weiss, wo die Toiletten und Waschbecken sind – und wollen schauen wo wir für morgen ein Ticket herkriegen. So landen wir am „Ausländer-Ticket-Counter“ bei dem man für ein wenig mehr Geld in der Schlange ganz nach vorne kommt und gleich oben ist. Das machen wir und so kommen wir pünktlich zu Sonnenuntergang genau da an, wo alle stehen und Fotos machen. Trotzdem lassen sich unsere Ergebnisse sehen und wir warten bis es dunkel ist.
Diese Stadt ist RIESIG!!! 37 Mio Menschen wohnen in Tokyo und näherer Umgebung. Das ist fast Halb-Deutschland. Faszinierend!







Erfreut darüber, dass wir es doch noch geschafft haben, haken wir den Skytree von unserer Liste ab und gehen essen. Eigentlich wollen wir Sushi, aber das scheint hier in Japan schwerer umzusetzen zu sein als in Deutschland. Wir essen schließlich ein paar Vorspeisen und hören einem japanischen Comedian zu (ohne was zu verstehen natürlich). Danach kommt ein „Scherenkünstler“, der in Minutenschnelle Scherenschnitte erstellt, ohne wirklich hinzuschauen. Das beeindruckt!!!
Auf dem Heimweg brauchen wir Bargeld. Das ist ein unglaublicher Fakt… Japan ist noch sehr bargeldlastig. Dieses sonst so fortgeschrittene Land ist in Sachen bargeldlosem Zahlen noch Entwicklungsland.
Zurück in Ginza versuchen wir noch in eine Bar zu kommen, die aber am Sa abend schon voll bzw. komplett reserviert ist und enden stattdessen bei der Massage… So kann man den 1. wirklichen Tag in Japan doch enden lassen mit dem Hotelwein, der hier auf dem Zimmer stand als wir ankamen.

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