Fanta ist wie immer superfrüh da. Wir sind noch am Packen und
frühstücken heute mal wieder nur Zwieback - also eigentlich getoastetes Brot,
aber das mit dem Toasten meinen sie hier immer sehr gut.
Um 9 wollte er
schon losfahren, aber wir haben ihn auf 9:30 gehandelt, weil der Flughafen ja
laut Aussage nur 3-5 km weit weg ist.
Jetzt sitzen wir
schon seit 25 min im Auto, aber wir kurven immer noch zwischen Hügeln herum.
Keine flache Stelle für einen Flughafen weit und breit. Und die Strasse wird
immer schlechter. Bald fahren wir nur noch auf einem schlechten Feldweg.
Und da, mitten aus
dem Nichts, tut sich ein Verkehrskreisel auf. Na, wenn das mal kein Zeichen für
einen naheliegenden Flughafen ist. Bei den Automassen, die hier so rumkurven,
braucht man da schon große Infrastruktur. Oder ist der etwa für die Tiere und
gar nicht für die 5 Autos, die hier am Tag vorbeikommen? :)
Der Check-In hat
auf jeden Fall 2h vor Abflug noch nicht auf und auf der Kreidetafel, auf der
die Abflüge notiert werden, steht auch noch nichts.
Und hier, nach dem
Einchecken, das von einer Schweissfahne unseres Vorgängers gebrandmarkt ist,
nimmt das Schicksal meiner Mugogo seinen Lauf.
Bis zur
Sicherheitskontrolle komme ich. Aber da ist der Scanner nicht breit genug für
mein 50cm breites Wagenrad. Ich soll die Tonplatte einchecken. Das ist mir
überhaupt nicht recht, aber der Sicherheitsbeamte ist streng.
Zurück zum
Check-In. Der Kollege lacht schon. Er wusste, dass ich wiederkomme. 5 Äthiopier
helfen mir jetzt, die Platte "flugsicher" zu verpacken. D.h. ich
stehe da während die Kumpels Karton und eine Menge Klebeband um meine
Verpackung wickeln. Wie das die Platte vor Bruch schützen soll, ist mir ein
Rätsel. Aber mit den 7 "FRAGILE" Aufklebern fühle ich mich schon fast
besser - äh, nein!
Der eine Kollege
versichert mir, die Platte persönlich zum Flugzeug zu bringen. So ganz beruhigt
mich das ja noch nicht, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Für diesen ganzen
Aufwand und das Material - das ausschließlich aus der Ecke mit dem Müll kommt,
bezahle ich dann widerwillig 10$. Eine Quittung bekomme ich natürlich
nicht. J
Über Gondar fliegen wir zurück nach Addis und die Platte kommt
ganz normal auf dem Gepäckband rausgefahren. Na, hoffen wir das Beste. In
Robi’s Auto darf sie flach liegen und ich hoffe, dass ich sie so heil zurück
nach DE kriege. Im Eiltempo fahren wir durch Addis. Mir kommt es vor, als ob
wir zurück in der Zivilisation sind. Das Verhältnis von Tieren zu Autos ist
hier umgedreht, wobei man auch in Addis noch genügend Tiere auf den Strassen
sieht. Hier scheint aber auch alles schneller zu gehen. Fast ein wenig zu schnell
für mich, aber als Vorbereitung für Deutschland ist das wohl das Richtige.
Im Sishu, einem hippen Burger-Restaurant in einer Lagerhalle,
essen wir Mittag. Das ist eine richtig coole Location! Und für den Macchiato
fahren wir in ein kleines Café, in dem es den stärksten Kaffee gibt, den wir
hier trinken werden. Und Zuhause… Robi kauft jeder von uns 3 Tüten davon, die
wir mit nach Hause nehmen sollen. Bei meinem „Verteilwahn“ ist das kein
Problem. Mein Koffer ist leerer als vorher. Ich habe nicht nur meine Schuhe,
sondern auch 1Jacke, eine Hose und das erst in Djibouti gekaufte „Chanel“
T-Shirt in Lalibela verschenkt. Das beste Investment war jedoch mein Hoodie,
das ich am Freitagabend, als es so geregnet habe, dem tropfnassen Fanta
geschenkt habe. Er zieht es gar nicht mehr aus, es passt ihm wie angegossen und
steht ihm auch. So verschenke ich meine Sachen gern J
Noch kurz die Einkäufe erledigen… Robi kauft Fleisch für seine
Hunde und Obst – alles vom Auto aus. Hier in Addis parkt man in 2. Reihe und
brüllt in Richtung Gemüsestand oder Metzgerei. Der Verkäufer bringt einem alles
ans Auto, und weiter geht’s. Drive-In Shopping auf äthiopisch. J
Und während wir warten segnet ein Priester ein paar Fußgänger im
Vorbeigehen. So läuft das hier.
Addis ist wirklich keine schöne Stadt. Die Sightseeing Optionen
halten sich in Grenzen und wir hängen lieber noch ein wenig mit Fanta ab,
unterhalten uns und trinken sogar zu unserem allerletzten Shiro noch ein
Radler. J
Und dann geht die Mugogo-Saga in die nächste Runde. Auf
äthiopischen Flughäfen darf nur ins Gebäude, wer auch wirklich fliegt. Das
Gepäck wird schon am Eingang zum ersten Mal gescannt. Hier sagt mir die Dame
schon, dass meine Platte gebrochen ist und zeigt mir das Röntgenbild. L Ich bin
enttäuscht. Jetzt will ich sie aber erst recht als Handgepäck mitnehmen, um das
alles nicht noch schlimmer zu machen. Einen Riss kann man ja hoffentlich noch
kleben.
Beim Check-In stößt dann aber erstmal mein in äthiopischen
Fussboden eingewickelter Korb auf Widerstand. So darf er nicht fliegen. Ich
muss ihn in Plastik einwickeln lassen und das was ich gemacht habe, zählt
nicht. Dass es von Lalibela nach Addis ging, interessiert nicht.
Ok. Ich renne los. Dort wo alle Chinesen ihre Reisetaschen und
riesen Koffer in Unmengen Klarsichtfolie einschweissen lassen, wird mein Korb
verpackt und nicht nur das. Er kriegt auch gleich eine neue Form und wird wohl
in Zukunft ein ovales Dasein fristen, so sehr wird er hier in die Folie
gedrängt. Und für diesen Spass zahle ich natürlich wieder. Grrrrr.
Aber der Check-In Typ ist damit happy. Die Platte schaut er
argwöhnisch an und als er meine Erklärung hört und den Ärger in meiner Stimme,
darf ich sie als Handgepäck mitnehmen. Er hat verstanden, dass ich hier nicht
mehr diskutiere, nachdem schon der Korb auf ewig verloren sein wird und auch
die schwer erkämpfte Mugogo bereits sehr gelitten hat.
Sicherheitskontrolle: Zuerst wirft schon einmal die
Sicherheitsbeamtin eine halb getrunkene
Wasserflasche einfach in die Ecke, weil ich die nicht mitnehmen darf. Äh, die
wollte ich noch trinken. Motzend geht sie in die Ecke und holt sie zurück. Das
geht ja gut los.
Und der Beamte, der scannt ist verwundert: Was ist das?
– Eine Mugogo (das ist das äthiopische Wort, also sollte das allen, die Injera essen und das sind ALLE, bekannt sein).
– Eine Mugogo (das ist das äthiopische Wort, also sollte das allen, die Injera essen und das sind ALLE, bekannt sein).
Kenn ich nicht. Bitte auspacken.
– WAS? Meine 10$ Verpackung soll ich nun kaputt machen, nur damit
ich ihm zeigen kann, wie sein Basis-Lebensmittel gemacht wird?
Mit seiner Schere schneide ich die teuerste Verpackung meines
Lebens auf und hole die Platte vorsichtig heraus. Ja, sie ist gebrochen. Das
sieht er auch und fragt mich, was ich damit noch will… Na, reparieren und als
Deko nutzen. Das reicht ihm und ich darf sie wieder einpacken. Jetzt nehme ich
die zwei Stücke und packe sie so, dass ich nur noch ein halb so großes Paket
habe. Das ist wohl der einzige Vorteil der gebrochenen Mugogo (ich finde das
Wort übrigens sehr cool!)
Wie ich da so vor mich hinschimpfe, kommt ein Mädel und bietet mir
Leukosilk an, um das Paket wieder zuzukleben. Aber mit stecken geht es genauso
gut. Wer weiss, was mich in Frankfurt beim Umsteigen erwartet.
Sie und ihr Freund fliegen heute nach 15 Monaten Afrika nach
Hause. 1 Jahr haben sie in Tansania in einem Krankenhaus gearbeitet und sind dann
mit einem gekauften Auto noch durch einige Länder gereist. Spannende
Geschichten, die man da hört. Da ist unser Trip geradezu noch zivilisiert
abgelaufen.
Wir sind uns aber alle einig, dass wir froh sind in Westeuropa
geboren zu sein!
Mit einer Stunde Verspätung fliegen wir im halbleeren Flieger –
juhuu 3 Sitze zum Schlafen!!! – zurück nach Frankfurt und kommen so spät an,
dass mir nichts übrig bleibt als zu rennen… mit Mugogo… Ich drängle, ich renne,
ich fliege an allen vorbei, schwitze mehr als jemals in Afrika und an der
Sicherheitskontrolle darf Mugogo die nächste neue Prozedur über sich ergehen
lassen… Drogenkontrolle! Na, das hatten wir noch nicht und ganz auspacken muss
ich sie auch nicht. Mein Schlafsack reicht der Dame schon. Puh! Wenn man
bedenkt, dass ich das Teil nicht geputzt habe, könnte wer weiss was dran sein.
Schweissgebadet schaffe ich es zum Gate.
20min von Flieger zu Flieger… Das schaffen nur Menschen. Das
Gepäck ist in München natürlich nicht da. Macht mich das traurig? Nein! So muss
ich es schon nicht nach Hause schleppen. J Ich bin gespannt, wie mein Koffer
ausschaut, wenn er heute abend geliefert wird. Wenn er nochmal so viele
Schrammen und Risse gekriegt hat wie auf dem Weg nach Djibouti, sollte nicht
mehr viel übrig sein. Schon da kam er mit offenem, kaputtem Reissverschluss,
einem ausgerissenen Trageriemen, einem Riss im Gewebe und einer nicht mehr
funktionierenden Rolle an. Ich bin gespannt!