Monday, September 22, 2014

18 September Nicht mein bester Tag

Mal abgesehen davon, dass die Nacht sehr, sehr kurz war und die Mischung aus Bier und Wein nicht unbedingt günstig, hasse ich es früh aufzustehen. Ohne Kaffee mache ich mich nach einer schnellen Packaktion auf den Weg zum Busterminal.
Die einstündige Fahrt zum Flughafen wird mir vom netten Busfahrer durch einen Queen-Memorial Radiosender vertrieben. Alle die einsteigen, haben die übliche dekorierte Kanne heisses Wasser und den Becher mit Mate-Tee dabei. Das waren wohl immer schon die Vorboten der heutigen To Go Kaffeekultur. 
Die Fahrt durch die Vororte von Montevideo ist schön. Auch wenn mir immer wieder die Augen zufallen, sehe ich doch nochmal eine andere Seite der Stadt. Als wir am Flughafen ankommen, verstehe ich endlich, was es mit dem UFO auf den Postkarten zu tun hat. Das Flughafenterminal ist nagelneu und schaut aus wie ein gelandetes UFO. Sehr schön. Innen geht der Check-In dank der wirklich wenigen. Leute und auch Flüge, die hier gehen, superschnell und ich bin mein Gepäck los. Der nette Kollege erklärt mir, dass mein Gepäck bis Posadas durchgecheckt ist und ich in Buenos Aires nichts machen muss. Ich erkläre ihm auf Spanisch nochmal was ich verstanden habe. "Buenos Aires kein Gepäck, nur Transfer von meiner Person, das Gepäck sehe ich erst in Posadas wieder" Genau. Er nickt zustimmend und ich bin happy. 
Endlich kann ich mich dem wichtigsten Thema eines jeden Morgens widmen. Dem Kaffee... :)
Mc Cafe ist gleich gegenueber und der Kaffee dort schmeckt gut. Ausserdem haben sie Sofas und ich noch genügend Zeit für ein paar Blogeinträge bevor ich zu einem der 15 Gates muss, die der Flughafen hat.
Ich setze mich, trinke Kaffee, wache auf, lese und geniesse die Zeit. Als ich zum Gate muss, stehe ich auf, checke ob ich alle 7 Sachen habe und kriege einen riesen Schreck. Mein Gepäck ist weg! Ich schnappe meinen kleinen Rucksack und renne wie wild herum auf der Suche nach meinem Grossen Rucksack. Ich versuche den Mitarbeiterinnen klar zu machen, dass sie den doch bemerkt haben müssen und frage, wo heimatlose Gepäckstücke hingebracht werden. Jeder sieht mir die Panik an. Gerade mal 3 Tage auf Tour und schon ist das Gepäck weg!!! Ich bin kurz vor dem Ausflippen als die eine Mitarbeiterin mir mein Flugticket aus der Hand nimmt und lachend auf den Gepäcksticker zeigt. Ja klar, ich habe den Rucksack eingecheckt. Puh!!!
Jetzt brauche ich auch keinen 2. Kaffee... Ich bin wach!
Würde man denken. Aber als Erstes vertreibe ich im Flieger noch meinen Sitznachbarn von seinem Sitz weil ich der festen Meinung bin, dass D am Gang ist und nicht am Fenster. Nur mit Mühe kann der arme Mann mich davon überzeugen, dass er richtig sitzt. Ich setze mich also ans Fenster und bn ruhig. Alles lles andere hätte mich auch wahnsinnig geärgert im nachhinein.
Der Abflug aus Montevideo ist ein Traum. Wir fliegen über die Stadt und dann an der Küste entlang, so dass ich noch einmal die volle Pracht meines Kindheitstraums bewundern kann. Was für eine schöne Erfahrung, auch wenn Montevideo sicher keine Stadt ist, in der ich leben könnte. 
Nach nur 30min, die ich schlafend verbringe, landen wir auf dem City Airport von Buenos Aires, auch keine schlechte Aussicht.

Ich steige aus und folge den Transfer Schildern. Aber ich werde gestoppt. Das gilt nur für internationale Weiterflüge. Weil ich ja innerhalb von Argentinien bleibe, muss ich zur Passkontrolle und auch durch den Zoll. Ich wundere mich schon, wie die das in Posads lösen werden, wenn ich da mein Gepäck bekomme aber national geflogen bin, aber für den Moment ist mir das egal. Ich reise also zum 2. mal in Argentinien ein und stelle mich ohne auf das Gepäckband zu kucken wieder in einer der superlangen Zollschlangen an. Beim Zurück in Richtung Ausgang schaue ich aus Langeweile auf die Gepäckbänder im hinteren Bereich und da sehe ich doch glatt meinen Rucksack seelenallein die Runde machen. Von wegen den sehe ich erst in Posadas wieder! Ich renne hin und hole den Rucksack zu mir. Da hat mir der Kollege also. Mist erzaehlt und ich habe es Gott sei dank gerade noch bemerkt. Also fülle ich jetzt such wieder einen Zollzettel aus, auf dem man übrigens auch angeben muss, welches Telefonmodell man mit ins Land bringt und lasse alles scannen. Auch dieses Mal schaut keiner den Zettel oder aber das Röntgenbild an und ich frage mich, warum sie sich die Mühe denn überhaupt machen.
Draussen im Flughafen suche ich mir einen Aeralineas Schalter und gebe das Gepäck schliesslich bei Übergrösse ab, weil dort die Schlange am kleinsten ist. Das wird akzeptiert und ich kann mich gleich wieder anstellen, um ans Gate zu kommen. 
Zwischendrin noch ein Snack und schon sitze ich im 2. Flieger nach Posadas an der paraguayanischen Grenze. Hier verschlafe ich sogar schon den Start, so müde bin ich.
Mein Sitznachbar hat bei der Landung noch mein Sandwich in der Hand, das ich ihm dankend überlasse.
Aus dem Flieger raus werde ich schon auf dem wirklich kurzen Weg zum Terminal nass. Es schüttet wie aus Eimern und auch mein Rucksack kommt nass auf dem Gepäckband angefahren, das direkt auf der anderen Seite des Wellblechs beladen wird.

Erst jetzt merke ich, dass ich in Argentinien bin und keine Pesos habe. Ausser USD und EUR habe ich gar nichts mehr. Eine Wechselstube gibt es hier nicht und mich überkommt schon wieder ein wenig die Panik. Wie komme ich denn hier weg? Warum habe ich nicht in Buenos Aires getauscht? Auf die Idee einfach zum Geldautomaten zu gehen, komme ich erst später. Meinen 100Peso Schein (nicht mal 10 EUR und der grösste, den es hier gibt) will der Busfahrer nicht wechseln. Die Fahrt kostet nur 6. Er lässt mich aber freundlicherweise bei einem Restaurant aussteigen, wo ich eine Wasserflasche kaufe und nun kann ich mit dem kleinen Wechselgeld meine Busfahrt im "Klapperer" bezahlen. Es ist schon unglaublich, was für Busse hier noch als fahrtauglich erachtet werden.
Es schüttet ohne Ende...
Da ich auch den Lonely Planet nicht gelesen habe, lasse ich mich zum Busterminal bringen, von dem ich hoffe, einen Bus nach Encarnacion in Paraguay zu kriegen, auf der anderen Seite des Flusses. Das sollte ja nicht sooo lange dauern. Well,... Da habe ich die Rechnung mal wieder ohne die Südamerikaner gemacht.
Zum einen kommt ewig kein Bus und das Terminal ist menschenleer. Und zum anderen sehe ich jetzt im lonely planet, dass die Busse über die Grenze im Zentrum abfahren. Bei dem Regen will ich jetzt aber nicht nochmal in einen lokalen Bus umsteigen, der auf der anderen Seite abfährt, wo ich wieder durch den Regen muss. Also warte ich auf den versprochenen Bus in 20 min. 40 min später kommt er auch schon und wir sind zu dritt - für den Anfang. Bis der Bus sich durch die Stadt geschlängelt hat, habe ich nicht nur meinen Sitz aufgegeben sondern auch den meines Rucksacks und stehe nun mit einem Rucksack vorne und einem hinten aufgeschnallt gedrängt zwischen den Massen, umfallen unmöglich.
An der Grenze wirft uns der Busfahrer raus und wir müssen alle ins Zollgebäude. Ich bekomme meinen Ausreisestempel für Argentinien, den 2. innerhalb von wenigen Tagen. Im Regen stehen wir jetzt alle an, um wieder in den Bus einzusteigen, aber die Schlange ist so lang, dass sie 2 Busse füllt, bevor ich es schaffe, wieder in einen reinzukommen. Dass ich mittlerweile komplett nass bin, steht ausser Frage. Mir läuft das Wasser trotz Mütze an der Kopfhaut runter. 
Über die Brücke zuckeln wir jetzt im Schritttempo mit allen anderen Bussen und Autos und müssen für die paraguayinsche Kontrolle wieder raus. Dieses Mal bin ich aber die Einzige, weil ausser mir wohl nur Einheimische unterwegs sind. Ich sprinte mit allem angeschnallten Gepäck rein, der Zöllner ist extrem uninteressiert und fragt nur, wo ich jetzt herkomme, Bang! Habe ich den Stempel im Pass. Meine Daten wurden nicht kontrolliert, Fingerabdrücke, Foto,... so oder so nicht.
Und ich bin in Paraguay!
Der Bus hat die Tür zu und schlängelt sich durch das Autochaos an der Grenze. Ich renne hinterher, werde fast von einem Auto angefahren und schaffe es zur Vordertür. Leider ist die so beschlagen, dass mich niemand sieht, aber zum Glück - wie alle Bustüren in Südamerika - schliesst sie nicht, also brülle ich und schon geht die Tür auf. Platz gibt es für mich und meine Rucksäcke eigentlich nicht, aber das geht schon irgendwie und mein Rucksack wird mehrmals in die Tür eingeklemmt bis sie zugeht. Der Busfahrer ist supernett und lacht jedes Mal wenn jemand aussteigen will. D.h. dass ich rückwärts in den Regen und meistens auch gleich in eine riesen Pfütze steige, der Passagier aussteigt und ich mich dann wieder hochhieve. Das Sportprogramm für heute ist nach dieser Busfahrt abgehakt.
Von einer hübschen Passagierin bekommt er dauernd Mate-Tee. Sie trinken gemeinsam aus dem Becher und ich reiche ihn hin und her. Das ist hier wohl üblich, den Busfahrer und andere Fremde mit Tee zu versorgen. Noch ca. 10 mal mache ich meine Sportübungen bis ich endlich einen Platz an einer Stelle ergattere, an dem ich nicht mehr dauernd aussteigen muss. Und schon sind wir am Terminal. Ich steige aus, tausche 20 USD in 85000 Guarani. Jetzt bin ich reich. :)

Die Suche nach einer Unterkunft gestaltet sich als schwierig und am Ende steige ich in ein Taxi und lasse mich zum empfohlenen Hotel am Fluss bringen. Ich habe keine Lust im Regen noch weiter zu suchen. Bisher bin ich nicht beeindruckt, aber das könnte mit dem Wetter zu tun haben. 
Im Zimmer erstmal Heizung an und heiss duschen. Jetzt geht es schon besser und als der Refen nkurz nachlässt, laufe ich ins Zentrum zum Essen. Endlich Salat! Und nein, ich habe nicht darauf geachtet mit welchem Wasser er gewaschen wurde. Alles ging gut :)
Auf dem Rückweg sind die zum Teil gefliesten Gehwege so rutschig, dass es mich vor einem Friseursalon erstmal ordentlich hinhaut und ich rutsche den leicht abschüssigen Teil komplett hinunter. Das Ende eines wenig erfolgreichen Tags. Hoffentlich ist es morgen besser.



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