Friday, November 1, 2013

1. November Inka Trail Tag 2

Um 5:30 werden wir von Carlos, der uns heissen Koka-Tee bringt, geweckt. Er fragt wie wir geschlafen haben… „Wie ein Baby“, nein, „Wie ein Lama Baby“, fügt er hinzu!. J

Heute soll also der härteste Tag werden. Die Temperatur ist ok, Arzu hat ihre erste Nacht in einem Zelt überlebt und ist nicht erfroren. Bevor wir uns anziehen und die Baby-Wipe Dusche machen, wärmen wir unsere Klamotten im Schlafsack. Arzu ist begeistert, dass ich es auch schaffe, mich darin anzuziehen. Mit meinem Deo bringe ich Arzu fast um. Sie kann sich gerade noch mit einem schnellen Öffnen des Zelts an die frische Luft retten.
Das Frühstück ist der Wahnsinn. Crepe, Obst, Brot,…

Und hier kommt mein Körper, der die heutige Geschichte erzählt…

Die Beine: Was macht sie denn heute? So schwer haben wir schon lange nicht mehr gearbeitet und obwohl es scheint, als ob sie schon länger nicht mehr im Büro war und wir schon in den letzten Wochen mehr beschäftigt waren, ist das heute schon heftig. Laufen wir etwa einen supersteilen Berg hoch? Und genügen Sauerstoff bekommen wir auch nicht. Hey, Blut, was ist da los?
Das Blut: Ich tu alles, was in meiner Macht steht, aber das, was sie da einatmet in den letzten Wochen hat einfach weniger Sauerstoff. Sie muss irgendwo oben in den Bergen sein.
Die Augen: Oh ja, Jungs, da ist sie und die Aussicht ist spitze. So langsam, wie sie sich bewegt, hätte ich alle Zeit der Welt, um mich umzuschauen und sie zu genießen, aber ich muss immer auf den Boden kucken, weil der Weg ziemlich uneben und steinig ist und wenn ich nicht aufpasse, verlieren die Füße die Kontrolle und wir fallen rechts den Abhang hinunter.
Das Hirn: „In the jungle, the mighty jungle, the lion sleeps tonight…“ Mit Musik kann ich das. Ich schaffe das. Ich muss nur im Rhythmus bleiben und das Lied immer wiederholen.
Der Mund: Was habe ich mir da eingebrockt? Warum mache ich das? Ich hätte mal schön mit dem Zug fahren können wie alle anderen auch.
Die Beine: Die Gruppe mit der Du gehst, ist viel zu schnell. Schau sie dir mal an, die sind alle super durchtrainiert. Wir müssen ein wenig langsamer werden wenn wir es bis zum Gipfel schaffen wollen bei der Steigung, die wir in den letzten 25 min hatten.
Das Hirn: Ok, wir laufen langsamer, aber dann verlieren wir den Anschluss an die Gruppe und die Langsamen sind zu langsam, da kommen wir ja nie an. Wenn man den Augen glauben kann, ist das schon noch ein ganzes Stück.
Der Kopf: Warum krieg ich den keinen Hut auf? Die Sonne brennt und so krieg ich doch Sonnenbrand in den Haaren.
…2h nach Beginn der Wanderung…
Die Beine: Wir gehen geradeaus… Was passiert? Machen wir Pause? Sind wir da?
Die Augen: Ja, wir machen Pause. Ich sehe die schnelle Gruppe und der Ausblick, Jungs, der Ausblick!!! Das müsstet ihr sehen.
Die Beine: Was interessiert uns der Blick? Wir wollen uns ausruhen.
Die Augen: Sorry, aber zuerst machen wir noch ein paar Fotos.

Der Magen: Krieg ich hier mal ein wenig Energie? Gibt’s eine Brotzeit? … Oh ja, hier kommt’s!
Das Blut: Ich kriege nicht genügend Sauerstoff. Wie weit ist es denn noch nach oben?
Die Augen: Die Hälfte haben wir geschafft, aber es scheinen alle dieselben Probleme mit dem Atmen zu haben.
… 20 min später …
Das Hirn: „In the jungle, the mighty jungle, the lion sleeps tonight…“ Warum gibt es niemand zum Reden?
Die Augen: Weil sie zu schnell ist für die langsame Truppe, wo ihre Freundin Arzu vom Israeli Israel den Berg hochgeschoben wird und zu langsam für die Schnellen, wo ihr Paul schon entgegenkommt weil Ben seine Kamera verloren hat und er jetzt nochmal ein Stück nach unten geht, obwohl er schon ganz oben war. Aber ich kann die Frauenbrust schon sehen, den Pass der Toten Frau. Höher scheint es nicht zu gehen.
Die Ohren: Ich habe jemanden erzählen hören, dass das 4200m sind und dann gehen wir in ein Tal und dann nochmal auf 4000m bevor wir schlafen dürfen.
Die Augen: Ich sehe Carlitos, der auf die langsame Truppe wartet.
Die Ohren und der Mund: Ja, endlich eine Unterhaltung!
Die Beine: Oh ja, eine Pause!
... Die letzten 20 min ...

Ich kann nicht mehr, ich habe keine Kraft mehr und ziehe meinen Körper an den Laufstöcken nach oben. Als ich endlich ankomme, begrüßt mich die schnelle Truppe mit Applaus. Ich schnappe nach Luft und mache ein paar „Endlich hier“ Fotos…


Das ist schon ein tolles Gefühl.

Als die Gruppe komplett ist und wir uns alle ein wenig ausgeruht haben, raffen wir uns zu einem Gruppenfoto auf und starten dann den Abstieg. Am liebsten hätte ich meine Ski jetzt dabei. Es ist steil und die Treppen sind ungleich. Die Knie finden das nicht so toll, aber im Moment ist es besser als den Berg weiter hochzuklettern. Als ich mich umschaue, wird mir klar, wo wir nach dem Mittagessen hingehen. Steil bergauf. L
Aber zuerst gibt’s was zu essen. Sebastian hat sich wieder selbst übertroffen. Ich habe keine Ahnung, wie er so gute Sachen kochen kann mit der wenigen Ausrüstung, die die Porters mittragen. Der Ort, an dem wir mittag essen, ist für viele Gruppen der Schlafplatz für die Nacht. Sie laufen den 2. Berg nicht gleich  noch hoch, sondern erst morgen. Das hört sich super an, als ich da so am Boden liege, mich ausruhe und hoffe, dass ein Engel kommt und mich hochträgt. Aber es kommt keiner und Ruben sagt immer wieder „Noch 20 min“, aber das stimmt nicht. Zuerst sind es noch 20 bis zum ersten Halt, dann zur Inka-Ruine, dann bis zur ¾ Marke und dann sind wir endlich am Pass des Toten Mannes. Wenn man bedenkt, dass der Pass der Toten Frau durch eine Brust gekennzeichnet war, kann man sich hier nur ausmalen, warum der Zweite so heisst. J
Wir essen Ritter Sport Schokolade und machen uns auf den Weg nach unten. Die Treppenstufen sind wirklich steil und auch ungleich. Es braucht wirklich volle Konzentration, damit man nicht fällt. Arzu, Ruben und ich gehen ein Stück mit den beiden Kanadierinnen, aber mir ist das nun wirklich zu langsam. Die schleichen wie die Schnecken und unterhalten sich über unwichtige Dinge. Also „renne“ ich ein Stück und geniesse die Aussicht. Es ist neblig und wir laufen in den Wolken, aber nach einer Weile klart es auf und wir sehen das wunderschöne Tal, wo wir sehen können, dass es wirklich nur noch nach unten geht von hier. J
Als Arzu, Ruben und ich es zur letzten Inka-Ruine für heute schaffen, kommen die ersten schon wieder die 100 Treppenstufen, die sie oben liegt, herunter. Arzu will nicht mehr hoch und ich bin auch mehr an der Toilette im Camp interessiert, also lassen wir sie sausen. Carlitos wird das nicht besonders freuen, weil er diese Ruine erklärt, aber wir können es nicht ändern. Wir laufen zum Campingplatz und sind schon gewaschen und voller Deo als die anderen kommen. Heute probiere ich zum ersten Mal Trockenshampoo, kann aber keinen Unterschied erkennen. Unser Zelt ist neben den beiden Führern und Carlos klärt uns auf, dass Schnarchen nicht gestattet ist. Naja, wir sind die Mädels… Das sollte also ihre Aufgabe sein, das sicher zu stellen. J
Zum Abendessen hören wir Geistergeschichten von Ruben und er schwört, dass sie alle wahr sind. Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie glauben soll und entscheide mich, es nicht zu tun, damit ich schlafen kann.

Unser Zelt geht nicht ganz zu und weil die Kanadierinnen etwas von Taranteln erzählt haben, die nachts in die Zelte krabbeln, müssen wir improvisieren, damit Arzu schlafen kann. Zum Glück sind unsere Wäschesäcke multifunktional. J

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