Sunday, September 28, 2014

26 September Und schon wieder Buenos Aires

Ich weiss nicht, was mich am Ende geweckt hat, das schlechte Bett, das Geschnarche vom Zimmernachbarn oder doch nur Yvonne's Wecker... Ich weiss nur, es ist viel, viel zu früh. 
Aber wenigstens haben wir vor dem Gehen noch eine gute Tasse Saeco Kaffee... Zu früh gefreut!
Ich gehe nach vorne und wecke den "Nachtportier" beim Licht anmachen auf. Wir haben noch genau 5 min für den Kaffee. Aber die Maschine ist aus und kommt gerade genug zum Leben, dass ich meine Marke einwerfen und auch noch rechtzeitig bemerken kann, dass ich den Becher selbst drunter stellen muss, bevor das schwarze Gold zu Laufen anfängt. Erfolg! Ich habe was im Becher. Und dasselbe noch einmal für Yvonne. Der Taxifahrer ist schon da. Wir stürmen mit den Bechern in der Hand raus und kommen erst im Auto dazu, zu trinken. 
Hat der Fahrer ein Glück, dass wir gut erzogen sind. So etwas als Kaffee zu verkaufen und dafür noch 8 Pesos zu verlangen, sollte eine Straftat sein!
Am Flughafen - wohl eher größere Turnhalle - fliegen die Becher erstmal weg. Das probieren wir nach der Gepäckaufgabe doch gleich nochmal... Der Erfolg ist mäßig, aber eine deutliche Steigerung!
Boarding beginnt laut Ticket 1h vor Abflug um 7. Bis kurz vor halb acht ist die einzige Sicherheitsschleuse nicht einmal geöffnet. Bei 2 Gates - immerhin eins mit Rüssel - und nur 1 Abflug heute morgen ist das auch kein Problem und wir heben trotzdem pünktlich ab. Die Passagierliste ist richtig, die wurde schliesslich noch von Hand kontrolliert.

1h30 seh ich das, was ich nun schon zum 4. mal bestaunen darf... Buenos Aires aus der Luft. Und wieder werde ich nur im Flughafen bleiben. Das ist ohnehin mein liebster Ort. Hier funktioniert das Internet so schnell wie sonst nirgends und meine Fotos werden im Schnellverfahren hochgeladen. Das ist mein Backup und mir deshalb wirklich wichtig.

Mit der 2. Maschine - genau die, mit der wir eben gelandet sind - fliegen wir in 3h nach El Calafate in den Anden. Naja, wir sind nur 200m über dem Meeresspiegel, von Bergen kann man eigentlich also nicht reden. Trotzdem ist der Anflug wunderschön.


Und wieder haben wir die Gepäckjäger dabei. Irgendwann muss hier etwas erfunden werden. Vielleicht sollte man manchen Leuten erlauben, ihr Gepäck selbst aus dem Flieger auszuladen, damit sie es noch vor allen anderen bekommen. Es brechen fast schon Kriege aus, wer näher am Band steht. Und dann kommt die größte aller Überraschungen. Das Band läuft andersrum an als üblich und schon geht das grosse Gerenne ans andere Ende los, wo sich der erste Koffer einsam seinen Weg vorbei an den gaffenden und drängelnden Massen bahnt.

Dasselbe Spielchen wie hier unten überall. Jeder muss mit dem Koffer vorbei an den weiss bekittelten Landwirtschaftskontrolleuren. Alle Koffer und Taschen in den Scanner und die Dame hinter uns kann es kaum erwarten. Sie legt ihre Handtasche zwischen unsere Sachen. Hofft sie, dass es dadurch schneller geht?
Am Schalter für den Shuttle kommt dann noch einer, der auch meint, es geht schneller wenn er schonmal an Yvonne, die gerade das Geld zum Bezahlen aus dem Rucksack holt, vorbeischleicht und anfängt mit dem Kerl zu diskutieren. 
Unsere Begrüßung hier ist also alles andere als entspannt. Hoffentlich ändert sich das noch.

Das Hostel ist sehr schön und gemütlich. Der Host ist supernett und überall stehen Sofas rum.
Trotzdem kann ich vor Hunger kaum noch einen klaren Gedanken fassen und wir rennen sofort in ein Cafe, das auch am Nachmittag auf hat, damit ich nicht noch grantiger werde. Die Box mit den Aerolineas Argentinas Crackern, dem Zitronenkuchen und dem Al Fajor kann ich nicht mehr sehen. Ich habe Hunger! Ohne Frühstück und Mittagessen bis 4 auszuhalten, war eine bescheidene Idee.

Das Cafe ist warm und wir kriegen unser Essen einigermaßen schnell, auch wenn die Bedienung nicht den Eindruck gemacht hat, als konnte sie sich irgendwas merken. Egal... Essen!

Beim anschliessenden Spaziergang durch die Stadt fällt uns nur eins ein: Nobel-Skiort. Jedes 2. Geschäft ist ein Wintersportladen, dazwischen gibt es teure Schmuckläden, Cafes, Restaurants und mini-Supermärkte. Viel ist mit Massivholz gebaut und zusammen mit der klaren Luft passt das alles auch gut in die Schweizer Alpen.
Und selbst das Publikum passt. In einem völlig überteuerten "den Touristen kann man alles als Indio Kram verkaufen" Laden hören wir eine Frau mit ihrem Mann auf Schwäbisch diskutieren: Wenn i den Ring jedsd kauf, dann hemmr aber koine Dollar mähr. Dann missa mr noml dauscha."
Daneben steht eine andere, mit meinem absoluten Albtraumdialekt: "isch kann sowas ja gor nischt trögen. Isch breuch rischdige Ringe, nisch son Flitzkröm." (Schwäbisch ist einfacher zu schreiben als Sächsisch)
Wir müssen gehen, sonst hätten wir beide laut losgelacht.

Im Hostel setzen wir uns auf ein auf den ersten Blick super gemütlich erscheinendes Sofa, das leider ziemlich hart ist. Aber zum Elektrokram laden, Fotos hochladen und sortieren tut's das. Yvonne kommt immer wieder mit Tee, ein gemütlicher Frühabend wird so zu einem gemütlichen Abend und ich fange sogar an mein Buch zu lesen, werde aber schnell von einem Argentinier aus Buenos Aires unterbrochen, der offensichtlich auf der Suche nach Frauen ist. Ruckzuck sitzt er nicht mehr im Stuhl, sondern neben mir auf dem Sofa und seine Hand kommt immer wieder rüber. Er merkt erst sehr spät, dass er weder bei mir noch bei Yvonne landen kann und auch sein Kumpel, der wohl öfters in Deutschland ist, verliert bald das Interesse und sie gehen zum Fussball schauen ins Fernsehzimmer. Sorry!

Wir freuen uns eigentlich, dass wir morgen den öffentlichen Mittagsbus zum Gletscher nehmen können und somit ausschlafen, in Ruhe frühstücken und dadurch den am Nachmittag aktiveren Gletscher beim Kalben sehen können. Yvonne fragt zur Sicherheit nochmal nach und kommt mit der niederschmetternden Nachricht zurück, dass hier keiner einen öffentlichen Nachmittagsbus kennt und die einzige Möglichkeit morgens um 8 ist, wenn man nicht ohnehin eine Tour gebucht hat.
Dann machen wir eben das, auch wenn wir uns beide schon auf eine längere Nacht gefreut hatten.



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