Die Gheralta Region ist für ihre Kirchen hoch oben auf den Bergen bekannt. Im Lonely Planet steht, dass das Dorthinkommen bei manchen eine gute Fitness voraussetzt, weil man über ein Seil 7 bis 8 m hinaufklettern muss. Das klingt ja erstmal nicht so schlimm.
Ohne Frühstück verlassen wir unser Motel, nachdem wir um kurz vor 8 von einer Prozession und lautem Hupen auf der Strasse geweckt wurden. In einem supernetten lokalen Café kriegen wir erstmal Bunna - äthiopischen Kaffee - damit wir die 3h Wanderung auch schaffen. Nach den Simien Mountains, in denen die Wanderung ja eher ein Spaziergang war, klingt das erstmal nicht schlimm. Die Landschaft durch die wir wandern, hat so viele Farben in ihren Steinen, dass man überhaupt nicht mehr aus dem Staunen rauskommt. Von tiefrot über leichtes orange, gelb, weiss, grau, dunkelgrau ist alles da. Ich krieg mich gar nicht mehr ein. Von oben brennt die Sonne auf uns und wir sammeln mit dem Näherkommen an den steilen Teil des Bergs immer mehr 'Mitwanderer'. Die wollen uns nachher beim Hochklettern helfen. Höher und höher steigen wir und mir ist noch nicht so ganz klar, wie wir bei der 90 Grad steilen Bergwand, die vor uns ist, bis ganz oben kommen wollen. Mittlerweile klettern wir schon und kriegen gesagt, wo wir unsere Füsse und Hände hintun sollen, um den besten Weg zu nehmen. Und da auf dem Plateau sitzt Meli, ohne Schuhe und wartet mit ein paar Helfern auf uns. Be or wir uns versehen, haben auch wir die Schuhe aus und Julia steigt in einen Klettergurt ein, der sie vor dem Abstürzen von der nun gerade hochzeigenden Wand schützen soll. Unser Guide geht voraus und befestigt das Seil. Und schon schieben 2 Helfer Julia in Position und erklären ihr wie sie treten muss. Schwupps ist sie oben. Barfuss! Krass!
Und schon wird mir der Gurt umgeschnallt. An meinen Beinen ziehen sie ihn sehr fest. Zu fest für mein Gefühl, aber hatte noch nie einen solchen Gurt um, deshalb sage ich auch nichts. Die ersten paar Schritte gehen noch. Aber es ziehen und schieben 3 Männer an mir und erjlären wo ich hintreten und meine Hände hinmachen soll. Der vor mir steht noch in dem Loch, in das meine Hand muss und ich werde nervös. Als ich mich mit der linken Hand an einem Baum festhalten soll, wird es mir zu viel. Der Baum bewegt sich ziemlich und das hält überhaupt nicht. Ich hänge in der Wand und die einzige Stütze, die ich habe ist ein wackliger Baum. Der Helfer, der über mir steht, nimmt seinen Fuss aus einer Kuhle und sagt mir, ich soll mit der rechten Hand da rein und mich hochziehen. Die Kombination aus wackeligem Baum und dem rutschigen Loch, in dem ich mich nicht richtig festhalten kann sowie den ganzen Menschen um mich rum, ist mir zu viel. Ich kann das nicht. Wegen des engen Gurts spüre ich meine Beine kaum noch. Ich will wieder runter. Es geht nicht. Ich fühle mich nicht sicher und habe plötzlich Angst abzustürzen, nach hinten weg zu kippen. Unter mir müssen erst einmal zwei Jungs weg, damit ich wieder zurück kann. Julia ist schon ausser Sichtweite und ich gebe Fanta noch mein Handy mit, damit sie wenigstens Fotos machen kann. Sie hat ihrs unten gelassen.
Mit Selassie, dem letzten Helfer, bleibe ich auf dem Plateau sitzen. Meine Hände zittern und ich muss erstmal in die Weite schauen. Die ist wunderschön und langsam werde ich wieder ruhiger. Selassie spielt mit seinen Handy rum und hat Probleme. Es geht nicht mehr. Zeit haben wir, also schaue ich es mir an. Die Kontakte der Batterie sind total verstaubt. Ich putze sie und baue alles wieder zusammen. Geht! Na, wenigstens konnte ich auf einem Berg ein Handy reparieren.
Und dann versuche ich es nochmal. Dieses mal ohne Klettergurt. Der ist oben. Selassie zeigt es mir und ich klettere ihm hinterher. Aber an derselben Stelle wackelt wieder der Baum und das Loch für die rechte Hand ist rutschig. Ohne Gurt traue ich mich nicht weiter, obwohl nur 2 Schritte fehlen, bis es weniger gefährlich aussieht. Er kommt wieder runter und wir probieren nochmal mit ihm unterhalb von mir. Es geht nicht! Enttäuscht über mich selbst warte ich auf die anderen. Wenigstens kann ich in aller Ruhe die Wahnsinns-Aussicht geniessen.
Der Rückweg ist anstrengender als der Weg nach oben. Steil geht es bergab. Hier habe ich überall Gelegenheit für Ceci Sand zu sammeln. Bisher war es meistens Erde, die ich gesehen habe. 5 Tüten kriege ich zusammen.
Zum Mittagessen sind wir wieder in der Gheralta Lodge und die einzigen Gäste. Das Essen hier ist so lecker!!
Und nach dem Essen wollen wir noch zu einer anderen Kirche wandern. Das ist zwar weiter, aber nicht so krass, sagt Gabriel, unser Guide. Ok. Wir fahren hin und schauen nach oben. 450 Höhenmeter über uns liegt wohl die Kirche. Das wollen wir in 3h hin und zurück schaffen. Dunkle Wolken am Himmel und die Zeit bis Sonnenuntergang ist schon ziemlich knapp. Wir gehen trotzdem los. Nach einer halben Stunde - wir haben schon wieder dreimal mehr Guides als Touristen :) - sehen wir wie es in einer Bergspalte steil nach oben geht. Wir schauen uns an. Das hätten wir gestern locker noch machen können, aber nach der morgigen Wanderung jetzt nochmal klettern, und zwar mehr als 1,5h steil den Berg hoch? Das ist uns doch zu krass und wir wollen lieber unten bleiben zumal es tröpfelt und wir nur erahnen können wie rutschig das wird wenn die Felsen nass werden. Schade. Zurück durch die wunderschöne Landschaft, die alle paar Meter ihre Farbe wechselt. Meli ist ein wenig erstaunt als wir nach einer Stunde schon zurück sind. Der Guide will uns unbedingt ein Lodge zeigen, das gerade gebaut wird und eine tolle Aussicht hat. Meli fährt, biegt in eine kleine Sandstrasse ab und schon stecken wir fest. Hmmmm, das kennen wir doch schon und heute warte ich gar nicht erst lange, sondern fange sofort zu buddeln an, bevor das hier in ein zweites Djibouti Erlebnis ausartet. Aber in Äthiopien ist alles ein wenig anders. Aus dem Nirgendwo tauchen mindestens 10 Menschen auf, die helfen. Mit ein paar Steinen unter dem frei gebuddelten Rad und dem Anschieben aller, ist das Auto gleich wieder frei. Wir laufen weiter. :)
So wahnsinnig toll ist die Aussicht aus dem Talkessel des Lodges nicht, aber die Häuser, die hier entstehen, sind superschön, groß und werden bestimmt der Gheralta Lodge einmal mächtig Konkurrenz machen.
Bevor das aber passiert, essen wir hier noch einmal sehr gut italienisch und vor allem Salat. :)
Und meine blauen Turnschuhe, die mich schon vor 3 Jahren in Südanerika und vor 2 Jahren auf meiner Weltreise begleitet haben, die alle Kontinente außer der Antarktis mit mir bereist haben, bleiben in Afrika. Der Guide, der uns so sicher durch die Berge geführt hat, bekommt sie und so werden sie sicher noch oft hier in den Bergen wandern.
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