Saturday, September 19, 2015

18. September Inle Lake, der Erste

4:45 ist zu früh für mich. Die Mädels, die bei mir im Zimmer schlafen, waren wirklich nett, aber auch sehr lange wach und am Reden. Es regnet immer noch und der Nachtportier kommt mit mir nach unten zum Taxi nachdem ich ihn wie vereinbart geweckt habe. Mehr als dass er winkt, damit eines der vorbeifahrenden Taxis anhält, macht er aber auch nicht, und ich frage mich, warum ich ihn dafür wecken musste. In weniger als einer halben Stunde bin ich am nationalen Flughafen. Hier laufen die Dinge noch ein wenig anders als bei meiner Ankunft im neuen Internationalen. In einer Halle passiert alles. Es stehen ein paar mobile Check-In Schalter rum, das übliche Plastiktüten und grosse Taschenchaos fällt schon kaum mehr auf, vor den Schaltern sind alte Waagen mit riesigen runden Anzeigen. 4 Mitarbeiter kümmern sich um meinen Check In. Meine Sitzplatznummer wird mit der Hand aufs Ticket geschrieben und auf der Passagierliste eingetragen. Einen Computer brauchen wir hier nicht. Die Sicherheitskontrolle verdient ihren Namen überhaupt nicht. Ich habe das Handy noch in der Hose, aber das macht nichts. Ich werde abgetastet, bzw. ein wenig gekitzelt und bin durch. Hinweis an alle Männer über 50: für die Backpacker Elefanten-hosen seid ihr zu alt.
Welcher Flug gerade durch eines der drei Gates boardet, ist sehr schwer zu verstehen. Zum Glück wird jeder mit einem Sticker ausgestattet, wo er hinfliegt, und wenn geboardet wird, gehen ein paar Jungs durch die Reihen und sammeln ihre Passagiere ein. Das sollte man sich mal am Münchner Flughafen vorstellen. 15 min vor Abflug werde auch ich eingesammelt und treffe in der Schlange auf 2 Amerikaner aus New Mexico, die zum Wandern hergekommen sind. Das ist eine ganz schön lange Reise für ein paar Spaziergänge in den nicht so hohen Bergen rund um den Inle Lake. Sie wollen mich ermutigen mit ihnen zu gehen, aber ich lehne dankend ab.
Es ist angenehm kühl beim Aussteigen. Hier kann ich schon wegen der Temperatur länger bleiben und ich weiss nicht mal was mich erwartet. Der Bus zum Terminal hat keine Sitze, ist aber auch kein Flughafenbus. Die Sitze wurden einfach ausgebaut, damit jeder stehen kann. Papa hätte hier seine wahre Freude. Mit 2 Italienern fahre ich nach Nyaung Shwe - oder so. Sie haben ein sehr schickes Hotel, aber der Taxifahrer setzt mich im Aquarius Inn ab. Hier ist es superschön. Ich bekomme Tee und Obst zur Begrüßung und treffe Sandra aus Spanien, die auch gerade angekommen ist und auf den See will. Wir trauen uns auf die Strasse und werden sofort belagert. "Need boat?" Das mögen wir beide nicht. Am Steg finden wir einen, der nicht so aufdringlich ist und fahren mit ihm jetzt die Standardtour ab. Einmal quer durch den Inle Lake, ein paar Verkaufsshops und nach In Dein. Es ist kälter als erwartet und mich friert es fast ein wenig. Pünktlich zum Regen halten wir in einer Weberei. Hier machen sie hauptsächlich Schals aus Baumwolle, Seide und Lotus. Lotusgarn ist gar nicht so leicht zu kriegen. Der Lotuszweig wird auseinandergebrochen, ein paar mal gedreht und die Fasern werden auf einen nassen Tische gelegt. So gewinnt man pro Runde ca. 5cm Faden. Warum man sich diesen Stress allerdings macht, ist mir nicht so ganz klar. Die Schals sind rauh, alles andere als angenehm auf der Haut. Der Laden, der zur Weberei gehört, ist riesig.leider haben wir überhaupt keine Ambitionen etwas zu kaufen und wollen weiter. Der Regen hat aufgehört. Beim nächsten Halt schauen wir uns an, wie man Boote macht. Das ist schon interessanter für mich. die Männer sägen zu zweit 3 Tage an einem Teakwood Balken bis sie die langen Bretter haben, mit denen dann das Boot gemacht wird. Das ist wirklich unglaublich, wie schwer die sich tun, wenn man bedenkt, wie schnell das mit einer Kreissäge gehen könnte. Hier können wir alles mögliche aus Holz kaufen. Im Haus drehen die Frauen Zigaretten. Fast hätte ich das vergessen. Bastiaan wollte welche mit Sternanis... Die Frauen freuen sich, dass jemand was kauft. Und im nächsten Shop kriegen wir die Kunst des Silberschmucks gezeigt, wie es aus dem Stein gewonnen wird und dann die Weiterverarbeitung. Ein junger Mann macht eine Halskette aus den kleinen Gliedern von Hand. Das ist unvorstellbar. Der Shop, der sich hier angliedert, gleicht mehr einer riesigen Lagerhalle. Das kann unmöglich alles so produziert werden. Aber auch hier finden wir nichts. Der typische Inle Lake Fisch ist zwar cool, aber wir würden ihn uns beide nicht um den Hals hängen. Eigentlich haben wir genug von den Shops. Wir kaufen doch eh nichts. Dann lieber Tempel. Im ersten sitzt in der Mitte nicht der übliche Buddha, sondern 5 Goldene Steine. Wir wissen nicht wirklich, was das ist. Hätten wir den Lonely Planet gelesen, wüssten wir, dass hier so viele Menschen Goldplättchen auf die Buddhas gelegt haben, dass nur noch die 5 runden "Blobs" übrig sind. Merkwürdig. In Dein hingegen ist ein echtes Highlight. Mehr als 1000 kleine Stupas, die um eine grosse Pagoda gebaut sind. Das schaut fantastisch aus. Und auf dem Weg dorthin laufen wir durch ein kleines Dorf. Die Kinder kommen gerade aus der Schule. Es regnet und regnet in Strömen. Aber wieder haben wir es gerade rechtzeitig unters Dach geschafft. Bis wir oben bei den Stupas sind, ist der Regen besser und wir trauen uns raus. Man kann das gar nicht richtig ins Auge fassen, wenn man zwischen den Türmchen steht.
Die Rückfahrt ist kalt! Ich decke mich mit der Schwimmweste und meinem Rucksack zu. Auf dem See ist allerdings superviel los. Die Tomatenbauern kommen aus den Schwimmenden Gärten, die Fischer sind zurück. Arbeiter werden von A nach B gefahren, Touristenboote schippern rum, manche sammeln Seegras. Kurz bevor es dunkel wird, kommen wir zurück.

Zum Essen gehen wir mit 2 Israelis, die auch im Hostel wohnen. Ich probiere Tomatensalat mit Sesamsauce, Sehr gut! Und ich lebe noch :)

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