Heute ist der erste Tag in unserem Urlaub, an dem wir eigentlich ausschlafen können. Heute ist aber auch der Tag, an dem es ab halb sieben vor unserem Zimmer abgeht. Die chinesische Reisegruppe geht, unser Telefon klingelt, jemand klopft an unsere Tür. Ich baue das irgendwie in meinen Traum ein. Julia hat nicht soviel Glück sondern wacht auf und kann nur schlecht wieder einschlafen.
Zum Frühstück gibt's Fruit Loops. Die erinnern mich an USA und so geniesse ich die bunten, mit Farbstoff gefüllten Zuckerkringel. :)
Ausser der Fahrt nach Gheralta haben wir heute nichts vor. Im Lonely Planet haben wir schon gelesen, dass unser Hotel heute abend der Traum ist und viele sagen, dass es ihre beste Nacht in Äthiopien war. Ausserdem gehört das ganze einem Italiener, was für extrem gutes Essen sprechen sollte. Wir freuen uns, auch wenn bisher alle Hotels sehr gut waren und definitiv meinen sonstigen Reisestandard von 5€ Hostels weit übertreffen. Ein bisschen Luxus schadet allerdings niemandenm, oder?
Die Landschaft ist hier ähnlich wie im Südwesten der USA. Meli hat mittlerweile mein Schema durchschaut und bietet jetzt schon immer einen Stop an, wenn er denkt, dass ich sicher ein Foto machen will, und er ist zielsicher! Das Äthiopien Fotoalbum werde ich teilweise ihm widmen :)
Fanta telefoniert heute viel. Natürlich verstehen wir keinen Ton und er erklärt auch nicht. Er scheint nervös und noch wissen wir nicht warum.
In Adigrat, einer Stadt mitten in der wunderschönen Landschaft essen wir Shiro, eine orange Soße mit Injeera.
Der Kellner bietet mir an, mit nach Gheralta zu fahren, weil er mich schön findet. Aber unsere Jungs stehen vor dem Restaurant und grinsen schon rein. Sorry, ich habe schon eine Begleitung. Enttäuscht zieht er dahin.
Jetzt ist es nicht mehr weit und in 23km treffen wir unseren Guide hören wir von Fanta. Heute noch Sightseeing? Ok.
In einem dieser Orte, durch die wir normalerweise nur durchfahren und in denen Meli uns nicht mal auf die Toilette gehen lässt, halten wir an einem Motel an. Fanta hüpft rein und kommt nach ein paar Minuten zurück. Hier können wir heute nacht schlafen. Die Gheralta Lodge ist überfüllt wegen eines Meetings. Morgen könnte es klappen. Bevor wir diese Information verarbeitet haben, stehen wir in einem kahlen Zimmer mit zwei russisch bezogenen Betten, unseren Koffern und Fanta fragt, ob wir noch etwas aus dem Auto brauchen. Sicherheitshalber nehme ich das Wasser mit raus. Also doch kein Sightseeing mehr? Meli fragt, ob wir wieder ein Bier trinken gehen. Er holt uns um 7 ab. Ok. Und weg fahren sie.
Wir sitzen wie versteinert in diesem Zimmer. Julia findet im Bad schwarze, kurze Kringelhaare und vermutet Schamhaare, wobei hier in Afrika könnten das auch sehr kurze Kopfhaare sein. Wir entscheiden uns für die letzteren und überlegen was wir jetzt 4h machen sollen bis die beiden wiederkommen. Der Ort schaut nicht so aus als hätte er ein Cafe, in dem wir ohne Magenprobleme etwas trinken können. Und ehrlich gesagt wissen wir noch nicht einmal wo wir sind. Keiner hier spricht Englisch oder kann auf meiner Lonely Planet Karte zeigen in welcher Stadt wir sind. Endlich finde ich einen älteren Mann, der mir sagt, dass wir in Hawzien sind. Ah. Da ist auch die Lodge und ein Markt, der am Mittwoch super interessant sein soll. Den können wir uns ja auf jeden Fall mal anschauen und dann mit einem Bajaj ins Lodge fahren zum Abhängen und Kaffee trinken.
Der Markt scheint schon vorbei zu sein. Und alle starren uns an. So oft scheinen hier keine Weissen ohne Guide herumzulaufen.
Die Tankstelle besteht aus ein paar Total-Blechfässern und viele Häuser sind komplett zerfallen. Ein wenig schaut es aus wie im Krieg. In 10 min ist unsere Stadtour beendet und wir finden einen Bajaj Fahrer, der uns für 40Birr zum Lodge fährt.
Hier landen wir in einer anderen Welt. Es ist ein italienischer Toskana-Traum mit äthiopischem Flair. Auf dem Patio können wir den ganzen Nachmittag die Ruhe geniessen. Denken wir.
Kaum liegen wir, geniessen die Aussicht und haben unsere Bücher ausgepackt, kommt eine extrem laute Gruppe amerikanischer Zahnärzte, die hier wohl die lokalen Ärzte unterrichten und belagern die komplette Terrasse. Die belanglosen Gespräche in Megaphonlautstärke können wir beide nicht ausblenden. Also kriegen wir alles mit. Nichts war's mit dem entspannten Nachmittag. Aber wenigstens haben wir zum Abendessen einen Platz bekommen. Wir dürfen bleiben. Und das lohnt sich. :)
Es gibt Zwiebelsuppe, Spaghetti mit Pesto, SALAT, den wir genüsslich essen und einen Crepe mit Avocadofüllung.
Und so gestärkt ist auch unser russisches Zimmer nicht mehr schlimm. Die Haare lassen sich wegspülen und unter dem russischen Tagesdeckenteppich kommt saubere Bettwäsche hervor. Das ist doch schon mehr als ich manchmal auf meiner Weltreise hatte. :)
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