Ich muss aber sagen, die Paraguayaner waren bisher die freundlichsten Südamerikaner auf diesem Trip.
Kurz vor 9 bin ich am Busterminal und werde schon bevor ich hinkomme von Verkäufern belagert, die mir ein Busticket nach Asuncion andrehen wollen.
Ein extrem aufdringlicher Kollege kriegt fast einen Tritt von mir, so genervt bin ich. Ich habe schliesslich gestern schon eine Busfirma ausgesucht, die um 9:30 losfährt und bei denen die Busse akzeptabel sind. Und hier nimmt das Drama seinen Lauf. Direkt vor meiner favorisierten Verkaufsstelle steht ein Verkäufer, der sofort herkommt und mich anspricht. Ich frage wann sie nach Ciudad del Este fahren und alles, was er mir sagt, passt. 9:30, direkt in 5h, A/C, bequeme Busse. Ich bezahle und suche in der verbleibenden halben Stunde vergeblich nach einem Ladegerät für meine Kamera - das liegt nämlich daheim in Weiler - sowie nach den obligatorischen 3 Postkarten. Beides scheint es nicht zu geben. Bei den Postkarten kucken mich alle an, als wollte ich eine Fellmütze bei 30 Grad Hitze haben. Manchen muss ich sogar meine Uruguay Karten - ja, die habe ich noch - zeigen, damit sie verstehen was ich meine. Haben tut es trotzdem niemand. Auch beim Ladegerät habe ich Pech.
Ciudad del Este ist dafür eigentlich prädestiniert, aber ich will nicht mit meinem kompletten Gepäck in diesem Chaos - meine Erinnerungen von 2001 sind nicht die besten - da rumwandern und das Unmögliche suchen. Noch habe ich ja geladene Batterien.
Um 9:25 kommt der Bus und ich erschrecke ziemlich. Der Verkäufer war nicht von dem Unternehmen vor dem er stand sondern von einem anderen, und der Bus schaut eher so aus als wäre er auf seiner letzten Fahrt. Es ist auch kein Direktbus, sondern einer, der überall hält. Sitznummern gibt es natürlich nicht und als ich endlich mein Gepäck losgeworden bin, gibt es nur noch 1 Sitz, in der 2.Reihe hinter dem Mädel, das ihren Sitz schon komplett zurückgeklappt hat. Also sitze ich eingeklemmt mit meinem Rucksack auf dem Schoss und mir wird ein klein wenig übel wenn ich daran denke, dass ich jetzt 5 - nein, das war für den direkten Bus - Stunden so sitzen muss und auch meinen Liter Wasser nicht trinken werde können, weil es hier ja natürlich auch kein Klo und keine 20 min geplante Pause gibt alle 3h. Meine Nebensitzerin fragt mich, wo ich hinfahre und als ich ihr das sage, ist sie total erschrocken. Da gibt es für denselben Preis doch viel schönere und bessere Busse. Ja, das weiss ich auch :(
Die erste Stunde ist wirklich der Horror. Im Gang stapeln sich die Leute und die Plastiktüten, nur die Hühner fehlen noch.
Zum Glück wird das bei Hohenau besser und viele steigen aus, auch das Mädel vor mir und ich ergattere ihren Platz mit sehr viel Beinfreiheit. Endlich kann ich meinen Rucksack abstellen, auch wenn der Boden die letzten Jahre sicher keinen Putzlappen gesehen hat. Da wäre meine Oma lange beschäftigt. :) Zum Zustand des Busses brauche ich ja nichts mehr zu sagen...
Und es kommt, wie es kommen muss. Ich geniesse die Aussicht, bedaure die wirklich armen Menschen in den Dörfern und freue mich, dass wir jetzt doch ganz gut vorankommen und mein anfänglicher Horror über diesen Bus so langsam abnimmt... Und schon kommt das Ecuador Bus Desaster Paraguay Edition. Plötzlich bleibt das Gas weg und wir rollen langsam aus. Da gleichzeitig Leute aussteigen wollen, habe ich noch einen Funken Hoffnung, dass wir deshalb rollen, aber meine Befürchtungen stimmen. Der Bus ist kaputt.
Busfahrer und Ticketkontrolleur - im weissen Hemd - steigen aus, machen vorne die Klappe auf und suchen dann verzweifelt nach Werkzeug. Sie scheinen wirklich alles dabei zu haben. Eine halbe Stunde geht rum, ohne dass sich was tut. Das weisse Hemd des Kontrolleurs ist immer noch unbeschadet, nur der Busfahrer ist mittlerweile bis über die Ellbogen schwarz.
Mit einem Mal sucht der Kontrolleur wieder in der Werkzeugkiste - unter einer Sitzbank - und geht dann mit einer Zange im Bus nach hinten. Er macht über der letzten Reihe eine Klappe auf, zieht eine Menge Kabel raus, fummelt ein wenig rum und kommt schliesslich mit einem Stück Kabel zurück, das er da hinten rausgerissen hat. Mir wird Angst. Ich sehe mich schon am Strassenrand stehen und einen der schöneren Busse anbetteln, dass ich mitdarf... Aber siehe da ein paar Minuten später lässt der Kontrolleur den Bus anspringen. Der Busfahrer hat doch tatsächlich mit dem Kabel aus dem Fond den Bus repariert. Das geht auch nur in Paraguay.
Wir fahren weiter und der Rest klappt wie am Schnürchen. In Ciudad del Este überlege ich noch kurz ob ich mit dem Taxi ins Einkaufsgetümmel fahren soll und das Ladegerät besorgen, lasse es dann aber doch und warte lieber auf den Direktbus nach Argentinien. Und den gibt es wirklich. Da fährt ein Bus von Paraguay über Brasilien nach Argentinien ohne dass man in Brasilien zur Passkontrolle muss. Heiss!
Je näher wir der paraguayanisch/ brasilianischen Grenze kommen, umso aufgeregter werde ich. Das sollte ich ja noch kennen. Hier bin ich vor 13 Jahren zu Fuss über die Brücke der Freundschaft gekommen und habe den ganzen Dreck und Müll bestaunt. Viel hat sich seither geändert. Das Chaos ist immer noch unbeschreiblich gross, aber an die Stelle der Dreckhalden sind grosse Einkaufszentren gerückt, die wild blinken und das beste Einkaufserlebnis versprechen. Überall sind grosse Werbetafeln und davor die ganzen Verkäufer mit ihren Strassenständen. Kurz überlege ich nochmal, weil hier alle paar Minuten ein Bus vorbeikommt, den man anhalten kann, aber mein Busfahrer hier ist supernett. Er will an der paraguayanischen Grenze warten bis ich meinen Ausgangsstempel habe. "Rapido, rapido!" - Ja, ich beeile mich. Bei der Passkontrolle bin ich die Einzige. Hier scheinen sich nicht so viele non-Südamerikaner herzuverirren. Der Zöllner schaut mich gelangweilt an und will mir zuerst gar keinen Ausreisestempel geben. Ich erinnere mich daran, dass wir 2001 auch keine Stempel bekommen haben, bestehe aber drauf, weil ich auch einen Eingangsstempel habe. Widerwillig zückt er ihn und haut den Stempel auf eine neue Seite :( So wird mein Pass auch voll.
Auf der Brücke ist immer noch die Hölle los. Wir kommen nur im Schritttempo vorwärts und überall sind Fussgänger, die in dem Auto-/ Bus-/ LKW-Chaos Dinge verkaufen. Auch normale Fussgänger gibt es genügend. :) Das war ich auch mal.
Auf der brasilianischen Seite fahren wir rechts an der Grenze vorbei und schon sind wir drin, ohne Kontrolle. Wir fahren ohne Stop bis zur argentinischen Grenze und da müssen jetzt alle raus, auch das Gepäck. Der Zollbeamte durchblättert mehrmals meinen Pass. In den letzten 5 Tagen bin ich bereits mehrfach nach Argentinien ein- und wieder ausgereist. Er lässt sich meine Route erklären, schüttelt ungläubig den Kopf und haut den Stempel rein. So, da bin ich wieder und jetzt bleibe ich auch!
In Puerto Iguazu fragt mich der Busfahrer noch nach meiner Telefonnummer... Zu schade, dass ich ohne reise und auch kein Interesse habe. Ich will nur noch ins Hostel und endlich zu Yvonne hallo sagen, was 5 min später auch passiert!
Ab sofort bin ich zu zweit :) :) :)
Wir gehen erstmal essen, ein fettes argentinisches Steak und setzen uns dann im Hostel noch zu den anderen auf ein Glas Wein. 3 Länder in weniger als 20 Minuten war wohl heute der Rekord!
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