Die Nacht war wie zu erwarten nicht besonders geruhsam, wobei das hauptsächlich an der Hitze lag und weniger am Drumherum. Vom Wind, der draussen ordentlich geweht hat, haben wir in unserem Matten-Iglu leider nichts mitbekommen und so haben wir uns in unseren Klamotten im eigenen Schweiss gebadet. So sauber, dass wir sie ausgezogen hätten, waren die Decken, die wir auf die bequemen Matratzen bekommen haben, dann doch nicht. :)
Anyway. Die Katzenwäsche war schnell erledigt. Kurz nach 6 saßen wir im Auto in Richtung der "Kamine" für den Sonnenaufgang und kommen doch zu spät. Hier, so nah am Äquator, geht das ruck zuck und bis wir die Kameras gezückt haben, ist die Sonne schon über die Bergkette gekrochen.
Egal.
Das Auto lassen wir stehen und wandern zwischen den Kaminen zu ein paar heissen Quellen, die wirklich heiss sind. Omar hüpft ein paar Mal, um uns klar zu machen, dass unter uns alles hohl ist und dort noch mehr heisses Wasser brodelt.
Lac Abbe hat sich sehr sehr weit zurückgezogen und wir laufen fast 1h durch Sand, Matsch und Gras bis wir annähernd bei den Flamingos sind. Das wird es dann aber so matschig, dass wir nicht mehr weiterkommen. Wir entgehen ohnehin schon ständig dem Matschbad weil alles so rutschig ist.
Die Flamingos liefern. Sie fliegen, stehen rum und auch aus der Ferne sind sie wunderschön.
Diese Weite und Stille ist unglaublich. Wir sind wirklich die einzigen Menschen weit und breit und es ist auch nichts Menschengemachtes in der Nähe ausser unseren Fußstapfen. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Nur wegen des Windes halten wir es um 7 noch hier aus. Ansonsten wäre es jetzt schon unglaublich heiss. Zum Frühstück kriegen wir djibutanische "Auszogene". Die sind knallorange und schmecken super. Der Tee versetzt mich in den Zuckerschock. Julia lässt beim Anblick der Thermoskanne den Kaffee ausfallen.
Jetzt steht eigentlich nur noch die Rückfahrt an. 5h, 2,5 davon sind Geschuckel über Schotterpiste und Sand. Aber das macht uns nach gestern ja nichts mehr aus.
Wir nehmen die Cousine des Campbesitzers mit ihrem Kind und noch einen Mann mit. Wenn man überlegt, dass das ein mindestens zweitägiger Marsch in sengender Hitze wäre, ist die Erfindung des Autos gar nicht so schlecht.
Wir fahren am Ort des Reifenschicksals von gestern vorbei und da grasen Esel und Kamele. Auf dem Stückchen Grün haben sie endlich genug zu fressen. Zum Fotografieren steige ich aus. Die Esel sind unbeeindruckt von der Weissen, die sie ablichtet, aber ein paar Kamele zeigen Interesse und machen sich auf in meine Richtung, um Hallo zu sagen.
Die Ruckelei kommt uns heute viel mehr vor als gestern und Abdullah fährt viel langsamer. Wir haben ja auch keinen 2. Reifen mehr falls uns jetzt nochmal einer platzt.
Das Nomadendorf, an dem wir wieder vorbeifahren, ist riesig und sehr verteilt. Hier wohnen immer die Grossfamilien zusammen. Alle scheinen unsere beiden Jungs zu kennen.
In Abdullah's Dorf lassen wir die Kleinfamilie aussteigen und ruckeln weiter. Es ist unglaublich, wieviel Plastikmüll rumliegt, selbst in so einem kleinen Dorf, das scheinbar weit weg von der Zivilisation ist.
Bis Dhikil sehen wir Giraffengazellen und einen Strauss, der vor uns vorbeihoppelt, leicht gefedert und mit schnellem Schritt.
Dhikil schockt uns auch heute noch sehr! Es schaut aus wie nach einem Krieg, obwohl keiner war. Geröll, Müll und trostlose Bruchbuden.
Dagegen wirkt das Restaurant, in das wir zurückkehren - die Palmerie - wirklich wie eine Oase. Hier kämpfen wir zwar mit den abgemagerten Tieren, aber das kriegen wir hin. Denken wir zumindest.
Die 4 Katzen miauen um die Wette als unser Essen kommt und strecken sich sogar bis zum Tisch. Die französischen Touristen am Nachbartisch amüsieren sich köstlich. Noch!
Das Essen können wir so kaum geniessen. Aber zum Glück verziehen sie sich zu den Anderen. Bei uns gibt's nichts zu holen.
Es ist heiss, aber uns kommt es angenehm vor. Omar erklärt uns, dass die Franzosen seine neuen Klienten sind und er mit ihnen zurück an den See fährt. Abdullah nimmt uns mit nach Djibouti und auch noch ein älterer Mann fährt mit. Wir sind also wieder Taxi. :)
Und nicht nur das. Als wir losfahren, hängt einer an der Fahrertür. Den bringen wir noch schnell in die Stadt. Das ist für uns vor allem deshalb interessant weil wir hier nochmal unverblümt sehen, wie krass Dhikil wirklich ist. Da sind die Nomadendörfer schön im Vergleich.
Zum Glück sind wir jetzt nur noch auf der befestigten Strasse und es schüttelt uns nicht mehr ganz so durch.
In Djibouti fahren wir durch's Botschafterviertel zum Office. Mein Koffer ist da!!!!
Heute erscheint uns Djibouti City sehr sauber, aufgeräumt und geradezu schön.
Und zum krönenden Abschluss ist das Hotel, das wir heute Nacht aus wegen der überhöhten Sheraton Preise gebucht haben, auch noch so viel schöner und angenehmer als der Kommunistenbunker. Alles richtig gemacht.
Und jetzt erstmal duschen. Oh Mann, eine Dusche war noch nie so gut wie heute. Meine Hose, die ich seit Do abend ununterbrochen anhabe, klebt nicht mehr an mir sondern ruht in einer gut verschlossenen Plastiktüte und ich kann im Bikini in den Pool hüpfen, der zwar Badewannenwasser hat, aber total angenehm ist.
Die Holländer, die auch plantschen, kriegen riesen Augen weil wir Touristen sind. Das kann wirklich keiner glauben.
Und wenn ich darüber nachdenke, wie ich hier so am Pool liege und meine Zeitschrift lese, während ich heute morgen in einem Nomadenzelt im Nichts aufgewacht bin, ist das schon ganz schön surreal.
Und auch jetzt, wo ich nach einem Abendessen mit Krabbe in meinem sauberen Hotelbett liege, kann ich es immer noch nicht fassen, wie krass meine beiden Welten heute waren.
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