Thursday, April 28, 2016

27. April Der größte Markt In Afrika

Ich sitze vor dem Hotel und lese endlich "Die Zeit", die ich schon seit einer Woche mit mir rumschleppe. Heute nachmittag treffen wir Sarah, über die wir die Tour in den Norden Äthiopiens gebucht haben und ich will ihr mit den deutschen Zeitungen eine Freude machen. Wenn ich es schaffe vorher noch ein paar Artikel zu lesen, umso besser.
Auch in so einem Urlaub, in dem jede Minute geplant scheint, gibt es Momente, in denen man Zeit für "Die Zeit" hat.

Die Fahrt zum Flughafen nach Dire Dawa ist entspannt und der Fahrer erklärt uns, dass wir mitten durch's "Tschat" Land fahren. Der Kautabak lässt die Region gut leben. In der Stadt, in der er gehandelt wird, werden angeblich jeden Tag 1.2 Mio USD umgeschlagen. Die grünen Blätter sind nicht nur für Äthiopien, sondern auch für Djibouti und Somalia. Das Chaos in der Stadt ist unbeschreiblich und wir sind ein bisschen froh, dass der Fahrer hier doch nicht anhält und uns rumlaufen lässt.
Die Landschaft hier ist atemberaubend. Die Berge sind mit Terrassen gesäumt, auf denen die Tabakbäume stehen. Immer wieder hält der Fahrer an, um uns fotografieren zu lassen. Am Ende brauchen wir statt der geplanten Stunde fast eineinhalb zum Flughafen.
Hier werden wir wieder an der Einfahrt rausgelassen und müssen selbst die letzten 100m durch den leeren Parkplatz zum Terminal laufen. So etwas hatte ich auch noch nie. :)

In Addis erinnert sich Julia daran, dass unser Hotel einen Shuttleservice hat. Leider kann ich mich nicht erinnern, unsere Ankunftszeit genannt zu haben und auch das Wifi geht nicht, dass wir die Telefonnummer nachschauen können. Also müssen wir wohl oder übel ein Taxi nehmen. Mist. Das hätten wir besser organisieren können. Wir bahnen uns einen Weg zum Taxistand und werden von einem Mann in schwarzem Anzug angesprochen. Eva?
Huch! Der kennt meinen Namen. Er ist vom Capital Hotel und holt uns ab. Manchmal kommt es anders als man denkt. :)
Das Hotel übersteigt unsere kühnsten Erwartungen. Für die Hälfte vom Sheraton Djibouti sind wir hier in einem wirklichen 5 Sterne Hotel. Das ist wirklich kein typischer Urlaub, wie ich ihn sonst immer mache.
Sollen wir überhaupt rausgehen oder unser tolles Hotel geniessen? Das Rausgehen gewinnt, zum Glück oder auch nicht :)
Erstmal treffen wir so oder so Robi, den Manager unserer Tour. Er gibt uns unsere Flugtickets und will mit uns den Ablauf durchgehen. Das brauchen wir nicht unbedingt. Viel lieber wollen wir auf den Mercato, den größten Markt Afrikas und auch wenn es im Moment regnet, lassen wir uns nicht abbringen.
Robi nimmt uns mit und wir kriegen eine kostenlose Stadtrundfahrt. Vorbei beim Bäcker, an der deutschen Schule, wo wir Sarah, seine Frau, kennenlernen, bei einem Freund und schliesslich in einem Viertel, das weniger cool ausschaut, als es sein muss, so wie es im Lonely Planet beschrieben ist.
Wir kämpfen uns durch den Matsch und zwischen LKWs hindurch in Richtung Mercato, aber auch hier wird schon einiges gehandelt.
Auf der richtigen Strassenseite finden wir markttechnisch allerdings auch nicht wirklich das, was wir suchen. Es gibt Möbel, Baumaterialien, Teppiche, Elektrogeräte, gebrauchte Klamotten, die sicher aus einem europäischen Kleidercontainer stammen und Matratzen. Zwischen den nach dem Regen aufgeweichten Seitenstreifen der Strassen und den Dingen, für die wir uns so überhaupt nicht interessieren, verlieren wir schnell den Überblick und bald auch die Lust. Das scheint alles sehr auf Großhandel ausgelegt zu sein und lädt nur wenig zum Herumlaufen ein.
Wir gönnen uns ein Taxi und zum ersten Mal bin ich mir nicht sicher, ob wir wirklich ankommen, oder ob der alte Lada auf dem Weg schlapp macht. Ich kann die Lenkkurbel sehen, die Tueren gehen nicht mehr auf, die Stoßdämpfer dämpfen überhaupt nichts mehr und der Motor schnauft schon auf gerader Strecke ordentlich. Wir schaffen es!

Den Abend verbringen wir mit Tsione, Julia's Freundin, die gerade hier in Addis arbeitet. Wir essen typisch äthiopisch und schauen dabei eine kulturelle Show, in der 4 Frauen und 4 Männer Tänze aus unterschiedlichen Regionen Äthiopiens aufführen. Wir sind hier natürlich nicht die einzigen Weissen. Interessant ist es aber allemal.

Einen Tag Addis zu streichen und lieber länger im Norden zu bleiben, scheint die bestr Idee gewesen zu sein, die wir hatten. Wie beschrieben, hat Addis nicht viel zu bieten ausser seiner Grösse.

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