Thursday, November 21, 2019

16. November Reizüberflutung auf eine andere Art: Das Teamlab Borderless Museum


Noch ein letztes mal Ausschlafen ist angesagt. Gretel tut das wirklich gut und auch ich brauche nach meiner Nachtschicht ein paar Stunden in der Horizontalen.
Heute gehen wir ins Museum… Aber nicht in irgendeins, sondern ins Teamlab Borderless. Das ist ein Digitalmuseum mit digitaler Kunst. Und hier passiert es uns wieder… Wir kriegen den Öffentlichen Verkehr von Tokyo nicht auf die Kette. Hier gibt es mehrere Gesellschaften, mit denen man von A nach B fahren kann. Google Maps kombiniert sie leider nicht miteinander und Hyperdia, die japanische App, kann nur nach genauen Stationsnamen suchen, nicht aber nach Orten. Mit unserem JR Railpass fahren wir also so weit es geht und müssen laut Hyperdia an einer 2. Station umsteigen, um noch 2 Stationen bis zum Museum zu fahren. Da wir zwischendrin aber von der japanischen Eisenbahngesellschaft (JR) auf eine lokale gewechselt haben, haben wir nun kein Ticket. Beim Wechsel des Zugs gehen wir zum Schalter und der nette Beamte kennt das Problem. Er schickt uns allerdings auch 1 Station zurück, weil wir von dort in 5 min direkt hinlaufen können. Sehr nett! Und so steigen wir in den falschen Zug, in die falsche Richtung. Macht nichts, wir fahren zurück, bezahlen hier 340Yen und sind auf dem Messegelände. Hier sehen wir bestimmt gleich wieder den Profifotografen, der vorhin mit seiner großen, schlanken Asiatin filmenderweise aus dem Zug gestiegen ist.
Unterhalb eines sehr großen Riesenrads ist der Eingang zum Teamlab. Und natürlich gibt es Regeln. Nur flache Schuhe, kein Blitz beim Fotografieren, es gibt keine Route oder Karte vom Museum und die Kunst wandert von Raum zu Raum. Es lohnt sich also Räume mehr als einmal zu besuchen. Nichts Essen und Trinken… viel Spaß.
Und was jetzt kommt, kann nur mit Bildern beschrieben werden… Eine Menge an Räumen, die in unterschiedlichsten Formen digitale Kunst zeigen. Mal wieder kommt einem das Wort: Reizüberflutung!

Hier kann man Stunden verbringen – Moment, das haben wir. Der Hunger treibt uns schließlich nach draußen und neben dem Toyota Showroom, in dem die neuesten Modelle ausgestellt werden, gibt es natürlich ein großes Einkaufszentrum mit diversen Restaurants…
Im Vergleich zu Shinjuku ist es hier relativ ruhig. Gretel braucht dringend ein wenig Ruhe und wir gehen zurück in unser Schlafparadies. Ich mache mich nochmal alleine auf, mit der Kamera bewaffnet. Das Objektiv kann gar nicht aufnehmen, was hier geschieht. Heute ist nochmal mehr los.
Auf der Suche nach grünem Tee als Mitbringsel komme ich an ein paar schönen Klamottenläden vorbei und auch wenn das hier meist frustrierend ist für jemanden, der nicht zaundürr und dann auch noch 1,75m groß ist, finde ich noch einen schönen Pullover, der jetzt auch noch ins Gepäck muss.
Bevor ich mir überlege, wie das nun alles in dem Zimmer in den Koffer wandern soll, gehe ich aber noch in einen 6 Stockwerke großen Laden, der alles zu haben scheint. Hier sind die Gänge so eng, dass ich mit den Schultern an manchen Stellen die aus den Regalen herausstehenden Angebote streife. Es ist wahnsinnig hell – ein OP-Saal schafft hier auch nicht mehr – und überall gibt es kleine Bildschirme, die Produkte lautstark anpreisen und erklären. Durch die Kosmetikabteilung wühle ich mich durch in den Keller, wo das Essen ist.
Hier geht es zu wie auf einem Schlachtfeld. Und ich will doch nur ein paar coole, oder aber komische Sachen kaufen, damit die Lieben daheim auch was von unserer kulinarischen Reise mitkriegen. Die vakuumverpackten Jakobsmuscheln als Snack und auch die ganzen Fisch- und Vogelvakuumgeschichten lasse ich hängen und mache mich in Richtung grüner Tee und Süßes. Als ob es nirgendwo etwas zu essen gäbe, streiten sich hier Einheimische und Touristen um die Massen an unterschiedlichen Produkten. Schnell weg hier!
Die Kassenschlange ist natürlich krass organisiert mit Streifen auf dem Boden und alle stehen geduldig an. Ich bezahle und stelle mich dann nochmal beim „Tax Refund“ an, damit ich meine Mehrwertsteuer wiederbekomme. Mit 2 fetten Tüten bepackt gehe ich ins Ramen-Restaurant und organisiere Abendessen.
Noch einmal Onsen… das werde ich wirklich vermissen! Während Shinjuku’s Nachtleben langsam erwacht, packen wir nacheinander unsere Koffer, stopfen Dinge links und rechts rein und planen unsere Fahrt zum Flughafen morgen früh.

Ein wunderschöner Urlaub mit wahnsinnig vielen Eindrücken und dem was ich mir erhofft habe, geht zu Ende. Die Ramen werde ich vermissen… Aber ich freue mich auf eine Breze in Bayern und auf Salat, der mehr hat als nur Kraut.
Ich werde die Pünktlichkeit, Sauberkeit und Höflichkeit der Japaner vermissen, die Toiletten mit Geräusch – für die Privatsphäre – die vielen kleinen Restaurants, die Snacks.
Arigato Japan, arigato Gretel!


15. November Tokio ist einfach eine verrückte Stadt


Heute morgen checken wir aus unserer unglaublichen Suite aus und haben noch keine Ahnung was uns in Tokyo erwartet – hoteltechnisch.
Gretel hat eine Erkältung und fühlt sich entsprechend. Sogar den Kaffee lässt sie heute morgen weg. Das Packen fällt uns sichtlich schwerer, denn obwohl wir beide in den letzten Tagen einige alte Klamotten entsorgt haben und auch Schuhe dagelassen haben, sind doch auch ein paar neue Sachen und vor allem Geschenke für die Lieben daheim dazu gekommen.
Der Hotelbus bringt uns zum Bahnhof und der äußerst freundliche Fahrer, der sich zu Beginn der Fahrt bei allen vorstellt und verneigt, stellt am Bahnhof sogar einen kleinen Hocker vor den Bus, damit die letzte Stufe nicht so hoch ist, wenn wir aussteigen.
Ein letztes Mal buchen wir uns Sitzplätze im Shinkansen. Der japanische ICE, der überpünktlich ist und rasend schnell… Ich finde ihn weniger gemütlich als unseren ICE, er ist funktional und kühl. Dafür ist er aber nie zu spät und wenn ich die Wahl hätte, würde ich nur noch Shinkansen fahren.
Das Einsteigen fällt uns dieses Mal ein wenig schwer. Wir kommen zum Gleis. Hier muss man nun wissen, dass auf dem Boden Aufkleber sind mit den Wagennummern. Wir haben also noch ein paar Meter zu gehen bis wir uns in die auch auf dem Boden vorgeklebte Schlange einreihen können. „Links rum“ fragt Gretel weil auf der rechten Seite eine Schulklasse steht. Die sind ja immer gut zu erkennen, weil sie Uniformen anhaben. „Ja, links rum“ – da kommen aber gerade eine Menge Leute aus dem Zug vom Gegenübergleis. Das ist keine Option. „Also doch durch die Schulklasse“ – „OK“. Das ist nur leider kein Klassenausflug sondern ein Schulausflug. Das Meer an dunkelhaarigen, mit dunkelblauen Outfits bekleideten Teenagern hört überhaupt nicht auf. Gretel fällt mit ihrer grünen Jacke und ihren blonden Haaren zum Glück auf, sonst hätte ich sie schon lange im Meer der Uniformen verloren… Was ein Glück! Unsere Sitzplatzreservierung ist im Wagen hinter der Schule.
Die 3h nach Tokyo gehen mit „Zeit Magazin“ lesen vorbei. So, die kann ich nun auch endlich entsorgen und so habe ich wenigstens nicht weiterhin das schlechte Gewissen, dass ich keine meiner abonnierten Zeitungen lese.
Der Hauptbahnhof von Tokyo ist voll! Wir sind definitiv wieder zurück, wo wir vor genau 2 Wochen gestartet haben. Nach Shinjuku kämpfen wir uns durch die Massen vor und im dortigen Bahnhof sind wir erst einmal komplett verloren. Es wird gebaut und wir stecken fest in einem Dschungel aus Treppen – weit und breit weder ein Aufzug noch eine Rolltreppe – und das mit unserem ganzen Gepäck. Kriegen wir hin, stehen vor dem Bahnhof und sehen vor lauter schwarzen Köpfen kein Ende. Unser Hotel liegt mitten in Shinjuku, dem Viertel, in dem es auch tagsüber überall blinkt und schreit. Haben wir uns das gut überlegt? J
Durch die Fußgängerzone schlagen wir uns durch. Zum Glück ist hier am späten Nachmittag noch nicht so viel los, wie später am Abend. Unser letztes Hotelzimmer liegt im 25. Stock – Score! Wir stehen im Aufzug und freuen uns riesig. Noch. Insgesamt hat unser Zimmer 11qm… Außer dem sensationellen Blick können wir ihm auch nach 2 Nächten nichts abgewinnen. Wir können uns kaum drehen. Das Zimmer ist genauso breit wie das Bett lang ist. Den Stuhl, der am winzigen Schreibtisch steht, drehen wir kurzerhand um und stellen ihn auf die Tischplatte. So kann wenigstens 1 Koffer halb aufgeklappt unter den Tisch. Der andere liegt – auch nur halb offen – zwischen Bett und Kühlschrank. Und schon ist das Zimmer voll. Nach unserer Suite, aus der wir heute morgen ausgecheckt haben, schon ein kleiner Kulturschock.
In Japan wird es dunkel, aber in Tokyo – und in unserer Gegend – bleibt es taghell! Läden, Restaurants, Bars, Nachtclubs, Sexshops, „Massage“-Studios, alle kämpfen um die Aufmerksamkeit der sich vorbeischiebenden Menge mit noch helleren Neonröhren, noch schneller blinkenden Schildern, den anderen übertönenden Lautsprechern aus denen Musik oder eine japanische Stimme dröhnen. Das einzige Wort, das mir hier einfällt: Reizüberflutung! Das Gehirn kann gar nicht so schnell mitdenken, wie hier die unterschiedlichen Eindrücke auf es einprasseln. Wer schonmal am Times Square war, kann sich das vorstellen, als ob der Times Square ein komplettes Stadtviertel ist und auf Speed!
Zum Glück gibt es immer mal wieder kleine Seitenstraßen, die ein wenig ruhiger sind. Hier erholen wir uns. So landen wir auch in einer extrem engen Gasse, in der sich zwar die Touristen durchschieben, die aber trotzdem supercool ist. Hier gibt es Bars und Restaurants, die keine 2m breit sind. Es gibt eine Theke in der Mitte, von der auf der einen Seite der Besitzer kocht und Getränke ausschenkt und auf der anderen Seite ein paar Hocker, auf denen max. 6 Leute Platz haben. Wenn der, der ganz hinten sitzt, aufstehen will, müssen alle aufstehen und ihn rauslassen. Hier gibt es allerhand Gebratenes am Spieß – es raucht aus einigen der „Restaurants“ ordentlich in die Gasse. Wir laufen weiter. Hier einen Platz für 2 zu kriegen scheint unmöglich.
Nach ein wenig Shoppen gehen wir in ein empfohlenes Ramen-Restaurant und haben wie so oft Glück bevor sich eine riesen Schlange bildet. Hier bestellt man wieder an einem Automaten sein Gericht – zum Glück gibt es von allem immer Bilder – und wartet dann vor der Tür bis ein Platz frei wird. Auch hier gibt es nur Thekenplätze. Restaurants, in denen man ein gemütliches Essen zu sich nimmt, gibt es hier nicht besonders viele.
Wir wandern noch ein wenig ohne Ziel durch die Straßen und kommen auch am sehr beworbenen Roboter-Restaurant vorbei. Unsere Vorstellung deckt sich nicht wirklich mit der Realität. Es ist unglaublich hell in der kompletten Straße, aber das Robot-Restaurant ist eigentlich eine Show. Der Eintritt kostet unglaubliche 85USD.
Unser Hotel hat ein Onsen, und das klingt nach dem krassen Spaziergang hier sehr gut. Uh, das warme Wasser… Aus dem krassen Ausgehalter sind wir beide einfach schon raus. J
Ich bin später noch unten in der Lobby, da sehe ich wie gestylt die jungen Japanerinnen ausgehen. Mit extrem hohen Plateauschuhen, sehr kurzen Kleidchen, zurechtgemacht ein wenig wie die Maids im Cafe vor 2 Wochen, die Haare zu 2 Zöpfen hochgebunden, staksen sie hier kichernd aus dem Aufzug, dicht gefolgt von westlichen Männern in Poloshirts, die sehr stark nach After Shave riechen. Shinjuku scheint jetzt erst so richtig aufzuwachen. Aber mir reicht es um 2 Uhr morgens. Ich gehe zu einer niesenden, schnupfenden Gretel in unsere 11qm. J

Thursday, November 14, 2019

14. November Schnipp Schnapp

Wenn Du aufwachst und weisst, heute hast Du eigentlich nichts vor... So soll Urlaub sein. Wir waren in den letzten 14 Tagen sehr effizient und haben viel angeschaut. Hier in Osaka fühlt es sich nun ein wenig "normaler" an. Es hat weniger Touristen, weniger Sehenswürdigkeiten und ist insgesamt ein wenig entspannter, an manchen Stellen auch ein wenig unordentlicher, wenn man das überhaupt sagen kann. Natürlich ist es auch hier noch sauberer als in jedem anderen Land, in dem ich bisher war.
Gestern haben wir den allerersten Obdachlosen gesehen.


Bis am Nachmittag dümpeln wir in unserem Luxuszimmer rum, schreiben Postkarten, bloggen, schauen Fotos an. Und dann bricht Hektik aus. Wir haben doch einen Termin und wollen vorher noch was essen und einen Kaffee trinken.
Das schaffen wir alles pünktlich und laufen um 4 an der Osaka 5th Avenue im 9. Stock in den Friseurladen, bei dem wir gestern einen Termin gemacht haben. :)
Eine Stunde später hat Yuiji unser beider Haare geschnitten, sie sind gekämmt, geföhnt und wir sind sehr zufrieden. Ein wenig asiatisch sehen wir aus mit den so glatt geföhnten Haaren und ich ein wenig wie Anna Wintour, finde ich.


Heute ist es draußen merklich kälter und es geht ein ekliger Wind, der uns spüren lässt, dass es eben auch in Japan schon November ist und der Winter kommt. Durch Zufall entdecken wir ein funkiges Viertel direkt neben der 5th Avenue. So hatten wir uns Harajuku in Tokyo vorgestellt, eine Menge kleiner Läden mit Dingen, die man nicht überall sieht, Boutiquen, japanische Mode und zwischendrin ein wenig Secondhand Mode aus aller Welt.


Und endlich essen wir Pancakes. So viele haben uns vorgeschwärmt...


Auf dem Weg nach Shinsekai - das "schlechte" Viertel von Osaka :) :) :) - sehen wir ein Schild für einen Sexshop. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen und sind auch ein klein wenig geschockt. Neben den üblichen Gadgets, die es auch in Deutschland gibt - nicht, dass wir da regelmäßige Gäste in solchen Läden sind - gibt es hier eine Menge "Taschenmuschis", auch mit Videounterstützung, damit selbst wir wissen, was zu tun wäre.
Am krassesten finden wir aber die bereits getragene Unterwäsche, die man hier einzeln oder in der Tüte kaufen kann, mit mehreren drin. Fotos werden Euch hier erspart.

Ok, genug des Exkurses...

Shinsekai ist im Vergleich zu Dotonbori um einiges schöner, weil es nicht so grell ist und auch bei weitem nicht so voll.




Mit der U-Bahn fahren wir in die Gegend um unser Hotel und gehen noch in einem kleinen Restaurant unter lauter Locals was essen, typisch Osaka, inkl. Google Translate... Was haben die Menschen nur früher gemacht? Wahrscheinlich die Ochsenzunge bestellt. :)



13. November Die besten Dinge passieren ungeplant

Heute machen wir einen ruhigen... Sagen wir uns jeden Tag und dann enden wir wieder bei einem 10km Marsch...

Wenn wir schon in Osaka sind, müssen wir uns natürlich das Schloß anschauen. Mehr machen wir aber heute nicht. :)
Am Fluss entlang - der von mehreren mehrstöckigen Autobahnen immer wieder überdeckt wird - laufen wir in Richtung Schloss. Es ist ein wunderschöner Herbsttag und wir können nicht glauben, dass wir so viel Glück mit dem Wetter haben. Es gibt keine bessere Zeit, um hierher zu kommen. Die Kirschbäume sind alle rot, die Farben leuchtend, das Wetter perfekt, um draussen zu sein und die Touristenmassen halten sich in Grenzen. Japan im Herbst ist also nur zu empfehlen.



Weil ich dringend eine Toilette brauche, gehen wir in ein kleines Einkaufszentrum. Und hier nimmt das Schicksal seinen Lauf. Mal wieder gibt es wunderschöne Klamotten in den Läden und wir entschließen uns wieder ein wenig zu frustrieren und sie anzuschauen.
Nur "leider" finden wir bei einem kleinen japanischen Label schöne Dinge, die an uns nicht komisch aussehen. Also shoppen auch wir hier in Japan und machen die Verkäuferin extrem glücklich :)

Jetzt tragen wir das halt durch Osaka, aber was tut man nicht alles für ein paar schöne Erinnerungsstücke.

Das Schloss steht auf einem Berg, umgeben von einem Burggraben. Mit den gelb leuchtenden Ginkgos und den roten Kirschbäumen ist auch das wieder ein herrliches Motiv!
Und hier sieht es ein wenig aus wie bei Takeshi's Castle, finden wir.


Hunger! Heute würde ich endlich meine Grüntee Abstinenz hinter mich bringen und ein Grüntee Softeis essen, aber das gibt es hier am Schloss nicht, entgegen der Plastik-Eiswaffeln, die es ankündigen.
Der Korumon Ichiba Markt wird das richten. Auch wenn wir schon spät dran sind, gibt es hier wieder Fisch und Meeresfrüchte, die wir noch nie gesehen haben und Austern in der Größe von Handtellern.
Wir suchen uns wahrscheinlich das einzige Restaurant aus, das schon Feierabend machen will. Während wir essen, putzt die Besitzerin - auch weitgereist, wie wir an den Bildern an der Wand sehen - wild um uns herum. Wir kommen uns zum ersten Mal wirklich unwillkommen vor. Aber das Essen ist gut.



Und jetzt eine Massage.... :) 90 min Entspannung in einem Massage-Salon, der explizit schreibt, dass hier kein Sex angeboten wird. Das ist beruhigend.

Ölig und total entspannt entscheiden wir, direkt ins Hotel zurück zu gehen.
Im Supermarkt finden wir ein paar Dinge, die wir gerne essen wollen und ganz viele, von denen wir nicht einmal wissen, was es ist. :)
Und es gibt wieder ein Festmahl in unserem Wohnzimmer, Kaffee-Wackelpudding inklusive.
So stelle ich mir einen entspannten Tag vor!


12. November Krasse Gegensätze

Heute morgen haben wir uns für das Hiroshima Friedensmuseum reserviert. Mir ist ein wenig Angst, weil ich mich sofort an meinen Besuch im KZ Dachau erinnert fühle, bei dem ich damals - noch in der Schule - umgekippt bin. Trotzdem will ich mir das anschauen.
Das Museum ist sehr schön aufgebaut, die Geschichten sind schrecklich. Es ist kaum zu begreifen, dass jemand so eine Entscheidung fällen kann mit der Gewissheit, dass es zu so katastrophalen Auswirkungen kommen wird. 
Hiroshima wurde damals wegen seiner militärischen Wichtigkeit gewählt, aber auch weil das Ausmaß wegen der umgebenden Berge viel schlimmer war als in Städten, die auf dem flachen Land liegen.
Das Museum ist zwingend allen zu empfehlen, die immer noch der Meinung sind, dass Krieg eine gute und notwendige Sache ist.



Ein wenig verstört kommen wir wieder ans Tageslicht, holen unsere Koffer im Hotel ab und suchen die Tramstation. 
Heute sind alle reservierten Züge in den Shinkansens nach Osaka schon ausgebucht. Aber wir können in einen unreservierten Waggon steigen. 
Bei einer lustigen Familie finden wir noch 2 Plätze und bestellen uns erst einmal einen Kaffee, der auch ganz japanisch im Hello Kitty Design daherkommt. Ich arbeite immer noch an meinen Zeit Magazinen. Ob ich die wohl noch fertig kriege, bevor wir am Sonntag wieder in den Flieger nach Hause einsteigen? Merke: Nimm nie viel Lesematerial mit in den Urlaub, vor allem nicht, wenn es so eine unterschiedliche Erfahrung sein wird. Der Kopf ist jeden abend voll und wir haben beide nicht mehr die Aufnahmekapazität, um über Martenstein's Kolumne zu philosophieren.


Osaka... Eigentlich wollen wir hier nur ein wenig abhängen, vielleicht nochmal einen Tag nach Kyoto fahren und ein wenig runterkommen. 
Das könnte schwierig werden. :)
Fangen wir aber mit dem Hotel an. In Kyoto haben wir uns ja geschworen nur noch Hotels mit Onsen zu buchen, damit wir abends immer im warmen Wasser baden können. Hier in Osaka habe ich ein 4-Sterne Hotel mit Pool-Landschaft gefunden. Obwohl wir nicht mit Rucksäcken unterwegs sind, kommen wir uns ein wenig deplatziert vor in der riesigen Eingangshalle. Am Check-In erklärt uns der nette junge Mann, dass unser Zimmer nur 18qm hat. Ja! Das sind wir gewohnt. Mehr hatten wir nur in Kyoto. Das ist schon in Ordnung. Wir wollen ja nicht einziehen, sondern nur hier schlafen. 
Er kann uns nicht verständlich machen, was er uns sagen will und holt seinen Kollegen zu Hilfe. Der erklärt dasselbe und dazu, dass sie uns ein 52qm Zimmer mit 4 Betten anbieten können, ohne Aufpreis! Das nehmen wir sehr gerne an und jetzt sitzen wir in einem 2-Zimmer Apartment mit Wohn- und Schlafzimmer. :) Score!
Den Blick auf die Osaka Skyline erwähne ich mal lieber nicht auch noch. 

In einem der Heftchen auf unserem Couchtisch sehen wir, dass das Festival der Lichter gerade in Osaka ist, und das heißt eins... große Kamera mitnehmen und hoffen, dass sich viele Stativersatzmöglichkeiten bieten.

Alles glitzert und funkelt und bis wir ins "Ausgehviertel" kommen, habe ich Gretel schon fast in den Wahnsinn getrieben mit meinem ständigen "Stopp, ich muss ein Foto machen". 
In Dotonbori ist es taghell. Und wieder einmal muss der Times Square in NYC sich warm anziehen. Hier blinkt und blitzt es überall und überall scheinen helle Werbereklamen zu hängen. Wir sind ein wenig überwältigt von der plötzlichen Reizüberflutung nach der schönen "5th Avenue".





Hier gibt es viel Sushi... das hatten wir bisher noch selten. Meistens landen wir doch bei einem Nudel-Restaurant. Es scheint ohnehin als würden die Japaner wesentlich mehr Nudeln als Sushi essen. Das liegt wahrscheinlich auch am Preis. Sushi ist auch hier nicht billig, aber die Fisch-Stücke sind wesentlich größer.
Wir betreten das größte Running-Shushi Restaurant, das wir je gesehen haben. Hier gibt es mehrere Sushi-Schlangen, an denen hauptsächlich Sashimi an uns vorbeifährt. Man kann auch alles, was auf der Karte steht, noch extra bestellen. Ein Sushi-Traum sozusagen. Vom Wal-Sushi lassen wir die Finger...


Und dann ist da noch die Geschichte mit dem Mann hinter der Metro-Ticket-Maschine...
Gretel wirft 400Yen in die Maschine, wählt aus, wo wir hinfahren und die Maschine bleibt einfach stecken. Es geht weder vor noch zurück. Wir überlegen, was zu tun ist und schon geht ein kleines Türchen auf und ein Mann schaut raus. Er will uns offensichtlich helfen und fuhrwerkt hinter den Kulissen an der Maschine rum. Vorne tut sich nichts. 
Mehrmals fragt er nach, ob wir schon Geld reingeworfen haben, oder zumindest denken wir, dass er das fragt. :)
Nach nervenaufreibenden 10min, gibt er uns 400Yen und deutet auf eine andere Maschine. So geht es natürlich für uns am Einfachsten. 


11. November Tag am Meer

Auf einer kleinen Insel in der Nähe von Hiroshima gibt es einen Shrine, der im Wasser steht... Also pilgern wir mit dem Zug und einer Fähre nach Miyajima. Das Wetter ist wieder herrlich, die Sonne scheint und unsere Jacken brauchen wir nur für heute abend, wenn es dann doch ein wenig kühler wird.
Die 12-minütige Fahrt mit der Fähre ist schon wunderschön, weil um uns herum nicht nur Wasser, sondern auch Berge sind. Das perfekte Panorama sozusagen, zumindest für mich. :)
In Miyajima laufen Rehe frei in der Stadt herum. Und eins gesellt sich gleich zu uns, schaut neugierig und checkt, ob wir etwas zu Fressen in der Tasche haben... "Sorry, Reh... wir haben nichts dabei. Da musst Du zu den vielen Familien mit Kindern gehen".







Den Massen folgend, gehen wir am Strand entlang, um am Ende zu sehen, dass der Shrine komplett "verpackt" ist und im Moment restauriert wird. Das haben wir natürlich nicht vorher abgecheckt, weil wir ohne viel Planung unterwegs sind.


So richtig macht es uns aber auch nichts aus. Hier ist es schön, mit oder ohne Shrine und wir genießen erst einmal den Ausblick auf die Bucht, laufen durch die kleinen Sträßchen und schauen, welchen "Nippes" sie hier anbieten. Uns fällt auf, dass es hier ahornförmige kleine Kuchen gibt, die an jeder Ecke mit einer beeindruckenden Maschine hinter Glas gemacht werden, und die sich natürlich sehr gut als Souvenir eignen. Wir bleiben standhaft. :)

Eigentlich wollen wir Streetfood essen, einen Maiskolben haben wir schon in der Hand. Doch die Rehe kommen zum Mitessen und das nervt uns so, dass wir doch entscheiden in ein Restaurant zu gehen. Unsere erste Wahl serviert nur Aal in allen Variationen und Gretel ist kein großer Fan. Zum Glück! Wir finden eine japanische Brauerei, sehr schön eingerichtet mit Blick auf's Meer und den eingepackten Shrine. Hier gibt es Clam Chowder und gegrillte Austern.



Schon komisch, dass sich im Urlaub viel um Essen dreht. Gefühlt sind wir ständig auf der Suche nach einem Restaurant, entweder zum Mittagessen oder für den Abend.
Und dann darf man ja auch den Kaffee nicht vergesssen. Auch wenn ich in Deutschland Starbucks meide, ist er hier einer unserer ständigen Anlaufpunkte, weil er einfach guten Kaffee hat :)
Hier in Miyajima mit Blick auf's Meer.




So in der 2. Woche des Urlaubs wird der Koffer ein wenig leerer. Ich habe ein paar Dinge mitgebracht, die schon im Altkleidersack waren und die jetzt hier bleiben. Das heißt eins: Shoppen!
Gestern waren wir auch schon in der hell erleuchteten Fußgängerzone, die sehr viele kleine und coole Läden hat. An sich gäbe es hier coole Klamotten, wir müssen aber feststellen, dass es nur wenige gibt, bei denen es unterschiedliche Größen hat. Sehr oft gibt es nur eine Einheitsgröße. Röcke und Hosen haben einen Gummizug und Oberteile scheinen sehr breit und kurz. An uns schauen die meisten Sachen nicht gut aus. Das ist ein wenig schade. Aber ein bißchen was findet man immer.  ;)


Und weil wir ein wenig "Heimat" brauchen, gehen wir zu Mario's Restaurant... Ja, richtig. Das ist ein Italiener. Jeden Tag können wir kein Japanisch essen, genau wie daheim... Da wechseln wir schließlich auch die Länder durch.
Und es schmeckt wie in Italien. :)