Die Saison hat zwar erst angefangen, aber uns wurde versprochen, dass wir trotzdem genügend sehen werden.
Kurz vor 9 holt uns Daniel mit Kippe im Mund und Mate Becher in der Hand ab. Mir schwahnt böses für den Trip, aber als ich das Auto sehe, bin ich hellauf begeistert. Das ist ein nagelneuer VW Tiguan, super gepflegt und somit besteht keine Gefahr, dass Daniel darin raucht. Wir holen noch Fernanda ab und fahren los. Daniel erklärt viel über Patagonia, aber mein Flora und Fauna Vokabular auf Spanisch ist nicht besonders ausgeprägt. Fernanda kann zwar ein wenig Englisch, hat aber dasselbe Problem mit den Wörtern. Egal, ich habe ja meinen wandelnden Reiseführer Yvonne dabei, die sich alles gemerkt hat, was der lonely planet zu bieten hat. Das werde ich ganz schön vermissen wenn sie heimfliegt und die coolen Sachen verpassen wahrscheinlich auch. Aber vorerst ist sie ja noch da. :)
In Patagonia leben so wenig Menschen, dass zwischen den wenigen Orten wirklich überhaupt nichts ist ausser der Tierra, der Steppe. Das Tempolimit ist 60, aber wir fahren mit gemütlichen 130 km/h dahin.
Es windet stark und wir bemitleiden die 2 Radfahrer, die wir überholen. Die Strasse geht unendlich weit geradeaus und es gibt keinerlei Schutz vor dem Wind. Links und rechts der Strasse ist alles eingezäunt damit die wenigen Tiere - zumindest sehen wir nur vereinzelt Schafe und Guacas - nicht einfach den Besitzer wechseln. Und hier sehen wir auch unseren ersten richtigen Gaucho. Auf dem Pferd reitet er am Zaun entlang.
Punto Tombo ist 1h südlich von Trelew. Als wir ankommen, sind nur wenige Autos dort. Der Wind ist ziemlich stark und wir ziehen alles an, was wir haben. Daniel bringt uns noch zum Beginn des Wanderwegs und bevor ich es fassen kann, stolpern wir fast über einen liegenden Pinguin. ohhhhhhh, wie schön. Genau wie auf Galapagos sind die Tiere nicht scheu, wobei sie auch nicht so zutraulich sind wie die Seelöwen. Ab hier kriegen wir die Augen nicht mehr weg. Überall stehen und die liegen die süssen Kerlchen. Die meisten sonnen sich, und die die stehen, putzen oder richten ihr Fell. Aber von Zeit zu Zeit schauen sie sich auch um oder watscheln. 2h scheinen nicht genug, um sie zu geniessen und zu fotografieren. Da sind viel zu viele lustige Szenen! Zwischen den Pinguinen sind auch ein paar Guacos, die aussehen wie Alpacas.
Man kriegt einfach nicht genug.
Der Wind macht uns allerdings ganz schön zu schaffen beim Zurückgehen.
Man kann sich förmlich reinlegen und fällt sicher nicht um.
Unseren Mittagssnack essen wir noch vor dem Auto - Papa hat mich gut erzogen. Im Auto wird nicht gegessen :) - und dann fahren wir nach Gaiman.
Ein Strassenschild zeigt 2 Wege zur Hafenstadt Rawson: geradeaus über Den Feldweg, aber kürzer, oder links über den Asphalt.
Nach Gaiman wollten wir zwar eigentlich nicht, aber das gehört zu unserer Tour. Gaiman ist ein kleiner Ort, in dem sich vor ein paar Hundert Jahren Waliser niedergelassen haben, die auch heute noch die damalige Kultur leben. Es heisst sogar, dass Waliser dorthin kommen, um ihre alte Kultur wieder kennen zu lernen. Das ist natürlich auch für Touristen interessant. Gaiman ist bekannt für seine Teehäuser. Daniel fährt uns erst an wirklich typisch englisch aussehenden Häusern vorbei und lässt uns dann vor einem Teehaus aussteigen. Gemeinsam mit Fernanda sitzen wir oben auf der Galerie und kommen uns vor wie in einer anderen Welt...
Es gibt English Tea, Scones, selbstgemachte Marmelade und verschiedene Kuchen zum Probieren. Wir schaffen gar nicht alles.
Auf den Rückweg frage ich die beiden wo ich in Trelew ein Ersatzkabel für mein Ladegerät bekomme - ich weiss, das nervt langsam, aber das ist ein Thema weil ich sonst bald nur noch das iPhone zum Fotografieren habe und mein Trip geht schliesslich noch eine Weile.
Fernanda ist selbst Touristin aus Buenos Aires und kennt nichts. Auch Daniel hadert lange bis er eine Idee hat. Er lässt uns in der Stadt raus und erklärt, dass wir nur hier durch eine Passage gehen müssen, da ist ein kleiner Laden, der Kabel verkauft. Fernanda begleitet uns, aber wir finden den Laden nicht. Wir sehen ein Fotogeschäft, aber wie in den meisten, schauen sie uns an als ob wir ein Stück Fleisch bei ihnen kaufen wollen. Die haben tatsächlich noch Film zu verkaufen!
Wenigstens wissen sie einen anderen Laden und da drin kaufe ich dann das nächste Universal Ladegerät. So langsam wird das ein teurer Spass, aber ich bin froh, dass es geklappt hat. Endlich Batterien laden! Wie abhänging man doch von der Technik ist!
Aber erstmal müssen wir nach Puerto Madryn, von wo aus wir morgen auf die Halbinsel Valdés wollen zum See-elefanten, -löwen und Wale kucken.
Yvonne's erste Busfahrt... Gar nicht so schlimm. Der Bus hat ordentliche Sitze, fährt direkt und ist einigermassen bequem. Ihr bleibt also das Schlimmste nach wie vor erspart...
Das Hostel in Puerto Madryn übertrifft unsere Erwartungen um ein vielfaches. Gaston, der Besitzer begrüßt uns überschwänglich, bietet uns erstmal eine Tasse Tee an, lässt uns von seinem Mate probieren - sehr, sehr bitter - und wir kommen vor lauter Reden kaum dazu einzuchecken. Sofort überlegen wir gemeinsam, was morgen gemacht werden kann. Der Wind ist leider so stark, dass die Boote zu den Walen eventuell nicht fahren. Das wäre superschade. Wir wollen trotzdem auf die Halbinsel und Gaston kümmert sich sofort. Er sagt uns auch wo wir im Umkreis was gutes zu essen finden. Jetzt aber erstmal ins Zimmer. Das ist zwar nicht der Brüller, dafür ist das Bad unso schöner, sehr sauber und gepflegt. Wir sind noch am Auspacken als Pablo - Gaston's Partner ? - klopft und uns schneeweisse Handtücher bringt. Er bittet uns drum, damit nicht unser Make-Up anzuwaschen weil sie die Handtücher sonst nicht mehr sauber kriegen. :) :) :) alles klar! Gut, dass wir kein Make-Up dabei haben.
Nachdem wir gerade erfahren haben, dass 80% der argentinischen Meeresfrüchte und Meeresfische hier auf der Halbinsel gefangen werden, müssen wir heute natürlich Fisch essen gehen. Daher kommt wohl auch die Liebe für Fleisch. Ein Land mit soviel Küste hat wegen der Meeresströmungen kaum Fischfang...
Im Bistro de Mar bestelle ich Jakobsmuscheln - und bekomme einen ganzen Teller für offiziell nicht mal 10 Euro und Yvonne einen lokalen Fisch. Mmmmmh lecker... Und das nicht wegen der Flasche Wein, die wir uns auch noch reinziehen zur Feier des Tages.
Juan Carlos, unser Kellner kommt gegen Ende her, hält uns ein Ketchup-Päckchen hin und fragt uns wie man das ausspricht. Wir lachen uns kaputt, als er immer wieder Kepschap sagt.
Als wir gehen, fragen wir ihn noch mal und üben so lange mit ihm, bis er es kann. :)
Wir kaufen noch ein paar Empanadas und Wasser in einem Take away Pasta Laden und sind uns einig, dass wir hier morgen vor der Rückfahrt noch Pasta holen müssen.
Im Hostel fragt mich ein junger Kerl, ob ich Eva bin. Ja! Gaston lässt ausrichten, dass wegen des sehr starken Windes morgen keine Touren nach Valdes fahren. Der Hafen ist zu und er kann uns nur etwas anderes anbieten oder aber wir können bei ihm ein Auto mieten und selbst losfahren. Auf den ersten Blick scheint das Auto sehr teuer zu sein, aber zusammengerechnet kostet es ungefähr soviel wie die Tour, die wir gemacht hätten. Wir überlegen noch und schlüpfen erstmal ins kuschelige Bett.
Das war ein sehr geiler Tag!
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