Sunday, September 20, 2015

20. September Besuch zu Hause

Rund um den Inle Lake gibt es einen Markt, der im 5-Tagesrhythmus in bestimmten Städten ist. Heut ist er relativ weit im Süden, also nochmal Bootfahren. Wir stehen dieses Mal rechtzeitig auf und sehen noch die Fischer auf dem Meer. Es ist sonnig und bis zum Abend sind wir verbrannt. Der Markt ist direkt neben der Pagoda mit den komischen Blobs. Und schon beim Aussteigen kommen Verkäuferinnen mit ihren Ohrringen. Der Markt selbst ist das Ursprünglichste was ich seit Jahren gesehen habe. Die Verkaufsstände sind auf dem Boden. Viele sitzen auf einem alten Sack und haben ihre Sachen vor sich. Es ist offensichtlich, dass hier jeder das verkauft, was er selbst im Garten hat oder gestern gemacht hat. Hier könnte ich Stunden verbringen und den Marktfrauen mit ihren Kämmen im Haar zuschauen, wie sie ihren Wocheneinkauf machen. Hier gibts wirklich alles: Zappelnde Fische, tote Fische, die schon stinken, gesalzene Fische, lebende Hühner, nicht gerupfte tote Hühner, gerupfte mit und ohne Kopf und Beine... Ekelhaft. Da wird man wieder zum Vegetarier. Eine alte Frau verkauft Reis in Blättern, sehr umweltbewusst.
Wir fahren weiter in ein Dorf, das Dinge aus Ton herstellt. Irgendwoher wussten die, dass wir kommen. An der Anlegestelle werden wir begrüsst und sofort durchs Dorf in ein Haus geführt. Hier zeigt uns das Mädel, das uns abgeholt hat, wie man kleine Schalen und Aschenbecher herstellt, während uns die Oma Tee und einen sehr süssen kleinen Ball zum Essen serviert. Natürlich ist die Idee, dass wir jetzt auch was kaufen. Hmmm. Na gut... Was kleines... Für meine Schwester und ihren Mann... Den Ofen lassen wir uns auch noch zeigen. Das ist ein Loch im Boden, viel Holz, Lehm und die Tür wird dadurch ersetzt, dass das Loch mit Lehm zugemacht wird. So geht's auch.
Zurück auf den See und zum nächsten Tempel. Das ist wirklich wie Taxifahren. Der Tempel schaut ähnlich aus wie In Dein, ist aber wesentlich weniger bekannt und besucht. Das könnte evtl. auch darn liegen, dass man erstmal durch knöcheltiefen Dreck waten muss, wenn man ankommt. Sandra muss auf die Toilette. Also erstmal ab ins Restaurant. Das scheint der Sonntagshangout der Teenager zu sein. Jeder Tisch ist mit einer geschwätzigen Gruppe besetzt. Wir kriegen gerade noch so einen Platz und ein paar Samosas. Der lange Weg zum Tempel ist ziemlich dreckig und im Tempel selbst hat schon lange keiner mehr Hausputz gemacht. Oma hätte hier Jahre zu tun bis alles "saubr butzad" ist. Ich habe vielleicht auch einfach zu sehr Hunger als dass mir im Moment noch etwas gefallen könnte. Unser Bootsfahrer will uns aber hier im Restaurant nichts essen lassen. Wir müssen noch kurz warten und hören uns so lange das Gejaule von einem extrem unterernährten Hund an. Wir haben nicht mal was zum Essen und er ist schon zu schwach, um noch zu bellen. Das ist wirklich schlimm mit anzuschauen. Jetzt dürfen wir an den im lehmigen Fluss schwimmenden und tauchenden Kindern vorbei zurück ins Boot und unser Freund fährt uns nach Hause. Ob er das wohl mit allen macht? Wahrscheinlich ist das ein Touristenshop und er versucht trotzdem sein Glück. Aber nein. Er hält tatsächlich vor einem dieser Stelzenhäuser ohne Werbung oder sonstige Touristenattraktionen. Eine Frau mit nassen Haaren schaut runter und bittet uns hochzukommen. Vorbei am Schweinestall, der auf halber Höher auch auf Stelzen gebaut wurde, dürfen wir wirklich in ein privates Zuhause. Was für eine Ehre. Die Schwägerin macht Tee, wir dürfen das ganze Haus anschauen. Alle schlafen im selben Raum und ich frage mich ein wenig, wie die Schwägerin mit dem Bruder die mind. 4 Kinder gemacht hat, die plötzlich aus allen Löchern kommen. Alle starren uns an. Ich bin erstaunt, dass es tatsächlich Holzschränke gibt und der wackelige Boden das aushält. Auch ein TV steht in der Ecke und überall hängen Stromkabel. Die Küche sieht aus wie auf der Essenstour gestern, nur nicht so gross. Und ein Reiskocher steht da. Den kochen sie also mittlerweile auch so. Natürlich geht der Besuch aber nicht zu Ende, ohne dass uns noch selbstgewobene Schals angeboten werden, die wir kaufen können. Dankend lehnen wir ab. Das ist ein kleiner Dämpfe für den sonst sehr netten Besuch. Bevor wir gehen, verteilt der Onkel noch Geld unter seinen Nichten und Neffen. Das verstehe ich nicht so wirklich. Wenn er uns zeigen will, dass er genug hat und großzügig ist, dann sollte er nicht morgens so hart verhandeln, dass er für den extra Trip zum Ton-Dorf mehr Geld braucht weil der Sprit so teuer ist. Für unser letztes gemeinsames Essen teilen Sandra und ich uns 2 Salate in einem für Touristen geeigneten Restaurant. Sie fährt heute abend weiter nach Yangon und ich morgen nach Bagan. Mein Versuch beim Boot umparken zu helfen, scheitert kläglich und die Jungs lachen. "Ich bin aus den Bergen" entschuldige ich mich.

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