Thursday, April 28, 2016

28. April Amasegnalu - oder Danke auf Amhari

6 Uhr. Wir sitzen im Shuttle zum Flughafen. Musste das so früh sein? JA!
Vor dem nationalen Terminal ist eine riesen Schlange weil das Gepäck beim reingehen gescannt wird und auch drin gibt es 2 große Schlangen. Wir brauchen fast 1 Stunde bis wir in der altbekannten Lobby an einem Tisch sitzen und überlegen ob 15 min für das Bestellen, Trinken und Bezahlen von 2 Kaffee wohl ausreicht. Wir schaffen es... Gerade so. :)

Bahir Dar. Unsere Rundreise geht los und wir werden schon mit einem freundlichen Mrs. Eva/ Mrs. Julia begrüßt.
Fantahun, unser Guide begrüsst uns und wir steigen in ein Auto ein, dass bei Papa's Sauberkeitsstandards von Autos locker mithalten kann. Sind wir schon noch in Äthiopien???
Auch das Hotel haut uns wieder vom Hocker. Was haben wir hier gebucht? Wir leben jetzt wirklich ständig in 2 Welten.
Auf dem Weg zum Bootssteg holen wir noch eine Lehrerin ab, die die nächsten 8 Wochen an der Deutschen Schule unterrichten wird. Sie ist die nächsten beiden Tage bei unserer Tour dabei. Leider weiss ich bis jetzt ihren Namen nicht. Das muss morgen dringen nachgeholt werden. Dann hört vielleicht auch das Gesieze auf :)
Mas, der Touristenführer für Bahir Dar erklärt viel, hauptsächlich über die Kirchen und das Kloster, das wir nach einer Stunde Bootsfahrt erreichen.
Aber bevor wir ins Kloster gehen, machen wir in einem traditionellen Lehmhaus bei einer Kaffeezeremonie mit. Das Haus sieht aus wie in einem Freilichtmuseum, aber hier wohnen wirklich welche. Mitten auf einer Halbinsel im Gebüsch. Anders kann man das nicht beschreiben.
Zuerst Frühstück. Der Sauerteigfladen mit einer Kichererbsensoße, dann kriegen wir den frisch gerösteten Kaffee, dürfen beim Mahlen zusehen und kriegen jeder 3 Tassen Kaffee. Die erste stark, die zweite medium und die dritte leicht. Das ist der Brauch. Den Wodka lehnen wir dankend ab.
Wir versuchen Danke auf Amhari zu lernen. Amasegnalu! Das dauert und die Jungs lachen sich schief.
Fantahun bekommt immer wieder Besuch von seinen Namensvettern, den Hühnern, die hier im Haus ein und aus spazieren, wie sie lustig sind. Ein Huhn schüttelt sich und die ganze Hütte ist staubig. Das überdeckt sogar den Weihrauchgeruch, der auch zur Kaffeezeremonie gehört.
Wenn wir auf die Toilette müssen, sollen wir uns einen Baum suchen und dahinter verstecken. :) So macht man das hier.

Die Kirche, die wir besuchen, ist kreisrund und innen wunderschön bemalt mit Bibelszenen. Rundherum sitzen Gläubige, die ähnpich beten wie die Muslime, aber als Orthodoxe sind sie das natürlich nicht.
Mas erklärt einzelne Bilder, die Kinder starren uns an und grinsen verstohlen. So ist das hier immer :)

Die Suche nach den Nilpferden brechen wir schnell ab. Die scheinen im Urlaub im Sudan zu sein. :)
Dafür ist das Mittagessen umso schöner. Mit Blick auf den See geniessen wir Talapia in 3 Formen, als Gulasch, gegrillt und in Folie.
Kaum zu glauben, dass wir in Äthiopien sind.

Um den Rest des Tages im Hotel zu verbringen, bin ich noch zu neugierig. Ich will in der Stadt auf den Markt und es stellt sich heraus, dass das eine der besten Ideen ist. Ein Bajaj bringt mich hin und will auch warten, bis ich wieder zurückkomme. Der Fahrer will noch kein Geld, also denke ich, dass er auch warten wird. Wild geht es hier zu. Genau wie es sich genört. Ziegen werden verkauft, Haushaltswaren... Ich schlängle mich durch Menschenmassen und höre immer wieder "Ferenji" - Ausländer. Und plötzlich hängen mal wieder 3 Kinder an mir, fassen mich an, geben mir die Hand. Und da kommen noch mehr und noch mehr und alle grinsen mich an. Sie freuen sich, sind stolz, dass sie sich trauen, die Ausländerin anzufassen, umarmen mein Bein und rennen lachend wieder davon. Ich schüttle Hände, streichle Köpfe, winke, lasse meine Haare anfassen und meine Arme streicheln. Die Kleinen sind wirklich süss mit ihren riesigen dunkelbraunen Augen.

Irgendwo biege ich ab und bin auf dem Lebensmittelmarkt an dessen Ende mir einer ein noch lebendes Huhn mit dem Kopf nach unten vor die Nase hält. "Für Ostern" - das wird in der orthodoxen Kirche am Sonntag gefeiert.
Nein, danke. Ich brauche kein Huhn.
Hier laufen ganz viele junge Männer und ältere Frauen rum mit einem Stock über der Schulter, von dem vorne und hinten jeweils 2 Hühner hängen. Sie leben alle noch.
Ich bin fasziniert! Ein junger Mann spricht mich an und will sein Englisch verbessern. Ich habe einen neuen Freund. Er zeigt mir den Markt und erzählt. Und schon habe ich wieder ein paar Kinder an mir hängen. Dasselbe Spiel noch einmal :)
Noch ein junger Mann kommt und die beiden konkurrieren um meine Aufmerksamkeit. 2 Freunde zu haben, ist in diesem Gewusel sicher besser als einer. Ich sehe Dinge, die es eigentlich gar nicht gibt. Aus den Autoreifen, die ja hier ohnehin schon gefahren werden, bis nichtnnur das aprofil weg ist, sondern noch darüber hinaus, werden in einer Gasse Waschzuber, Gummischuhe und Streifen für Lattenroste und Stühle gemacht. In 5 min könnte ich aus einem Reifen auch Schuhe haben, wenn ich will. Mmm, schwere Entscheidung! :)
So einen spannenden Markt gibt es selten.

Als es dunkel wird, suchen wir zu dritt meinen Bajaj Fahrer wieder und der am Schluss dazugekommene "Freund" will jetzt Geld für seine Dienste als Marktführer. Die anderen beiden reden auf ihn ein, ich erkläre ihm, dass ich ihn um keine Führung gebeten habe und biete 10 Birr. Die will er nciht und diskutiert weiter. Er will 50. Die anderen beiden brüllen und ich steige ins Bajaj. Entweder er will die 10 oder wir lassen es. Bei einer ungefragten Diesntleistung kann er nicht erwarten, dass ich mehr bezahle. Beleidigt zieht er von dannen und der 1. Freund - ich kann mir leider den Namen ncht merken - muss zufällig in dieselbe Richtung wie ich, ohne zu wissen, wo ich hinmuss. Er ist nett und ich lasse ihn mitfahren. Das war eine sehr gute Idee. Gemeinsam mit ihm und dem Fahrer unterhalten wir uns vor dem Hotel noch fast eine Stunde über Äthiopien, Deutschland, die Tatsache, dass der Fahrer sein Geburtsdatum nicht kennt, Djibouti und alles mögliche. Das war ein super Abend und ich fühle mich richtig in Äthiopien angekommen.
Und zum Abendessen habe ich mir auf dem Markt Avocado und Mango mitgenommen. Die schmecken so intensiv, dass ich am liebsten nur noch das essen würde :)

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