Man muss sich schon wundern wie es in Zeiten von Terrorgefahr möglich ist bis nach Äthiopien zu kommen ohne ein einziges Mal den Pass zu zeigen. Aber es ist möglich. Julia und ich sind der lebende Beweis!
Bisher war die Reise eher unspektakulär. Ethiopian Airlines ist eine wirkliche Star Alliance Airline und bieten auch den entsprechend hohen Standard, nur eben mit ein wenig mehr Farbe. :)
Ein letztes Mal Salat, ein nur spärlich gefüllter Flieger in dem wir beide eine 3er Reihe zum Schlafen kriegen ohne darum kämpfen zu müssen und schon landen wir um 5:30 Ortszeit - wir sind Deutschland jetzt 1h voraus - in Addis Ababa, der äthiopischen Hauptstadt.
Der Flughafen könnte überall sein. Lange, kahle Flure, aber wenigstens lacht uns schonmal ein Flughafenmitarbeiter an und weist uns in die Richtung, in die sonst keiner geht. Transit Passagiere müssen alle nach rechts, wir, die nach Djibouti weiterfliegen nach links. Und wir werden nochmal gefragt wo wir hinwollen als wir uns gegen den Strom der in die andere Richtung laufender Passagiere kämpfen. Aber wir sind richtig und werden von einem deutschen Bus ins afrikanische Terminal gebracht. Die Luft riecht anders als bei uns...
Und das afrikanische Terminal entspricht schon eher unseren Vorstellungen von Äthiopien.
Unser erster Kaffee!!! Dringend nötig und der Plastiklöffel gleich schon mal voll mit Lippenstift. Das geht ja noch. :)
Die Äthiopier frühstücken Pannetone, wohl ein Relikt aus der Zeit der italienischen Besetzung.
Uhhhhhh, hinter mir setzt sich grad einer hin, der schon lange nicht mehr geduscht hat....
Eine Katze streunt zwischen den Tischen umher und hofft auf ein paar Krümel - mitten im Flughafen. Auf dem Flughafen stehen nur Ethiopian Airlines Maschinen und wir fragen uns ob hier überhaupt eine andere Airline landen darf.
Wir sind in Afrika angekommen. Hier im nationalen Wartebereich sind wir beide fast die einzigen Weissen.
Und die Äthiopier sind hübsch, sehr hübsch!
Flüge werden nicht angezeigt. Man hört hier auf den Mitarbeiter, der in unverständlichem Kauderwelsch etwas sagt, auch auf Englisch. Wir vergewissern uns bei jedem Announcement, dass es noch nicht nach Djibouti geht.
Wir schaffen es und landen im richtigen Flieger. Ob wir uns das allerdings gut überlegt haben, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Viel zu wenig wissen wir über das winzige Land am Horn von Afrika.
Der Anflug ist spannend. Unter uns sind Blechhütten, Blechhütten und Militärbarracken. Alles ist einheitlich wüstenfarben und wir können die sengende Hitze förmlich sehen.
Der Flughafen ist mini und das einzige andere Flugzeug, das wir sehen, ist eine Turkish Airlines Maschine.
Genauso hatten wir uns die Einreise vorgestellt. Wir kriegen Landezettel ausgeteilt und alle reihen sich um die wenigen Plätze, um sie auszufüllen. Afrikaner brauchen kein Visum zur Einreise. Die Schlange ist lang. Wir anderen stehen bei "Visa Einreise" an, aber trotzdem ist es ein Chaos. Der Japaner vor uns will immer wieder zum freien Schalter aber der unfreundliche Beamte schickt ihn zurück. Er will lieber die Schwarze, die auch ein wenig Deutsch kann, ins Land lassen.
Endlich sind wir dran und der Unfreundliche fragt Julia aus als ob die Gefahr bestünde sie wolle für immer bleiben. Selbst eine Visitenkarte hätte er gern.
Meiner ist da schon freundlicher. Ich packe meine 3 Brocken Französisch aus und wir "plaudern". Er fotografiert alle meine mobilen Boardkarten mit der Kamera, mit der er auch mich fotografiert hat. Die wollen genau wissen wo man herkommt und vor allem auf welchem Weg. :)
Stempel aufs Visum und wir stehen in dem Raum in dem auf einem kleinen Band das Gepäck reinfährt, aber sofort von Mitarbeitern vom Band gezogen und hingestellt wird. Es ist chaotisch und wir sehen unsere Koffer nicht. Kurz überkommt mich ein kleiner Schock. Die Dame am Check-In in München hat das Gepäck zwar duchgecheckt, aber mir geraten in Addis nachzufragen ob das auch klappen wird. Das habe ich natürlich nicht gemacht. Aber da kommt Julia's Koffer und ich b beruhigt. Kurzfristig. Ein paar Koffer mehr und das Band stoppt. Der Mitarbeiter deutet an, dass es das war. "Finit" - Fertig.
Moment mal, mein Koffer fehlt noch. Tja. Lost and Found ist zim Glück nur ein paar Meter weiter und schon gut eingebaut mit Koffern.
Während der Italiener seinen Koffer davor rettet, dass er von jemand anders rausgetragen wird, steigt in mir die Angst, jemand könnte meinen Koffer einfach mitgenommen haben. Die Dame am Lost and Found Schalter schreibt auf ein Stück Papier meinen Nachnamen und die Flugnummer, dass der Koffer blau ist und weich. Mir schreibt sie aufs Luggage Tag eine Nummer und sagt, ich soll um 6 anrufen. Der Koffer sei in Addis geblieben. Er kommt mit der nächsten Maschine. Das weiss sie ohne nachzuschauen?
Thema durch, Nächster.
Toll!!!
Kaum laufen wir durch den Zoll und sind draussen, steht schon ein Kofferträger bereit und schnappt sich Julia's Koffer. Das braucht es natürlich nicht. Wir haben auch noch keine Lokalwährung und auch noch keine Ahnung wie der Umrechnungskurs ist. Sofort steht natürluch auch eun Taxifahrer bereit und will uns für 15$ ans Hotel fahren. Wir sagen erstmal ja. Wir wissen, dass es sehr teuer ist.
Dem Kofferträger gibt Julia 1$, was ohnehin schon viel ist wenn man bedenkt, dass er den Koffer ganze 20m gerollt hat. Er will 5 und nimmt dann nicht mal den einen, den Julia ihm entgegenstreckt. Ok! Dann eben nicht.
Draussen ist es unglaublich heiss. Das kann lustig werden.
Djibouti City ist die Hauptstadt von Djibouti und doch kommen wir uns vor wie am Ende der Welt kurz nach einem Krieg. Der Staub, die Felsbrocken, der Müll... Es ist schockierend.
Und das alles vor schönen Häusern, die hinter hohen Zäunen und Stacheldraht versteckt sind.
Zum Hotel kommen wir auch nur durch eine Sicherheitskontrolle, in der unser Gepäck wieder gescannt wird.
Wir steigen vor dem Sheraton aus und sehen gleich mal 2 deutsche Soldaten, die ins Hotel reinlaufen in voller Wüstenkluft. Hmmmm. Warum sind die denn hier? Wir lernen später, dass sie gegen Seepiraterie kämpfen.
Zuerst müssen wir jetzt Geld tauschen, damit wir den Fahrer bezahlen können. Er redet immer von 3000, die er haben will. Für unsere 20$ bekommen wir 3500, er nimmt 3000, ca 17$...
In der Lobby rauchen 2 Weisse ihre Zigarren... Nicht gerade toll aber wir müssen auf unser Zimmer warten.
Der Page bringt uns in den Keller, oder aber auf Gartenebene und zu unserem Zimmer. Es riecht ein wenig modrig. Das Zimmer ist nicht besser, für über 200€ hätten wir mehr erwartet aber so scheint es hier zu sein.
Auch der Page will Geld und Julia gibt ihm etwas von dem Kleingeld, ca 1$ aber auch er will mehr. Er nimmt die Münze nicht an und geht ohne. Wir sind verwirrt und finden das nicht sehr toll, dass alle aktiv nach trinkgeld fragen und dann nicht zufrieden sind, wenn man für deutsche Verhältnisse eigentlich genug gibt.
Jetzt aber erstmal an den Strand oder Pool - Julia im Bikini, ich in meiner schwarzen Hose, meinem langärmeligen Oberteil und den Turnschuhen. Nebenbei bemerkt, die Turnschuhe haben mit dem heutigen Tag ihren 5. Kontinent bereist.
Das Wasser ist nicht unbedingt erfrischend, dennoch plantschen einige Kinder und auch ein paar Erwachsene und wir fragen uns ob das auch Touristen sind. Die meisten reden Französisch.
Der Hunger treibt uns zur Poolbar. Ausser Mezze gibt es nur Burger und Sandwiches. Also einmal Burger und einmal Mezze. Mezze ist natürlich aus. Also 2mal Burger. Und was kriegen wir nach 30min? 2 Burger und soviel Pommes, dass man davon 2 Tage leben kann. Julia ist tapfer, ich gebe auf!
Schlafen!!!! Ich bin so fertig, dass ich den ganzen Nachmittag verschlafe und erst aufwache als die Sonne untergeht. In die Stadt wären wir bei der Hitze eh nicht gelaufen. Ich lasse im Flughafen anrufen und die sagen nur "Maybe tomorrow" - vielleicht morgen. Oh nein!!! Das kann ich nicht akzeptieren.
Ich lasse Mohammed nochmal anrufen und soreche selbst mit Yousuf. Er hat noch nicht mal nach meinem Namen gefragt bevor er die Auskunft gegeben hat. So leicht mache ich es den Jungs nicht. Sie müssen mir schon sagen wo das Gepäck ist. Anscheinend in Addis. Vielleicht kommt es morgen. Das kann ich nicht glauben. Ich will mit Ethiopian Airlines sprechen aber heute is "Sonntag" im muslimischen Djibouti.
Keiner scheint zu verstehen, dass ich ohne mein Gepäck morgen mit denselben Klamotten der letzten 24h, die zwar zum Fliegen super sind, nicht aber für über 40 Grad heisses Wetter, unmöglich losziehen kann.
Mohammed kapiert das und organisiert den Hotelfahrer, der mich zum Flughafen fahren soll.
Djibouti bei Nacht ist sehr dunkel. Wir kommen an etwas vorbei, was die Stadtmitte sein könnte. Die 2 deutschen Marineoffiziere, die wir am Meer getroffen haben, sagen, dass es da schon ganz schön ist. Das können wir uns kaum vorstellen.
Der Hauptstadtflughafen ist leer, keiner mehr da, um 19:30.
Ein Wachmann sagt, wir sollen beim Zoll klopfen. Da sitzt zwar eine Fraudue bewegt sich aber nicht. Ein anderer Passagier hofft auch noch auf sein Gepäck. Mit vereinten Kräften schaffen wir es dann doch, dass sie die Tür aufmachen und wir reindürfen. Leider ist das wenig erfolgreich. Das Gepäck ist nicht da. Yousuf hingegen schon. Er hat mein Gepäck jetzt in Addis angefordert. Vielleicht kommt es morgen. Ich erkläre ihm, dass ich morgen früh anrufe um zu fragen ob es im Flieger ist. Dann würde ihc es noch holen bevor wir losfahren. Aber umsonst will ich natürlich nicht nochmal an den Flughafen fahren. Er kann es erst sagen wenn die Maschine um 10:30 landet.
Ich bin enttäuscht.
Jetzt muss ich shoppen gehen. Wollte ich wirklich ein Fake Chanel T-Shirt und ein afrikanisches Kleid?
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